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Alles Ebbe oder was?

Geht es mit Schwung ins Ebbe-Jahrzehnt? Wenn am Ende des Geldes noch Monat übrig ist, dann wohl, weil es eine Schieflage gegeben hat. Ebbe in der Kasse ist ein Phänomen, das manche monatlich kennen, andere erst durch die Corona-Pandemie zu spüren bekommen haben. Doch Gott sei Dank, die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosenquote geht zurück und fällt auf ein historisches Tief. Eigentlich ein Grund, glücklich zu sein, wäre da nicht Ebbe auf dem Arbeitsmarkt. In allen Bereichen fehlen Fachkräfte: in der Gastronomie, im Gesundheitswesen, in der Bildung – auch Handwerker werden oft verzweifelt gesucht. In diesem Sommer gibt es auch Ebbe beim Wasser. Schön beschrieben heisst es in den Medien: Das Klima im Mit-telland der Schweiz gleicht sich dem der Toscana an. Ist das nicht cool? Denn dann muss niemand mehr nach Italien reisen, und Stau am Gotthard ist Schnee von gestern… Dies würde einerseits bei den Benzinpreisen nicht nur das eigene Portemonnaie schonen, sondern auch noch das Klima. Na ja, im Mittelland fehlt das südländische Flair, was auch mit einer Flasche toskanischem Wein nicht aufkommt. Auf der anderen Seite heisst das, die Trockenheit lässt vieles verdorren. Ebbe in der Pflanzenwelt. Die Landschaft wird von Brauntönen 

beherrscht, der Boden ist aufgerissen – sofern er nicht durch Beton versiegelt oder mit schweren Bau- und landwirtschaftliche Maschinen verdichtet wurde. Dagegen ist fast kein Kraut gewachsen. Selbst der Regen perlt daran ab und verschwindet einfach in der Kanalisation. Manchmal kommt es dort aber zu Stau, wegen der Massen an Wasser. In der Folge entstehen verheerende Überflutungen, die zu teuren Schäden führen. Das reisst Löcher in die Staatskasse und sorgt für Ebbe in den Schatullen der Versicherungen. Und das nach der Pandemie. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine, der für Teuerungen bei den Rohstoffen und bei der Energieversorgung verantwortlich ist. Gas und Strom wird knapp, der Run auf Campingkocher, Notstromaggregate und Holz ist eröffnet. Das sorgt für Ebbe in manchen Geschäften. Die Inflationszahlen steigen und steigen, auch für Nahrungsmittel und Konsumgüter. Letztlich ziehen die Lebenshaltungskosten stark an. Da gibt es leider kein nachhaltiges Einkaufen von Bio-Produkten, sondern es kommt auf den Tisch, was man sich leisten kann. Schuldige für die Ebbe sind schnell gefunden. Im Normalfall sind es immer die anderen. Die Erde dreht sich weiter im Kreis. Hoffentlich bleibt sie besser im Lot als meine Waage, selbst wenn die Flut kommt… 

18.08.2022 :: Martina Jud