Sportfonds hätte Geld – doch viele Vereine stellen kein Gesuch

Sportfonds hätte Geld – doch viele Vereine stellen kein Gesuch
Die Unterstützung des Sportfonds für Vereine umfasst auch Beiträge für Material. / Bild: zvg
Kanton Bern: Mit 17,5 Millionen unterstützte der Sportfonds letztes Jahr gemeinnützige Vorhaben. Es könnten mehr sein, denn nur wenige Vereine und Organisationen stellen ein Gesuch.

Es geschieht eher selten, dass der Kanton Bern meldet, es liege Geld bereit, um abgeholt zu werden. Beim Sportfonds jedoch ist dies der Fall. 1690 Gesuche sind letztes Jahr eingegangen, gesprochen wurden insgesamt 17,5 Millionen Franken. Möglich wäre aber mehr. Es stellten nur wenige der potenziell beitragsberechtigten Vereine und Organisationen auch tatsächlich ein Gesuch, schrieb die kantonale Sicherheitsdirektion Ende Januar in einer Mitteilung «Das ist schade, denn dieses Geld aus den Swisslos-Erträgen ist da, um abgeholt zu werden», wurde Sicherheitsdirektor Philippe Müller zitiert. Die Gelder im Fonds dürfen ausschliesslich für gemeinnützige Zwecke insbesondere im Bereich Breitensport verwendet werden. Aktuell beträgt der Bestand 27 Millionen Franken. 

Zwei Vereine, die das Angebot nutzen

Schon mehrmals ein Gesuch gestellt hat die Hornussergesellschaft Biglen-Arni. Dies vor allem für Anschaffungen wie neue Nousse und Schindeln. «Allein für Nousse geben wir pro Jahr rund 10´000 Franken aus; der Sportfonds zahlt 40 Prozent an die Kosten», sagt Kassier Ueli Zürcher. Diese Einnahmen seien für den Verein sehr wichtig. Aufwändig sei das Gesuch nicht. Zürcher, der es jedes Jahr ausfüllt, wendet etwa 30 Minuten dafür auf. «Allerdings ist es nur online möglich. Vielleicht lassen sich manche Kassiere davon abschrecken.»

Etwas umfangreicher ist das Gesuch von Sportland Sumiswald für den Pumptrack beim Forum, der sich noch im Bau befindet. «Wir haben zuerst gefragt, mit wie viel Geld wir rechnen können», sagt Marcel Stalder vom Trägerverein. Ihnen seien gut 40´000 Franken zugesichert worden. «Das ist ein substanzieller Beitrag bei Gesamtkosten von rund 220´000 Franken.» Das Geld würden sie erst erhalten, wenn abgerechnet sei, so Stalder. 

Weshalb gibts nicht mehr Gesuche?

«Für uns ist es ein Rätsel, weshalb sich nicht mehr Vereine und Organisationen bei uns melden», sagt Irène Steinegger-Meier, Leiterin Fonds und Bewilligungen der bernischen Sicherheitsdirektion. Die Vereine würden via Sportverbände über die Möglichkeiten informiert. «Vielleicht scheuen manche Vorstandsmitglieder den vermeintlichen Aufwand», mutmasst sie. Natürlich müssten gewisse Unterlagen eingereicht werden, doch sie verlangten nichts, was nicht sowieso schon vorhanden sei. Es könne auch sein, dass manche Vereine nicht auf Unterstützungsbeiträge angewiesen seien, so Irène Steinegger-Meier. Oder die Verantwortlichen wüssten schlicht nicht, dass auch für kleinere Anschaffungen und Vorhaben ein Gesuch gestellt werden könne. Es müsse nicht gleich eine Turnhalle sein, damit es sich lohne. Bei Material in Vereinsbesitz wie Bälle, Tore oder Stöcke etwa werden 40 Prozent der Anschaffungskosten zurückerstattet. Auch für Kursbesuche, das Durchführen eines Wettkampfs oder Breitensportanlasses können Beiträge gesprochen werden. Auf www.fobe.sid.be.ch sind im Praxisleitfaden und unter dem Stichwort Sportfonds die Möglichkeiten und Kriterien aufgeführt. Im Zweifelsfall solle man doch anfragen, ob etwas unterstützt werde, erklärt die Leiterin Fonds und Bewilligungen. Von den 1700 bis 2000 Gesuchen, die jährlich eingehen, würden weniger als ein Prozent zurückgewiesen.

Pro-Kopf-Beiträge für den Nachwuchs

Was offenbar auch noch nicht zu allen Sportvereinen durchgedrungen ist, sind die Pro-Kopf-Beiträge für den Nachwuchs im Breitensport. «Diese können alle Vereine mit Sitz im Kanton Bern für ihre ebenfalls hier wohnenden Mitglieder im Alter zwischen fünf und 20 Jahren beantragen», erklärt Irène Steinegger-Meier. Alles, was es brauche, sei ein Gesuch mit Adressliste, das jeweils bis Ende Januar eingereicht werden müsse. Zwei Millionen Franken würden so direkt für die Nachwuchsförderung entrichtet. «Das Geld wird anhand der Anzahl Gesuche aufgeteilt und liegt bei maximal 50 Franken pro Person und Jahr. 2021 waren es 32 Franken.» Eingegangen seien knapp 750 Anträge – dies bei 2000 Sportvereinen im Kanton Bern. 


Bild: Sportfonds

Sportfonds zahlt kleine und grosse Beiträge

Die Mittel im Sportfonds stammen wie jene im Lotterie- und im Kulturfonds – aus Einnahmen der Geldspielanbieterin Swisslos. Die Gelder werden anteilsmässig auf die Kantone verteilt. Unterstützt werden Vorhaben aus dem Kanton Bern, die gemeinnützig und der breiten Bevölkerung zugänglich sind. Die Höhe der ausbezahlten Beiträge reichen von ein paar
hundert Franken bis zu mehreren Millionen.

Der Sportfonds hilft insbesondere dabei, dass der Breitensport aktiv betrieben werden kann. Vereine profitieren zum Beispiel von Beiträgen an die Infrastruktur, für den Kauf von nicht persönlichem Sportmaterial oder für die Organisation von Wettkämpfen. Auch Gemeinden können Gesuche stellen, etwa für die Sanierung oder den Neubau von Sportanlagen. Keine Beiträge erhalten Privatpersonen und gewinnorientierte Unternehmen. 

10.03.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)