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Einfach Banane

Es scheint ein neuer Trend zu sein, Nachrichten oder Podcasts in einfacher Sprache anzubieten. Vor allem im Radio finden sich immer mehr Sender, die davon Gebrauch machen. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause höre ich sehr oft einen Wochenrückblick in einfacher Sprache. Interessant ist momentan die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine. Das ganze Elend, die ganze Tragik wird dabei auf die reine Tatsache reduziert. Es gibt keine Beschönigungen, keine Verklärung. Es ist, was es ist: Krieg. Dabei fiel mir auf, wie andere Nachrichten vor Geschwätzigkeit überschäumen oder zur Panikmache mutieren. 

Diese Erkenntnis erschien mir ein guter Grund zu sein, mich mal mit Rhetorik auseinanderzusetzen. Bei Wikipedia gibt es eine ellenlange Liste verschiedenster «Tricks», Sprache gezielt einzusetzen – manchmal geht das Ganze aber ganz schön daneben. Nehmen wir den Akzismus, eine vorgetäuschte Gleichgültigkeit: «Das wäre doch nicht nötig gewesen.» Pleonasmus, die Verdoppelung: «Der runde Ball kullerte ins Tor.» Litotes, Hervorhebung durch Untertreibung: «Meine Wenigkeit.» Neogolismus, Wortneuschöpfungen: «Lockdownspeck.» Da ist es nicht schwer zu begreifen, wie Politik und Medien, aber auch Wirtschaftsbosse und Manager geschult sein müssen, um ihre Standpunkte zu «verkaufen». Gute Rhetoriker können Massen manipulieren. Eigentlich ist das nichts Neues, aber Menschen fallen immer wieder darauf rein. Darum bin ich für Nachrichten in einfacher Sprache. Basierend auf ungeschönten Fakten. Donald Trump oder Putin nennen die Medien pathologische Narzissten. In schlichterer Sprache sind sie Männer, die gerne im Mittelpunkt stehen, das Gewissen samt der Moral an der Garderobe abgegeben haben und die Menschen auf fantasievolle Weise belügen. 

Es ist also wünschenswert, dass der Trend von Nachrichten in einfacher Sprache anhält und sich weiter ausbaut. Dass man ungeschminkt und ohne Effekthascherei berichtet. Aber noch wünschenswerter ist es, mehr
positive Nachrichten zu verbreiten oder die Meldungen mit einer Prise Humor anzureichern, ohne dass
dieses gleich missverstanden würde. Da sich derzeit die Affenpocken von Staat zu Staat hangeln und neue
Wellen von Corona-Varianten sich für den Herbst fertigmachen, gehe ich mal einkaufen. Nein, ich besorge mir weder Toilettenpapier noch Olivenöl. Auf meinem Zettel stehen Bananen, natürlich jene mit dem Aufkleber
von Max Havelaar. Diese Etiketten klebe ich in meinen Impfpass. Dann muss ich mich nur noch Boostern
lassen…

23.06.2022 :: Martina Jud