Doppelte Zäune und strikte Hygiene gegen die Schweinepest

Doppelte Zäune und strikte Hygiene gegen die Schweinepest
Ein zusätzlicher Zaun soll die Schweine vor Kontakt mit Wildschweinen schützen. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Entlebuch: Im Kanton Luzern leben viele Schweine, weshalb ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest verheerend wäre. Deshalb wappnet man sich gegen die Krankheit.

Tür auf, Sau raus. So lautet das Motto bei der Familie Studer vom Brügghof in Schüpfheim. Zweimal am Tag können die rund 350 Mastschweine in Gruppen in den Aussenbereich. Seit einiger Zeit sind die Schweine doppelt eingezäunt. Der zweite Zaun sei allerdings nicht wegen der Schweine, sondern wegen ungebetener Besucher: Menschen oder Wildschweine, die das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) übertragen könnten, erklärt Franz Studer. Neben den Mastschweinen leben auf dem Betrieb noch 90 Zuchtsauen. Der doppelte Zaun ist nur eine Massnahme, um die ASP vom Betrieb fernzuhalten. Im Schweinestall hat es eine Schleuse, in der sich der Landwirt oder Besucher umziehen, bevor sie zu den Tieren gelangen. 

Auch die Politik beschäftigt sich derzeit mit der ASP. Der Regierungsrat hat diese Woche auf eine Anfrage geantwortet, wie sich der Kanton in Sachen ASP rüste. Er zeigt dabei detailliert auf, welche Massnahmen der Kanton bei einem Seuchenfall ergreifen würde. 


«Ganz sicher ist man nie» 

Weil im Entlebuch bislang kaum Wildschweine gesichtet wurden, ist Franz Studer noch guten Mutes. «Der Erreger könnte aber auch über das Stroh oder das Futter eingeschleppt werden», erklärt er. «Man ist ja nie ganz sicher, dass nichts aus einem Gebiet stammt, in dem die ASP grassiert.» Falls der Betrieb betroffen wäre, würde das wichtigste Standbein wegfallen. «Die Schweinehaltung macht rund zwei Drittel unseres Einkommens aus», hält der Landwirt fest, der in einer Betriebszweiggemeinschaft auch noch Rindvieh hält. Studers Tiere sind versichert. Müsste er alle Schweine schlachten, erhielte er eine Entschädigung. «Bislang hatten wir diese Versicherung für den Einkommensausfall», berichtet er weiter. «Diese läuft aber bald aus und der Versicherer hat mitgeteilt, dass sie nicht erneuert werden könne.» 

«Für die Menschen ist dieses Virus absolut ungefährlich»

Bei Suisseporcs, dem Schweizerischen Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband, ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) ein grosses Thema, wie Raphael Helfenstein von der Geschäftsstelle bestätigt. 


Herr Helfenstein, wie ist die
aktuelle Situation?

Dass die ASP in Osteuropa grassiert, ist nicht neu. Sorgen bereiten uns derzeit neue Fälle in Italien.  


Jüngst wurde auch in Belgien ein Ausbruch registriert. 

Richtig. Das Beispiel Belgien zeigte aber, dass die Massnahmen wirken. Die Situation hat sich wieder beruhigt, weil der Herd sofort lokalisiert werden konnte und die Bekämpfung konsequent umgesetzt wurde. 


Welche Massnahmen haben die
hiesigen Schweinehalter ergriffen? 

Um keine Erreger in den Stall einzuschleppen, wechseln alle Personen ihre Kleidung vor jedem Betreten. Um die Übertragung durch Wildschweine zu unterbinden, wurden zusätzliche Zäune aufgebaut. Weiter werden die Mitarbeiter angehalten, keine Fleischwaren mitzubringen. 


Sind die Wildschweine die grösste Gefahr bei der Verbreitung? 

Dass Wildschweine die Krankheit weiterverbreiten, ist bewiesen. Man schätzt aber die Gefahr, dass ASP durch Menschen eingeschleppt wird, höher ein, wie die aktuellen Fälle aus Italien zeigen. Mögliche Szenarien wären: Ein Lastwagenfahrer aus Osteuropa hat ein kontaminiertes Schinkensandwich dabei, isst dieses nicht ganz auf und ein Wildschwein vertilgt den Rest. Oder Abfälle von Lebensmitteln, die das Virus enthalten, werden an Schweine verfüttert. 


Werden die Schweine rasch krank? 

Ja, sehr schnell. Die Tiere haben Fieber, Durchfall und weitere Symptome. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit. Ist ein Betrieb betroffen, muss der gesamte Bestand getötet werden.  


Besteht eine Gefahr für Menschen? 

Nein, für den Menschen ist dieses
Virus absolut ungefährlich.  


Ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest hätte schlimme
wirtschaftliche Folgen. 

Besonders im Kanton Luzern, wo ein Drittel der Schweizer Schweine gehalten wird. Für die wirtschaftliche
Existenz der Schweinehalter wäre ein Ausbruch existenzbedrohend: Die
Einnahmen von mehr als einem Jahr würde wegfallen. 


Unternehmen Bund und Kanton
genug gegen ASP? 

Wir von Suissporcs haben schon lange umfassende Übungen gefordert, um bei einem Ausbruch bereit zu sein. Im November fand nun eine erste nationale Übung statt.

27.01.2022 :: Bruno Zürcher (zue)