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Viel Witz vor der Sommerpause

Langnau: Zum Saisonabschluss im Keller-Theater traten fünf talentierte Slam-Poetinnen und Poeten gegeneinander an. Zum Glück gabs eine Pause – um die Lachmuskeln zu lockern.

Poetry Slam ist ein Sprech-Wettstreit um die Gunst des Publikums. Als Preisgeld winkt eine Flasche Whisky, die vom Sieger sogleich mit den Verlierern geteilt wird. Letzten Freitag traten im Langnauer Keller-Theater zwei Poetinnen und drei Poeten gegeneinander an. Peter Heiniger leitete den Abend. Zu Beginn erinnerte er an die fünf Regeln: Nur eigene Texte. Keine Requisiten. Singen höchstens ansatzweise. Sechs Minuten pro Auftritt. Die fünfte Regel – Respekt vor allen Auftretenden – gelte dem Publikum, schloss er. 

Mit einer herrlich grausigen Western-Parodie, bei der man Klapperschlangen zischeln und Kojoten heulen hörte, stimmte Heiniger das volle Theater auf den Slam-Abend ein. 

Den Wettstreit startete Livia Bieri, das Jungtalent aus Trubschachen. Mit ihrem raffinierten Schnabelweidtext setzte sie die Latte sehr hoch an. 

Es folgte Jeremy Chavez mit einer Geschichte, bei der ein Lokführer im Aargau zwischen zwei Dörfern den Zug stoppt und eine vermeintlich verdiente Pause einlegt. Das Bahnnetz gerät nach und nach aus den Fugen und am Ende bleiben selbst die Flieger in Singapur am Boden. 

Caterina John nahm das Publikum mit auf eine Fahrprüfung, die kläglich endet. Anscheinend, sinnierte sie, darf man bei Rot nicht über eine Kreuzung fahren. 

Martin Baumann trug eigene Bauernregeln und Sinngedichte vor. Melodisch und schräg. 

Valerio Moser erhöhte die Schweiz zum Paradies, indem er die umliegenden Länder erniedrigte. Sein Text war gekonnt satirisch und erschreckend wirklichkeitsnah.


Hauchdünner Sieg für Jeremy Chavez

Die Pause war nötig, um die Stirn- und Lachmuskeln zu lockern, danach ging es im ähnlichen Stil weiter. Chavez (Ex-Schweizermeister im Team Poetry Slam) und Moser (Ex-Schweizermeister U20) schafften es in den Final. Jeremy Chavez gewann hauchdünn gegen Valerio Moser mit seinem Porträt über einen Mann, der nie ohne Rucksack aus dem Haus geht, vollgepackt, um gegen alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Die fünf Poeten bescherten dem Keller-Theater einen würdigen Saisonabschluss.

05.05.2022 :: Gabriel Anwander (agl)