Die Stromtarife steigen – aber sehr unterschiedlich stark

Die Stromtarife steigen –  aber sehr unterschiedlich stark
Wie viel zahle ich pro Kilowattstunde Strom? Die Tarife steigen – aber in sehr unterschiedlichem Mass. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Emmental/Entlebuch: Die Preise für elektrische Energie sind derzeit ein viel diskutiertes Thema. Während etwa die BKW ihre Tarife publiziert hat, werden viele regionale Versorger dies erst tun.

Die BKW hat ihre Stromtarife für 2023 bereits publiziert, die CKW wird dies Ende August tun (siehe Kasten). Im Gebiet der «Wochen-Zeitung» gibt es weiter eine ganze Reihe kleiner Stromversorger. Meist handelt es sich um Gemeinden, welche ihre Bewohner nebst mit Trinkwasser auch mit Strom versorgen. Die meisten von ihnen kaufen fast allen Strom ein, produzieren selber also kaum.  

Wer aktuell Strom für das Jahr 2023 einkaufen will, zahlt um 75 Rappen pro Kilowattstunde – das ist das rund Zehnfache im Vergleich zu vor ein, zwei Jahren, ist bei mehreren Energieversorgern zu erfahren. Per Ende August müssen aber alle ihre Tarife bekannt gegeben. 


Frühzeitig eingekauft 

Einige Versorger haben die Tarife bereits publiziert, etwa die Arni Energie AG. Der Tarif für «easy light», bei dem ein Einheitstarif gilt, beträgt 24,51 Rappen pro Kilowattstunde, was einer Erhöhung von 1,3 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Hinzu kommt auf der Abrechnung dann noch der jährliche Grundpreis von 90,47 Franken. «Wir haben glücklicherweise frühzeitig eingekauft», sagt Alfred Bolliger, Verwaltungsratspräsident der Arni Energie AG. «Wir haben auch schon zwei Drittel für das Jahr 2024 und einen Drittel für 2025 gesichert. Dies allerdings zu einem höheren Preis.» Per 2024 werden also auch für die Kunden der Arni Energie AG die Stromtarife steigen. 

Die Tarife noch nicht publiziert hat Energie Wasser Oberburg (EWO). Betriebsleiter Hans Burkhalter verrät aber, dass diese per 2023 «nur moderat» angehoben werden müssten. Auch die EWO hat vorgesorgt. «Für 2024 haben wir aber noch nicht alles», berichtet Burkhalter. Er rechne damit, dass der Strom teurer eingekauft und die Tarife nach oben angepasst werden müssten. Eine derartige Hausse bei den Energiepreisen habe er noch nie erlebt. Die aktuelle Entwicklung führe auch dazu, dass die EWO-Kunden derzeit leicht mehr für ihren Strom zahlen als jene der BKW – «jahrelang war es umgekehrt», bilanziert Burkhalter. 


Grosskunden sind eher betroffen

Die EWO beliefert auch Industriebetriebe mit einer Energiemenge von jährlich mehreren Millionen Kilowattstunden. «Dort konnten wir 2023 noch einen guten Preis machen. Wie es 2024 aussieht, ist noch unklar.»

Grosse Strombezüger (ab 100´000 Kilowattstunden pro Jahr) sind nicht wie Privatkunden an die BKW oder einen anderen Versorger gebunden, sondern können auf dem freien Markt einkaufen. «Die Mehrzahl unserer Kunden hat sich frühzeitig (bis vor drei Jahren) eingedeckt und zahlt damit auch 2023 weniger als in der Grundversorgung», schreibt die BKW.


Teurer Strom im Ilfisstadion

Noch keinen Vertrag für 2023 hat die Ilfisstadion AG (Isag). Man habe für das Jahr 2022 einen Vertrag abgeschlossen, wobei der Tarif schon deutlich höher sei als früher, erklärt der Verwaltungsratspräsident Bernhard Gerber. Die höheren Energiekosten habe die Isag zum Teil selber getragen, aber auch auf die Eismieter abgewälzt und von der Gemeinde Langnau einen höheren Beitrag erhalten. «Aktuell liegen Offerten auf dem Tisch, die für 2023 einen drei- bis vierfachen Strompreis beinhalten», sagt Gerber. «Ich bin aber zuversichtlich, dass an Neujahr die Lichter in der Ilfishalle nicht löschen werden. Wir werden eine Lösung finden.» 

Geringe Erhöhung bei der BKW, deutliche bei der CKW

Während die BKW ihre Stromtarife für 2023 bereits am 28. Juni publiziert hat, sind die Preise der zweiten
grossen Anbieterin im Gebiet der «Wochen-Zeitung», der CKW, noch nicht bekannt. «Die Tarife für 2023 müssen bis am 31. August kommuniziert werden», schreibt die Medienstelle der Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) auf Anfrage. Werden die Tarife erhöht? «Aktuell kann ich Ihnen noch nichts Konkretes sagen. Ausser, dass die Preise sicher deutlich steigen werden. Dies aufgrund der geopolitischen Lage, welche die internationalen Energiepreise massiv in die Höhe trieben.»

Anders bei der BKW (Bernische Kraftwerke). Vergleicht man die Tarife bei den Privat- und Gewerbekunden (bis jährlich 50´000 Kilowattstunden) – dazu gehören Haushalte sowie kleinere Gewerbebetriebe –, sind die Tarife 1,3 bis 1,5 Prozent höher als im Jahr 2022. So wird für den mittleren Tarif «Energy blue» pro Kilowattstunde 23,81 Rappen verrechnet. Hinzu kommt der jährliche Grundtarif von 164,78 Franken. 


Vorteil eigener Kraftwerke

«Die Kundinnen und Kunden der BKW in der Grundversorgung werden von den steigenden Preisen an den Energiemärkten weitestgehend verschont», schreibt die Medienstelle der BKW auf Anfrage. «Die gebundenen Kundinnen und Kunden müssen nicht den aktuelle Marktpreis bezahlen, sondern die Kosten für die Stromproduktion in den BKW-eigenen Kraftwerken.» 

25.08.2022 :: Bruno Zürcher (zue)