«Die Schule ist heute ganz anders als zu unserer Zeit»

«Die Schule ist heute ganz  anders als zu unserer Zeit»
Der Ist-Zustand: ein Klassenzimmer der Oberdiessbacher Primarschule. / Bild: Markus Zahno (maz)
Oberdiessbach: Viele Gemeinden brauchen mehr Schulraum. Auch Oberdiessbach plant einen Neubautrakt für die Prim, eine neue Tagesschule und einen neuen Saal. Kostenpunkt: 16 Millionen.

Konolfingen, Signau, Rüegsau, Escholzmatt-Marbach, Rüderswil und Lauperswil. Sie alle – und noch viele weitere Gemeinden – müssen Schulhäuser erweitern respektive erneuern. Sie investieren hundertausende Franken in die Planungen und Millionen in die Bauprojekte.

Oberdiessbach, die 3500-Einwohner-Gemeinde am Übergang zwischen Emmental und Oberland, steht ebenfalls vor diesem Schritt. Das Primarschulhaus soll für 10 Millionen Franken einen Neubautrakt erhalten und saniert werden, zudem sollen im alten Geissbühlerhaus für 6 Millionen Franken eine Tagesschule und ein Saal mit 220 Sitzplätzen entstehen.


Die Teuerung

An einem Infoabend in der vollbesetzten Aula erläuterten die Behörden und Architekten das Oberdiessbacher Projekt in allen Details. Und der pensionierte Chemiker Heinz Wyss, der heute Lehrpersonen beim Unterricht unterstützt, erklärte: «Die Schule ist ganz anders als zu unserer Zeit.» Es braucht Räume für Gruppenarbeiten und für individuellen Förderunterricht, flexiblere Klassenzimmer, Mediotheken, moderne Arbeitsbereiche für Lehrpersonen – im Fachjargon «Lehrerlandschaft» genannt – und, und, und.

Diesen Anforderungen werde das aufgegleiste Projekt ebenso gerecht wie den steigenden Schülerzahlen. «Es ist nicht Luxus, sondern zweckmässig. Das passt zu Oberdiessbach», sagte Gemeindepräsidentin Bettina Gerber. Ursprünglich waren für die Schulhauserweiterung und den Geissbühlerhaus-Umbau knapp 14 Millionen Franken vorgesehen. Doch wegen der Teuerung steigen die Kosten um fast 10 Prozent, wie Gemeinderat Stephan Hänsenberger erklärte. Grössere Flächen und zusätzliche Brandschutzauflagen sorgen ebenfalls für Mehrkosten. Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, haben die Behörden an anderen Orten nochmals gekürzt.


Die Volksmeinung

So kam ein Projekt zu Stande, das nun 15,97 Millionen Franken kostet. Um sich das leisten zu können, ist laut den Behörden eine Steuererhöhung von 1,54 auf 1,64 Einheiten nötig. Am 12. Dezember stimmt die Gemeindeversammlung darüber ab. «Im Falle eines Neins kommt das Projekt wohl wieder in die Schublade», so Bettina Gerber. Ansonsten findet am 12. März die Urnenabstimmung zum 15,97-Millionen-Kredit statt. Baubeginn wäre im Frühling 2024, die Arbeiten würden zwei bis drei Jahre dauern.

Am Infoabend stiess das Projekt bei den Bürgerinnen und Bürgern auf Wohlwollen. Auch viele Vereine tragen das Projekt mit – nicht zuletzt deshalb, weil sie bereits bei der Planung in den Begleitgruppen mitreden konnten. Doch es gab auch kritische Fragen. Der Strom sowie viele weitere Dinge würden teurer, gab ein Votant zu bedenken; es sei eine Belastung, jetzt auch noch die Steuern zu erhöhen. Er schlug vor, mit der Steuererhöhung wenigstens noch ein Jahr zu warten, «dann kommen auch die Strompreise wieder runter».


Die Zukunft

Andere Bürgerinnen und Bürger hinterfragten die Rolle der Denkmalpflege, die beim Umbau des über 220-jährigen Geissbühlerhauses mitredet. Oder sie wollten wissen, ob nicht die Gefahr bestehe, dass viel Unvorhergesehenes zu Tage trete, dass die Teuerung bei den Baumaterialien ungebremst weitergehe. Gerne würde er die zukünftige Entwicklung exakt voraussagen können, erklärte einer der Architekten. Aber das sei nun einmal nicht möglich.

Auch das haben alle Schulhausprojekte gemeinsam.

Schulhausprojekte – ein paar Beispiele

Konolfingen will seine Primarschule in Stalden zentralisieren. Zum 30-Millionen-Neubauprojekt hat das Volk vor drei Jahren hauchdünn Ja gesagt. Doch nun wird der Neubau mindestens 6 Millionen teurer, es braucht nochmals eine Abstimmung.

Signau baut für 13,6 Millionen Franken einen Campus, den das Volk diesen Juni bewilligt hat.

Rüderswil und Lauperswil wollen je rund 6 Millionen Franken für ein Oberstufenzentrum in Zollbrück investieren. Die Abstimmungen finden Ende November statt.

Biglen stimmt ebenfalls am 27. November über 11,4 Millionen für eine neue Turnhalle ab. Dafür ist eine Steuererhöhung geplant.

Escholzmatt-Marbach wollte für rund 20 Millionen ein neues Schulhaus mit Gemeinde- und Pfaarsaal bauen. Das Volk lehnte den Kredit ab.

Rüegsau brauchte ebenfalls mehrere Anläufe für den Schulhausneubau in Rüegsauschachen. In der zweiten Abstimmung gab es ein Ja zum 14,3- Millionen-Kredit für die Anlage, die kürzlich eingeweiht wurde.

Eggiwil erweitert für 5,9 Millionen Franken das Dorfschulhaus. Hier werden auch die Kinder aus jenen Aussenbezirken unterrichtet, deren Schulen geschlossen wurden.

17.11.2022 :: Markus Zahno (maz)