Neuartige Solarthermie-Anlage installiert

Neuartige Solarthermie-Anlage installiert
Die neue Anlage befindet sich auf dem östlichen Fabrikdach; das «leere» Dach links weist nicht die notwendige Tragfähigkeit auf. / Bild: zvg
Langnau: Auf dem Emmi-Dach entsteht die erste industriell genutzte solarthermische Anlage mit Vakuumflachkollektoren der Schweiz. Die Wärme wird direkt in der Fabrik genutzt.

Endlich oben angekommen, auf dem Fabrikdach von Emmi in Langnau, glaubt man sich vor einer Photovoltaik-Anlage. Gut 100 Panels stehen da in Reih und Glied. Aber sie produzieren keinen Strom, sondern Wärme. Die auf gut 200 Quadratmeter verteilten Hochvakuum-Solarthermiekollektoren stellen täglich einen Teil der für die Herstellung von Fondue-, Raclette- und Streichkäsespezialitäten benötigten Menge an hocherhitztem Wasser her. Sie absorbieren Sonnenlicht und wandeln es in Wärme um – und zwar übers ganze Jahr hinweg, auch bei schlechtem Wetter.


Schweizer Premiere

Diese vom Genfer Anbieter TVP Solar realisierte thermische Solaranlage stelle eine Premiere in der Schweizer Industrie dar. Nicht ohne Stolz weist Gilbert Farina, Verkauf- und Marketingverantwortlicher von TVP Solar, auf diesen Umstand hin. Über den Dächern von Langnau erklärt er den Anwesenden Firmen- und Medienvertretern das Funktionieren dieser Anlage. Bereits verwendetes Wasser aus dem Produktionsprozess wird mit rund 60 Grad aufs Dach geleitet. Dort fliesst es durch die unter Vakuum stehenden Panels – diese sind nicht mit Stromkabel, sondern mit Wasserleitungen untereinander verbunden – und werden so von der Sonne erhitzt. Das bis zu 95 Grad heisse Wasser fliesst in der Folge unten auf dem Fabrikgelände in einen hochisolierten Warmwasser-Puffertank zur Zwischenspeicherung. Von dort erfolgt die Einspeisung in den Produktionsprozess.

Mit von der Partie war auch Roger Nordmann. Der SP-Nationalrat ist Verwaltungsratspräsident der ebenfalls im Projekt involvierten Firma Planair SA. Diese ist verantwortlich für die technische Verbindung zwischen der Solaranlage und den bestehenden Anlagen. Immer wieder zückt Nordmann oben auf dem Dach sein Handy. Die Fotos schicke er seiner Parteikollegin, Bundesrätin Sommaruga.

55 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr

Wie Emmi Langnau und TVP Solar auf Anfrage mitteilen, beliefen sich die Investitionskosten auf weniger als eine halbe Million Franken. Erstaunlich auch die tiefen Unterhaltskosten. Weil das System automatisiert arbeite und die Kollektoren zudem nicht gereinigt werden müssten, -seien diese mit rund 1300 Franken jährlich marginal.

Dieses Schweizer Pilotprojekt sei, so Emmi, durch das Bundesamt für Energie BFE gefördert und mit Mitteln der Klimastiftung Schweiz unterstützt worden. «Die thermische Solaranlage verringert unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sichert einen Teil unserer Energieversorgung und stabilisiert unsere Energiekosten. So können wir Engpässe bei der Versorgung vorbeugen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten», bringt es Gerold Schatt, Leiter Nachhaltigkeit bei Emmi, auf den Punkt. Künftig könne so der Ausstoss von 55 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden.

Sonnige Aussichten – auch für die Liebhaber des Gerber Fondues.

17.11.2022 :: Daniel Schweizer (sdl)