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Dank der Dorf-Art mit der Bevölkerung in Kontakt treten

Dank der Dorf-Art mit der Bevölkerung in Kontakt treten
Mitarbeitende des BWO-Ateliers verschönerten letzte Woche mit ihren Kunstwerken das Dorf. / Bild: x x (x)
Langnau: Schnecken, Spechte und Gesichter: Letzte Woche fanden Passanten überall im Dorf verschiedenste Kunstwerke, hergestellt in den Ateliers der Stiftung BWO.

«Sie lösen sich schon auf!» Elke Sommer nimmt eine der Schnecken, die auf einer Mauer am Strassenrand ausgelegt sind, in die Hand. Tatsächlich bleibt eine weisse Spur zurück. Dass sich die Tiere im Regen verflüssigen, sei eigentlich gewollt, meint sie: «Im Schneckenkörper aus ungebranntem Ton hat es Samen einheimischer Wildpflanzen. Jeder Passant kann eine Schnecke mitnehmen und bei sich zu Hause im Garten auslegen», erklärt sie das Prinzip. Sobald sich der Ton verflüssigt habe, würden die Samen befreit und könnten spriessen. Elke Sommer ist Betreuerin im Atelier der Stiftung BWO in Langnau. 


Überraschungen im ganzen Dorf

Elke Sommer und die Praktikantin Marina Kummer begleiten heute zwei ihrer Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung, Christian H.* und Bekim S.* Schon seit Anfang Woche verteilen sie überall Kunstwerke, die in den Ateliers der Stiftung BWO entstanden sind. Alle in den Ateliers sind per du. «Das erleichtert die Kommunikation», sagt Sommer. Etwa die mit Christian H. Er ist um die 50 Jahre alt und hat heute seinen langsamen Tag. Gemächlich, mit den Händen die Ohren verschliessend und den Blick zum Boden gerichtet, geht er neben der Praktikantin her. 

Vor den beiden schiebt Elke Sommer einen Rollstuhl. Darin sitzt Bekim S., ein junger Mann. Aufmerksam hört er zu, wenn ihm die Betreuerin das Geschehen beschreibt. «Bekim sieht nichts», begründet sie. «Mämäm», sagt er. «Weshalb hast du Hunger, du hast doch kürzlich gegessen», fragt Elke Sommer. «Mämäm», wiederholt Bekim. Er wirkt aber zufrieden. Weiter geht der Spaziergang. Im Dorfbrunnen schwimmen Blumen, zusammengehalten durch Kreise aus Zweigen. In einem Baum suchen hölzerne Spechte nach Nahrung und aus einem Schaufenster lachen fröhliche Gesichter mit Haaren aus getrockneten Blumen, Kaffeebohnen und Muscheln.


Einfach umsetzbare Kunstwerke

«Wir machen ungefähr zweimal im Jahr eine Projektwoche, die etwas anders verläuft als gewöhnlich», erzählt die Betreuerin. Das aktuelle Projekt Dorf-Art habe zum Ziel, mit der Langnauer Bevölkerung in Kontakt zu treten. Wichtig bei den Kunstwerken sei es gewesen, dass diese einfach umzusetzen seien. Denn viele Bewohnerinnen und Bewohner hätten nicht nur geistige, sondern auch körperliche Beeinträchtigungen. «Einen Schneckenkörper zu rollen, ist auch mit eingeschränkter Fingerfertigkeit möglich», macht sie ein Beispiel. Genau so wie etwa das Zerknüllen von Seidenpapier zu bunten Kügelchen, die zu Fischen zusammengesetzt eine Meerlandschaft bilden.

 

Ein lachendes Gesicht

Ein Gesicht lacht die Passanten aus einem Strauch heraus an. Soeben ist ein Männertrio, darunter der Leiter des BWO-Ateliers, Robert Blaser, damit fertig geworden, Blumen und Zweige zu drapieren. Blaser ist mit dem Jüngsten der Atelier-Mitarbeitenden unterwegs. Beide sind mit einem Spiralkabel miteinander verbunden. «Jannik rennt sonst manchmal einfach davon», erklärt sein Betreuer den Grund. Jannik F.* kommuniziert mit einzelnen, aber klaren Worten und erzählt unterwegs begeistert von Zügen und Autos, aber auch von Mami und Päpu. «Wie viele unserer Mitarbeitenden kam er mit 18 Jahren, nach Abschluss einer heilpädagogischen Schule, zu uns», sagt Blaser. Am Mittwoch sei jeweils der Bade- und Sporttag. Jannik liebe Wasser. Der Betreuer wendet sich zum anderen jungen Mann im Trio um. «Gell, auch du schwimmst gerne?» Tobias Z.* bejaht. Nebst dem Schwimmen liebt er es, mit der Bohrmaschine Löcher in Holzstücke zu bohren. 

Um halb zwölf ist Mittagszeit. «Ich glaube, es gibt Bratwurst», macht Robert Blaser den jungen Männern die Rückkehr schmackhaft. Die anderen vier sind schon wieder im Atelier. Im Gepäck ein paar Schnecken weniger. 

30.06.2022 :: x x (x)