«Ich finde alle Experimente cool»

«Ich finde alle Experimente cool»
Statt trockene Physiklehrsätze zu büffeln, können die Schülerinnen und Schüler im MINT-Zelt anpacken. / Bild: Lisa Willener (lwh)
Freimettigen: «Wow» – die Experimente im sogenannten MINT-Zelt sind richtig spannend. Das ist für die Schüler und Schülerinnen, die sie ausprobieren, rasch klar.

Die Schulglocke klingelt. Rasch rennen die letzten Schüler ins Schulhaus in Freimettigen. Nur die Klasse von Petra Bürki steht noch draussen und macht sich auf den Weg ins runde MINT-Zelt auf dem Pausenplatz. Dort wartet bereits ein Helfer des MINT-Projekts auf die Schüler und Schülerinnen der ersten bis sechsten Klasse aus Häutligen. «Kann mir denn jemand von euch sagen, was MINT eigentlich bedeutet?» Wie aus der Kanone geschossen kommt von allen gleichzeitig die Antwort: «Mathematik, Informatik, Natur und Technik.» Petra Bürki lacht laut auf und sagt: «Da habt ihr aber gut aufgepasst.» 


Experimente statt Schulunterricht

Im runden, weissen Zelt sind diverse Posten aufgestellt. Zuerst stellt der Helfer des MINT-Zeltes alle Experimente kurz vor. Die Schüler hören alle gespannt und aufmerksam zu. Einmal geht sogar ein fasziniertes «Wow» durch die Reihen. Dann dürfen sich die Kinder in Gruppen zusammentun und selber alle Posten ausprobieren. Vor einem Greenscreen werden Bilder geschossen, auf einem Velo wird Strom erzeugt und an einer Wand mit blinkenden Knöpfen wird die Reaktion der Schülerinnen gemessen. Sofort herrscht reges Treiben, denn es gibt vieles zu sehen und zu tun. Nach einer gewissen Zeit gibt es einen Wechsel und die Kinder widmen sich einem neuen Experiment. Für ihn gebe es kein Lieblingsposten, erklärt ein Schüler. «Ich finde eigentlich alle cool.» 


Interesse wecken

Immer weniger Jugendliche absolvieren ein Studium oder einen Berufslehre im MINT-Bereich. Laut der kantonalen Bildungs- und Kulturdirektion hat dies in den vergangenen Jahren zu offenen Ingenieurstellen und einem Mangel an Fachkräften geführt. Da sich Jugendliche bereits im Alter von 13 bis 14 Jahren für einen Beruf entscheiden, sei eine möglichst frühe MINT-Förderung von grosser Bedeutung. Das Berner «MINT Mobil» basiert auf einem erfolgreichen Projekt des Kantons Luzern und startete im Sommer 2021 mit einer ersten Pilotphase. Wenn alles nach Plan verläuft, sollte das Projekt bis im Schuljahr 2027/2028 im ganzen Kanton Bern unterwegs sein. 

Doch nicht nur die Experimente im Zelt gehören zu dem Projekt. Bereits im Vorfeld wählen die Klassen eine sogenannte MINT-Box zu einem Thema aus und arbeiten im regulären Unterricht daran. «Wir haben uns für das Thema Energie entschieden», erklärt Klassenlehrerin Petra Bürki. «Der Besuch im Zelt ist eigentlich nur ein kleiner Teil des Projekts.»  


Lehrreicher Ausflug

Die Erst- bis Sechstklässler aus Häutligen haben auf alle Fälle viel Spass an den verschiedenen Posten im Zelt. Mit grossen Augen und glühenden Wangen experimentieren die Schüler und Schülerinnen und diskutieren über die Versuche. «Ich glaube, diese Kugel kommt als erste am Ziel an», erklärt ein Schüler seinem Kollegen und zeigt auf die Kugel mit der geraden und kurzen Bahn. Tatsächlich ist schliesslich die Kugel mit der längeren, gebogenen Bahn am schnellsten. Sofort wird dem Jungen klar, dass die Beschleunigung auch eine wichtige Rolle spielt. «Stimmt, diese Kugel ist halt am Anfang schneller.» 

In einem anderen Teil des Zelts tritt eine Schülerin hart in die Pedale. Obschon es noch recht kühl ist, hat das Mädchen bereits ein rotes Gesicht. Vor dem fixierten Fahrrad sind in einem Kasten diverse Gegenstände zu sehen. So etwa ein Radio, diverse Glühbirnen und ein kleiner Fernseher. Auf dem Fahrrad kann die Schülerin nun ausprobieren, wie viel Kraft es braucht, um die jeweiligen Gegenstände zum Laufen zu bringen. «Diese Lichter hier sind am anstrengendsten», sagt das Mädchen, während es in die Pedale tritt. Es braucht also am meisten Strom, diese zu benützen. 


Spielerisch Erfahrungen sammeln

Die Erfahrungen, welche die Kinder dank dem MINT-Projekt gemacht haben, werden sicherlich in Erinnerung bleiben. Spielerisch setzte sich die Klasse von Petra Bürki an diesem Morgen mit naturwissenschaftlichen, mathematischen und technischen Phänomenen auseinander. Von aussen sieht man von den Experimenten nichts. Im morgendlichen Sonnenschein steht das weisse Zelt auf dem Pausenplatz in Freimettigen und wartet auf die nächsten Schüler und Schülerinnen aus der Region. Nach der MINT-Woche wird das Zelt wieder abgebaut und kommt auf einen nächsten Pausenplatz, um auch dort Kinder zu faszinieren und begeistern.

31.03.2022 :: Lisa Willener (lwh)