Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

Warum ich trotzdem glaube

Als ich Kind war, hatte die Bibel für mich – wie für viele andere auch – die höchste Autorität. So, wie es in der Bibel stand, so war es. Als Jugendlicher begann ich das zu hinterfragen. Zu viel Ungereimtes und Widersprüchliches war mir aufgefallen. Über solches zu diskutieren war allerdings in meiner Jugendgruppe tabu. Man soll glauben, nicht zweifeln, hiess es.

Im Theologiestudium dann musste ich mich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Bibel, die Religionen und den Glauben auseinandersetzen – und es war eine Befreiung. Ich konnte nun das, woran ich zweifelte, einordnen und erklären. Ich lernte verstehen, warum Menschen vor Jahrtausenden ihren Glauben so ausdrückten und ich versuchte, ihn in meine Lebenswelt zu übersetzen. Denn dass hinter all den unglaubwürdigen Geschichten und Erzählungen ein wahrer Kern steckt, diese Gewissheit habe ich nicht verloren. Und auch nicht die Einsicht, dass Glauben fürs Leben elementar ist.

Gerade die aktuelle Situation zeigt ja, wie viel man so «glaubt» und wie wenig man eigentlich «weiss». Ich habe aber auch erfahren, wie gut es tut, an einen Gott zu glauben, der an mich glaubt, wie wichtig es ist, einem Jesus zuzuhören, der aufrüttelt, hinterfragt, zu Freiheit und Liebe drängt. Und darauf zu vertrauen, dass da ein Geist
ist, der im rechten Moment die richtige Idee schickt. Das alles kann man nicht «machen». Das muss man bekommen – und dann auch an andere weitergeben, damit sie es auch bekommen.

Ich glaube heute anders als früher. Ohne Druck und Scheuklappen. In Freiheit – und oft auch mit Humor. Ich spüre, dass das, was wir «Gott» nennen, viel grösser ist als ich meinte und viel näher als ich dachte. Und ich wünsche Ihnen allen diese Entdeckung auch! 

06.01.2022 :: Samuel Burger