Atelier 1818: Ein Farbtupfer für das Dorf

Atelier 1818: Ein Farbtupfer für das Dorf
Mit dem Atelier 1818 setzt Daniel Wenger einen Kontrapunkt zur schnelllebigen Zeit. / Bild: Christina Burghagen (cbs)
Oberdiessbach: Daniel und Eva Wenger eröffneten jüngst im Herzen von Oberdiessbach das «Atelier 1818» und schenken dem Ort einen künstlerischen und innovativen Treffpunkt.

Die Idee, ein Atelier für Buchbindekunst zu eröffnen, kam dem Ehepaar Wenger vor einem guten Jahr im Shop eines Lausanner Museums. Denn dort gab es unter anderem originelle, handgemachte Notizbücher, die sie inspirierten. Daniel Wenger arbeitete lange Jahre als Buchbinder in der graphischen Branche, seine Frau, von Beruf Kindergärtnerin und Erwachsenenbildnerin, komplettiert das Know-how durch ein künstlerisches Händchen und ein sicheres Auge für Raum-Ambiente. So entstand im ehemaligen Bernina- und Wollegeschäft, das coronabedingt schliessen musste, das «Atelier 1818». Auf der Suche nach einem geeigneten Standort schaute sich das Paar zunächst in ihrem Wohnort Wichtrach um, doch das Lokal in Oberdiessbach erwies sich als sehr geeignet durch Standort, Grösse und Ausstrahlung. «Die Nähe zum Buumehus gleich nebenan gefiel uns auch gut», verrät Wenger.


Emotionen wecken

«Ich wollte unbedingt eine Zahl im Namen haben», erzählt Wenger. «Das Haus selbst erfüllte uns diesen Wunsch, denn ‹1818› als Erbauungsjahr steht an der Fassade.» 

Im Zeitalter der Kurznachrichten via Smartphone und Co. ein Atelier für Notizbücher, Ordner und Klemmbretter in allen denkbaren Farben und Grössen zu eröffnen, ist als Kontrapunkt zu verstehen. Denn gute Gedanken brauchen einen geeigneten Ort, wo sie bewahrt werden können, wie in einem schönen Buch. «Wir wollen Emotionen und ein haptisches Erleben wecken», so der Atelierbesitzer. Für die Schreibwaren verwendet er ausschliesslich alte Tapeten aus Restbeständen oder Fehldrucken. «Dies ist zum Beispiel die Tapete für Migros-Restaurants», erzählt Wenger, und hält ein kleines, feines Büchlein hoch. Der Druck sei misslungen, weil er einen verwaschenen Strich habe, der da nicht hineingehört. Der Optik tut das aber keinen Abbruch. «Tapeten haben immer eine Struktur, die fühlbar ist», erklärt der gelernte Buchbinder, «deshalb fassen wir sie gerne an, was für Plastikfolien nicht gilt». Die Herstellung des Notiz-Sortiments übernimmt eine Werkstatt, in denen Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten.


Farbstark und mühelos

Als weiteres Highlight bietet das «Atelier 1818» eine spezielle Farbe für «Tjhoko Paint» an. Wer alten Möbel zu neuem Glanz verhelfen, sich aber nicht mit dem Abschleifen oder Abbeizen plagen möchte, kann unbesorgt auf diese Acryl-Kreide-Farbe aus Südafrika zurückgreifen. Denn sie hält praktisch auf jeder gesäuberten Fläche. Einige Möbel im «Atelier 1818» bekamen von Eva Wenger diesen neuen Anstrich, mit beeindruckendem Erfolg. Denn die mattierte Ausstrahlung überzeugt und die Farbpalette ist üppig. Ergänzt wird das Sortiment durch regionale, kühle Getränke und einem von Hand aufgegossenem Kaffee mit speziellem Filter – zu geniessen im oder bei schönem Wetter vor dem Atelier. 

Wer das Buchbinden in seinen Grundzügen erlernen möchte, kann einen der Workshops besuchen, die das Atelier anbietet. Termine und weitere Infos gibt es unter www.atelier1818.ch.

06.10.2022 :: Christina Burghagen (cbs)