Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

Noch einmal davongekommen

Vor dem «Aber» war klar, dass wir unseren Urlaub in unserem heissgeliebten Piemont verbringen werden. So heiss, wie sich die Gegend um Nizza Monferrato jedoch seit Wochen präsentiert, schmilzt diese Liebe wesentlich schneller als jede Gelati. 

Wie sollen wir dort mit unserem Hund auf kochendheissem Asphalt Gassi gehen? Egal in welche Richtung wir uns bewegen, bis zum nächsten schattenspendenen Wäldchen oder ungeteerten Weg sind zuerst einmal mindestens ein paar hundert Meter glühende Strasse zu überwinden. Aber selbst wenn wir diese pfotenbratende Hölle überwunden hätten, würden die Wege nicht wirklich erträglicher. Seit vergangenem Oktober hat es in der Gegend nicht mehr geregnet. Die Böden und Wege sind wüstenähnlich ausgetrocknet, man bewegt sich durch knöcheltiefen Staub, oder besser gesagt, durch feinsten, braunen Puder, der jeden grobkörnigen Sand vergleichsweise als Geröll erscheinen lässt. 

Läuft der Hund voraus, wirbelt er diesen Puder hoch und das nachfolgende Herrchen riskiert darob eine chronische Staublunge mit rückkehrgefährdender Kurzatmigkeit zu erleiden, was allenfalls schwächebedingtes Niedersinken und allmähliches Verdorren zur Folge haben könnte. 

Item, selbst wenn sich das Herrchen mit letzter Kraft noch irgendwie weiterzuschleppen vermöchte, so hätte sich der Hund inzwischen in der Staubwolke entfernt («aus dem Staub gemacht» wäre in diesem Fall wohl nicht zutreffend) und würde das heisere Krächzen seines ermatteten Chefs – «Noccio, Fuss!» – wohl nicht mehr vernehmen.  

Doch selbst wenn Hund und Mensch diesem Hitze- und Staubinferno irgendwie entkommen und das kühlende Gemäuer des Ferienhauses erreicht haben, so ist damit noch nicht viel gewonnen, denn jetzt gilt es, den Hund zu entstauben, was nur mit einem Industriestaubsauger zu bewältigen wäre. Der Einsatz eines Teppichklopfers ist aus tierschützerischem Grund keine taugliche Alternative. Aber auch die an sich schlaue Idee des Abspritzens mit dem Gartenschlauch entpuppt sich als Fiasko. Der Staub im Fell des Hundes wird sofort hart wie Zement und unver­sehens steht eine sehr lebensecht wirkende Hundestatue im Garten, was zwar den Vorteil hätte, dass der Hund nicht mehr Katzen jagt. Aber weil wir unseren Hund wesentlich lieber übermütig springend und bellend sehen, verbringen wir unsere Ferien ihm
zuliebe nun halt daheim im kühlen (Wein-)Keller.

28.07.2022 :: Peter Leu