Ergänzendes Schaffen: Autorin Lisa Schneider und Maler Henri Lehmann. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Lützelflüh: Buchlesung und Bilderausstellung: Die Buchautorin Lisa Schneider und der Maler Henri Lehmann machen in der Kulturmühle Lützelflüh gemeinsame Sache.
Die Roman- und Lyrikautorin Lisa Schneider aus Regensburg stiess im Internet auf ein Bild des Malers Henri Lehmann aus Grünenmatt, das sie so berührte, dass sie einen Kommentar dazu zu schreiben wünschte. Das wurde ihr gewährt, darüber hinaus bat Lehmann sie, Texte zu seinem Bilder-Buch zu verfassen, was sie gerne tat. Nach so viel Gemeinsamkeiten trafen sich die beiden nun zum ersten Mal in der Kulturmühle. Sie stellte ihr neues Buch vor, er stellte einige Bilder aus. Ein gelungenes, gemeinsames Wochenende.
Passion Schreiben
Die 58-jährige Deutsche hat es als Dichterin noch nicht zu Weltruhm gebracht. Doch sie hat schon ein halbes Dutzend Bücher mit Romanen, Kurzgeschichten, Essays und sogar Gedichten verfasst. «Ich arbeite als Hauptbeschäftigung in einem italienischen Supermarkt», erzählt sie. Bei der Deutschen Bahn habe sie zwar besser verdient, aber es sei langweilig gewesen. Nun trifft sie auf alle möglichen Menschen, plaudert mit ihnen, erfährt Geschichten, Dramen, Romanzen aus ihrem Leben – Stoff für ihre literarische Arbeit. Ihre Schreibweise ist eher ungewöhnlich, sogar ausgefallen, schon den Buchtiteln nach. «Affenleuchten», «Kuckucksparadies» «Wolken Fisch» heissen die. Die Leseprobe, leider nur eine Viertelstunde kurz, stammt aus dem neusten Werk: «Das Glück zwischen den Zeilen». Es entstand in Zeiten von Corona. «Abstand halten, freundlich bleiben» beginnt ein Gedicht, und endet mit «Blumen sehen, Vögel, Bäume! Wolken stehen jetzt für Träume». Modern, aktuell, und mit einem Hauch von Melancholie ist auch ihre Kurzgeschichte mit Szenen aus dem Alltag eines jungen Paares.
Seit ihre drei Söhne erwachsen seien, bleibe ihr mehr Zeit für ihre Passion, das Schreiben, sagt sie. Und sie hoffe auf einen Durchbruch, der sie wenn nicht berühmt, so doch wenigstens bekannt werden liesse.
Passion Malen
Henri Lehmann, Architekt und Kunstmaler aus dem Seeland, wohnt heute in Grünenmatt. Er verbrachte lange Zeit in Norddeutschland, so dass seine Malerei augenscheinlich vom Meer geprägt wurde. Im Untergeschoss hängen diese Bilder, ganz in Blau: Das Meer, einmal ruhig leuchtend, dann von Eisblöcken durchbohrt mit Schnee im Hintergrund, nachher mit friedlich plätschernden Wellen, und zuletzt im Sturm, mit hochauftürmenden, Gischt spritzenden Wogen. Im Obergeschoss findet man die klein-formatigen, ruhigen Landschaften. Bäche, Bäume, Wälder – und immer liegt dieses zart schimmernde Licht über allem. «Ich male nach wie vor mit Öl auf Leinwand» erklärt der Maler, es gäbe viel schönere Übergänge als mit dem schnelltrocknenden Acryl. Seit seiner Pensionierung sei Malen seine Hauptbeschäftigung. Ob er einmal Schneiders Buch illustrieren würde, beantwortet er mit «warum auch nicht?!» Ob er im Emmental bleiben werde, wisse er nicht, eine gewisse Sehnsucht nach den Weiten des Seelands spüre er schon im Herzen.