Das laufende Kirchenjahr liegt in den letzten Zügen, das neue steht vor der Tür – es beginnt mit dem ersten Advent am
kommenden Sonntag. Das Ende des Kirchenjahres regt zu Gedanken über das Ende des Lebens und das Ende der Welt an, überhaupt über die Endlichkeit des Lebens. So begehen viele Christinnen und Christen in diesen Wochen Gedenkfeiern an ihre Verstorbenen.
Unsere Lebenszeit ist begrenzt. Der Blick auf das Ende kann Angst machen, auch die Vorstellungen über das Ende der Welt, gerade wenn sie uns in den apokalyptischen Bildern der Bibel vor Augen geführt werden. Allerdings wollen diese Texte nicht Angst machen, sondern Trost spenden.
Sie beschreiben ungeschönt, was Menschen zu allen Zeiten immer wieder erleben: Krieg und Not, Naturkatastrophen, Spaltungen bis in die Familien hinein. Es sind Erfahrungen der Unvollkommenheit und Endlichkeit der Welt. Die biblischen Autoren bleiben jedoch nicht dabei stehen; ihre doppelte Botschaft lautet: Am Schluss kommt alles gut, weil Gott das Ziel von allem ist und nicht ein sinnloses Ende auf uns wartet. In der Zwischenzeit gilt es, bewusst zu leben und das Beste zu tun. Dazu ermutigen die biblischen Autoren mit ihren Weckrufen. Das Ende darf nicht untätig abgewartet werden,
erstarrt wie die Maus vor der Schlange; vielmehr soll das Leben mit seinen Licht- und Schattenseiten gestaltet werden, ebenso die Welt. Das Ende – persönlich oder auf die Welt bezogen – kommt, wenn die Zeit gekommen ist. Das Leben will zu jeder Zeit sinnvoll gelebt werden. Dazu passt das Bonmot des französischen Arztes Alexis Carel – er hat 1905 die erste Herztransplantation durchgeführt: «Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.» Wenn wir das neue Jahr mit der Vorbereitungszeit auf Weihnachten und dem Geburtsfest des Erlösers beginnen, sind wir eingeladen, unser Leben bewusst in die Hand zu nehmen und zuversichtlich im Heute
zu leben.