Sicherheit wollen alle – ob mit Polizeiwachen oder mehr Patrouillen

Sicherheit wollen alle – ob mit  Polizeiwachen oder mehr Patrouillen
Die Polizei im Dorf zu behalten, ist den Gemeinden im Entlebuch wichtig. / Bild: Markus Zahno (maz)
Kanton Luzern/Entlebuch: Die Pläne der Regierung, Polizeiposten zu schliessen, stösst bei Gemeindevertretern im Entlebuch auf Kritik. Argumentiert wird mit dem Sicherheitsgefühl.

Die Luzerner Polizei betreibt heute im ganzen Kanton 31 Wachen. Nun soll diese Zahl reduziert werden, wie Anfang Jahr publik wurde. Es bestehe ein Konzept der Luzerner Polizei betreffend Postennetz, bestätigt Erwin Rast, Mediensprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements. Wo Posten geschlossen werden sollen, lässt er offen. Der Regierungsrat habe noch keinen Beschluss gefasst. «Im Fokus sind dezentrale Kleinposten mit sehr eingeschränkten Präsenzzeiten.» Die Hauptposten in den Polizeiregionen sowie strategisch wichtige dezentrale Posten würden dagegen weiterhin betrieben. Der ganze Prozess werde über zehn Jahre dauern.


Posten steht für Nähe und Sicherheit

Alle drei Gemeinden im oberen Entlebuch verfügen heute über einen eigenen Polizeiposten. Von den Plänen des Regierungsrats, die offenbar durch eine Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangten, haben sie zuerst aus den Medien erfahren. Es sei schwierig, Stellung zu nehmen, wenn man keine Details kenne, sagen die angefragten Gemeindepolitiker. Klar ist, dass sie sich für ihre Wache einsetzen werden. Diese stehe für die Nähe zu den Bürgern, sagt Beat Duss, Gemeindepräsident von Escholzmatt-Marbach. «Die Bevölkerung kennt den Polizisten und dieser kennt die Gegebenheiten vor Ort. Das kann eine mobile Streife nicht bieten.» Der Posten vermittle ausserdem ein Sicherheitsgefühl. Dies kann Hella Schnider-Kretzmähr, Gemeindepräsidentin von Flühli, bestätigen. Die Wache in Sörenberg werde vor allem im Winterhalbjahr sowohl von Einheimischen als auch von Gästen geschätzt und genutzt. «Gerade für uns als Tourismusgemeinde ist es wichtig, die Polizei vor Ort zu haben.» Während die Posten in Escholzmatt und Sörenberg nur an wenigen Stunden pro Woche offen sind, ist jener in Schüpfheim, ausser am Sonntag, jeden Tag besetzt. Florian Furrer, Ressortvorsteher Raum und Sicherheit, geht denn auch davon aus, dass ihre Wache bestehen bleibt. Schliesslich sei die Polizei kürzlich in einen Neubau gezogen. «Schüpfheim nimmt in vielen Bereichen eine Zentrumsfunktion ein, da gehört ein Polizeiposten dazu.» 


Mehr Patrouillen auf dem Land

Nicht nur die Gemeindevertreter argumentieren mit der Sicherheit, sondern auch das Justiz- und Sicherheitsdepartement. «Sicherheit ist aber keine Frage einer Immobilie, sondern der sichtbaren Präsenz von Patrouillen.» Und diese solle gerade im ländlichen Raum erhöht werden, hält Mediensprecher Erwin Rast fest. Es gehe ja nicht nur darum, Posten zu schliessen, sondern es würden gleichzeitig Stellen aufgestockt. So könnten vermehrt mobile und flexiblere Einheiten für Patrouillen gebildet und diese insbesondere im ländlichen Raum eingesetzt werden. Dadurch würden die Interventionszeiten kürzer. Weiter habe «die zusätzliche Polizeipräsenz im öffentlichen Raum präventiven Charakter». Auch die Nähe zur Bevölkerung gehe nicht verloren. So behielten die Gemeinden ihre Ansprechpersonen, da die Mitarbeitenden, welche die Situation vor Ort kennten, weiterhin in den angestammten Regionen eingesetzt würden.


Gefahr der Zentralisierung

Auf solche Aussagen mag sich Guido Roos nicht so recht verlassen. Er ist Mitte-Kantonsrat und Geschäftsführer des regionalen Entwicklungsträgers Region Luzern West, zu dem auch das Entlebuch gehört. «Leider haben wir es in den letzten Jahren oft erlebt, dass Optimierungen meist auf eine Zentralisierung hinauslaufen. Und das geht zulasten der Randregionen.» Schnell einmal werde die Kostenfrage gestellt. Roos nennt als Beispiel den öffentlichen Verkehr. Wenn ein Postautokurs nicht rentiere, werde er gestrichen. Die Gefahr bestehe, dass dies bei Polizeipatrouillen ähnlich laufe, wenn die Anfahrt in ein Gebiet lange dauere. Enttäuscht zeigt sich Guido Roos, dass die Regierung die Gemeinden bislang nicht über die Reformpläne informiert habe. «Ich bezweifle, ob ein konstruktiver Dialog jetzt noch möglich ist, da die Ergebnisse ja offenbar bereits feststehen.» 

Beim Justiz- und Sicherheitsdepartement hiess es letzte Woche, die Gemeinden seien seit Beginn des Projekts 2019 durch den Verband Luzerner Gemeinden in einer Echogruppe vertreten. Diese werde «in den nächsten Tagen über den Projektstand informiert». 

Kanton Bern schloss 40 Polizeiposten

Auch im Kanton Bern kam es vor einigen Jahren zu Schliessungen von Polizeiposten. Im Rahmen der Strategischen Aufgabenüberprüfung (SAR) wurden ab 2004 knapp 40 Polizeiwachen aufgehoben. Heute bestehen noch deren 58. Das Besucherverhalten auf den Wachen und die Bedürfnisse der Bevölkerung würden fortlaufend geprüft und bei Bedarf Anpassungen vorgenommen, schreibt die Sicherheitsdirektion auf Anfrage. «Das kann Änderungen der Öffnungszeiten, der Wachenstandorte oder der Patrouillenpräsenz beinhalten. Einzelne Schliessungen sind folglich auch künftig nicht auszuschliessen.» 

20.01.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)