Die Glocke von 1408 ertönte wieder – man hört ihr das Alter nicht an

Die Glocke von 1408 ertönte wieder – man hört ihr das Alter nicht an
Zur Einweihung wurde die Glocke ins Schwingen gebracht. Künftig soll sie zu speziellen Anlässen ertönen. / Bild: Elisabeth Uecker (ues)
Affoltern: Am Wochenende wurde der Campanile, an dem die alte Glocke bei der Kirche montiert wurde, endlich eingeweiht. Künftig soll sie zu ­speziellen Anlässen erklingen.

Die Glocke, welche nun neben der Kirche Affoltern hängt, hat eine bewegte Geschichte. Sie trägt die Jahrzahl 1408 und wurde damals wohl vor Ort gegossen, wie man heute annimmt. Nicht bloss der Transport mit Ross und Wagen wäre schwierig gewesen, man müsse auch bedenken, dass man andere Vogteien hätte queren müssen, was zu Problemen hätte führen können, war an der Einweihung zu vernehmen. 


Bürger wehrten sich 

Die Glocke hat sowohl die Reformation, wie auch einige Kirchenrenovationen gut überstanden. Doch im Jahr 1938 musste sie bei einer gründlichen Renovation vier neuen Glocken Platz machen. Man wollte damals die alten Glocken der Glockengiesserei in Zahlung geben, damit diese eingeschmolzen werden. Viele Bürger stellten sich jedoch dagegen und retteten so die 600-jährige Glocke, welche während all der Jahre bei freudigen und auch traurigen Gelegenheiten erklungen war. Viele Jahre stand sie daraufhin auf dem Rasen vor der Kirche. 


Verspätete Einweihung 

Zum 850-Jahr-Jubiläum von Affoltern hatte man ein grosses Fest geplant. Dabei sollte der Dorfspeicher gedreht (die «Wochen-Zeitung» berichtete) und die Glocke wieder zum Klingen gebracht werden. Leider kam wegen der Corona-Pandemie alles etwas anders. Der Speicher wurde bereits in einem feierlichen Akt gedreht. Die Glocke stand auch schon einige Zeit an ihrem neuen Standort, doch mit der Feier hatte man noch zugewartet. Am 2. Oktober war es nun so weit. Mit einem Gottesdienst und einem Fest wurde die Glocke in einem Campanile – einem Holzgestell, welches Engelsflügeln nachempfunden ist – feierlich zum Klingen gebracht. Der Klang konnte sich auch nach 600 Jahren durchaus mit neuen Glocken messen. 

Nachdem Oliver Baer, von der Firma Muribaer, die Glocke zum Schwingen gebracht hatte, konnten auch Martin Sommer, Präsident der Kirchgemeinde, sowie Christine Ryser als Sigirstin, sich im Läuten versuchen. Danach wurde der Mechanismus wieder abgeschlossen; künftig soll die Glocke nur zu bestimmten Gelegenheiten geläutet werden. 

Während des Fests konnte auch der Kirchturm besichtigt werden, in dem jene Glocken nun läuten, welche die historische Vorgängerin abgelöst haben. 

«Gute Apfelernte»

Gleichzeitig mit der Einweihung des Campanile fand der traditionelle Öpfumärit bei der Schaukäserei statt. Wie Ueli Steffen, Geschäftsleiter der Fachstelle Obst und Beeren, Oeschberg, erklärte, falle die Apfelernte in diesem Jahr gesamtschweizerisch nicht schlecht ausgefallen. Die Bäume hätten zwar unter der Trockenheit gelitten, wie auch alle anderen Pflanzen. Dank den Hagelnetzen seien die Obstkulturen jedoch vor grösseren Schäden bewahrt worden, erzählte der Fachmann weiter. Neben Most frisch ab Presse, fehlten auch die duftenden Apfelchüechli mit Vanillesauce nicht. 

06.10.2022 :: Elisabeth Uecker (ues)