«Damit sich die Asylsuchenden wohlfühlen – und auch wir»

«Damit sich die Asylsuchenden  wohlfühlen – und auch wir»
Gegen 400 Personen besuchten den Infoanlass zum Asylzentrum, in dem bis zu 294 Personen leben könnten. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Sumiswald: Alle beteiligten Stellen informierten über das Asylzentrum im Forum, das im Februar 2023 seinen Betrieb aufnehmen wird. Dennoch blieben einige Fragen offen.

Das geplante Asylzentrum bewegt die Bevölkerung, wie der Besuch von rund 400 Personen am Infoanlass vom Montagabend beweist. Besonders im Zentrum stand das Thema Schule. Schliesslich gilt im Asylbereich die Regelung, dass Kinder, sobald sie über genügend gute Deutschkenntnisse verfügen, in den Regelklassen integriert werden. «Wie viele werden das sein?» – «Das wissen wir jetzt noch nicht», sagte Matthias Gabat­huler von der ORS Service AG, die alle Asylunterkünfte im Emmental und Oberaargau führt. Vergleiche man mit anderen Unterkünften, dürften in Sumiswald dereinst 60 bis 70 Kinder leben. Schulinspektor Christoph Schenk fügte an: «Wir rechnen damit, dass zwei Klassen eröffnet werden müssen.» Daraus würden für die Gemeinde keine zusätzlichen Kosten entstehen, weil die Schule über den Lastenausgleich von allen Gemeinden getragen werde.


«Fanden immer gute Leute»

«Und wie wollen Sie genügend Lehrkräfte finden?» – «Der Mangel an Lehrkräften ist ein Fakt», sagte Schulinspektor Schenk. «Bisher fanden wir aber immer gute Leute.» Matthias Gabathuler von der ORS Service AG bat in seinem Referat auch um die Mithilfe von Freiwilligen. Eine Frau, die sich im Asylzentrum in Bärau seit Jahren engagiert, munterte die An­wesenden auf, bei den Integrationsbemühungen mitzuhelfen: «Damit sich die Asylsuchenden wohl fühlen – und auch wir.»

Gemeindepräsident Fritz Kohler tat sich schwer mit dem Entscheid, in einem grossen Teil des Forums ab Februar eine Asylunterkunft zu betreiben. Am Ende habe der Gemeinderat aber keine Wahl gehabt. «Zum einen muss das Emmental mehr Flüchtlinge aufnehmen», hielt Kohler fest, «zum andern braucht das Forum unbedingt Einnahmen.» Er betonte aber erneut, dass es das Ziel sein müsse, das Forum Sumiswald wieder seinem ursprünglichen Zweck, dem Sport, zuzufügen.


Bevölkerung fühlt sich übergangen 

Hans Grunder, Verwaltungsratspräsident der Forum Sumiswald AG, musste einiges an Kritik einstecken. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlten sich übergangen. «Mir ist bewusst, dass der Entscheid auch Besorgnis auslöst», meinte Grunder. Der Verwaltungsrat verfüge aber über die Kompetenz, den Mietvertrag zu unterzeichnen – und auch wieder aufzulösen. Frühester Kündigungstermin ist nach drei Jahren. Die Zwischenzeit wolle die Führung des Forums nutzen, um das Unternehmen auf eine «gesunde wirtschaftliche Basis zu stellen», erklärte Hans Grunder. Denn so wie bisher könne es nicht weitergehen. Der Wille des Verwaltungsrats sei klar, das Forum wieder als Sportzentrum zu nutzen. 

«Wir sind froh, können wir das Forum mieten»

«Derzeit werden dem Kanton Bern pro Woche rund 100 Personen aus verschiedenen Ländern plus 50 aus der Ukraine zugewiesen», erklärte Manuel Haas, Leiter Asyl und Flüchtlinge des Kantons Bern, am Informationsanlass in Sumiswald. Die bestehenden Unterkünfte im Kanton Bern seien weitgehend belegt, genau gleich wie die Bundeszentren, in denen Asylsuchende zuerst untergebracht werden. 


Manuel Haas, wie haben Sie den Infoabend in Sumiswald erlebt?

Dass viele Anwohnerinnen und Anwohner Bedenken und offene Fragen haben, ist normal. Speziell war, dass viele Fragen die bisherige Nutzung des Forum Sumiswald und dessen langfristige Perspektive betrafen.  


Eignet sich das Forum Sumiswald als Asylunterkunft? 

Ja, es müssen nur wenige Anpassungen vorgenommen werden. Beispielsweise werden Waschmaschinen oder kleinere Küchengeräte installiert. Die Suche nach geeigneten Gebäuden ist schwer. Wir sind froh, dass wir einen Teil des Forums mieten können. 

Die Unterkunft wird über maximal 294 Plätze verfügen. Ist das ein vergleichsweise grosses Zentrum?

Wir haben im Kanton Bern auch Asylunterkünfte mit 80 oder 90 Plätzen. Die grösste Unterkunft befindet sich im Viererfeld in Bern, wo bis 1000 Personen Platz finden. Generell braucht es eine gewisse Grösse, um effizient und wirtschaftlich arbeiten zu können.  


Wo werden die Asylsuchenden -untergebracht, wenn alle bestehenden Unterkünfte voll sind?

Dann werden als erste Option temporär Zivilschutzunterkünfte eröffnet, wie dies früher ebenfalls schon gemacht wurde. 


Werden in Sumiswald Leute aus der Ukraine oder aus anderen Ländern untergebracht?

Das ist noch offen. Wir erfahren vom Staatssekretariat für Migration jeweils am Vortag, welche und wie viele Leute von den Bundeszentren in den Kanton Bern kommen. Derzeit ist der Bedarf an Plätzen für Menschen aus anderen Ländern sehr gross.

24.11.2022 :: Bruno Zürcher (zue)