Griesbach wurde vor 60 Jahren begradigt

Griesbach wurde vor 60 Jahren begradigt
Stolz präsentiert Wasserbau-Ingenieur Karl Weber anno 1961 das Korrektions-Projekt des Griesbachs in der Turmmatte. / Bild: zvg
Sumiswald: An der Versammlung der Fischezen-Genossenschaft Griesbach erinnerte der Präsident an die Bachlauf-Korrektur vor 60 Jahren. Heute würde man einiges anders machen.

Zwei Drittel der Mitglieder kamen zur Generalversammlung der Fischezen-Genossenschaft Griesbach ins Restaurant Tannenbad. Im Jahresbericht schilderte Präsident Peter Mumenthaler hauptsächlich den Fischbesatz von Ende April. Damals wurden unter der Leitung von Ernst Jenni von der Fischzucht Oberemmental im Oberlauf des Griesbachs 15´000 Bachforellen-Brütlinge ausgesetzt. Ursache war eine Gewässerverschmutzung mit Fischsterben im Frühling 2020. Die Besatzaktion muss auf Anweisung des zuständigen Fischereiaufsehers Thomas Maurer noch dreimal wiederholt werden.

Auch berichtete der Vorsitzende über das Hochwasser, das am 24. Juni im Einzugsgebiet des Griesbachs enorme Schäden verursacht hat. Die Wassermassen traten an mehreren Stellen über die Ufer und überfluteten Strassen und Kulturland. Das Wasser ist durch den Eisenbahntunnel bis auf den Bahnhofplatz in Grünen gelaufen. Viele Fische konnten nicht mehr rechtzeitig ins Bachbett zurück und verendeten. Der kantonale Fischereiaufseher habe danach bei Unterhaltsarbeiten am Griesbach Bachforellen von unterschiedlichen Alterskategorien gefangen und umgesiedelt. «Auch die ausgesetzten Jungfische vom Frühjahr konnte er nach dem Extremereignis nachweisen», freute sich Präsident Mumenthaler. Obwohl grosser Handlungsbedarf besteht, werden bis im kommenden Frühling im Griesbach keine wasserbaulichen Arbeiten mehr ausgeführt. Die Laichzeit wird respektiert.

Aus Fehlern gelernt

Anfangs der 1960-er Jahre wurde der Griesbach im Bereich der Turmmatte begradigt. Bei der dafür notwendigen kleinen Güterzusammenlegung waren rund ein Dutzend Grundeigentümer involviert. Der Niveau-Bahnübergang beim VHB-Tunnel wurde ebenso aufgehoben wie das Wasserrad bei der ehemaligen Sensen- und Rechenmacherei Moser im Turm. Landparzellen wurden abgetauscht und der Weg nach Scherlenbach verlegt. Projektleiter war Wasserbau-Ingenieur Karl Weber aus Burgdorf. 

«Der damalige Wasserbau kannte vielfach nur noch den kanalisierten Blockverbau ohne Rücksicht auf den aquatischen Lebensraum», so Thomas Maurer. Dass man mit der damaligen Methode den Lebensraum der Bachforellen stark beeinträchtigte, wurde nicht erkannt. Heute werden die Steinblöcke mit einem Holzrost unterlegt. Dieses Fundament bietet den Bachforellen Unterschlupf. «In den vergangenen 60 Jahren hat sich der Wasserbau stark verändert. Man hat aus den Fehlern gelernt und setzt die gewonnenen Erkenntnisse gezielt zugunsten des Hochwasserschutzes und des aquatischen Lebensraumes ein», erklärte Thomas Maurer.

«Uferpflege ist wichtig»

Ein Genossenschafter erinnerte an die Notwendigkeit einer gestaffelten Uferpflege: «Man kann nicht lange nichts machen und dann einfach alles wegholzen. Schatten- und Sonnenwechsel sind für die Biodiversität im und am Bach enorm wichtig», erklärte er. Ebenfalls zu diskutieren gaben bei den Griesbach-Anstössern die Ausscheidung der Gewässerräume (Ortsplanungsrevision) und mögliche Renaturierungsprojekte.

13.01.2022 :: Ulrich Steiner (uss)