Das Material ist gefasst, nun gehts ans Trainieren

Das Material ist gefasst, nun gehts ans Trainieren
Jetzt sind alle ausgerüstet: Lukas Jutzi (Mitte) mit der fast kompletten Projektgruppe. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Langlauf: Seit zehn Jahren bietet der Signauer Lehrer Lukas Jutzi das Freifach Langlauf an. Die Schülerinnen und Schüler trainieren dabei für ein grosses Ziel: am Engadiner teilnehmen.

Seit 2012 bietet der Signauer Sekundarlehrer Lukas Jutzi als Freifach ein besonderes Projekt an: vom Langlauf-Anfänger an den Engadiner Halbmarathon. «In all diesen Jahren habe ich 82 Schülerinnen und Schüler im Langlaufen unterrichtet und alle haben schlussendlich den Lauf absolviert. Mit Ausnahme der letztjährigen Gruppe, weil der Lauf coronabedingt abgesagt worden war», weist der Ausdauersportler stolz auf die 100-Prozent-Quote hin. Die meisten kämen aus Neugierde und weil sie die sportliche Herausforderung meistern möchten, beschreibt Lukas Jutzi die Motivation der Schülerinnen und Schüler. «In der Anfangszeit waren jeweils sehr viele dabei. Über die letzten Jahre hinweg hat sich die Gruppengrösse bei acht bis zehn Oberstufenschülerinnen und -schülern eingependelt.» Heuer sei es übrigens das erste Mal, dass mehr Schülerinnen als Jungs dabei seien, zeigt sich Jutzi positiv überrascht. In der ersten Lektion wird das Programm besprochen und das Material übergeben. Zwischen Schuhen anprobieren und Skier anschreiben, erzählen die Teilnehmerinnen von ihren Erwartungen.


Vorfreude auf den Lauf 

Während die 14-jährige Diana Hirschi schon letztes Jahr dabei war und erste Erfahrungen sammeln konnte, ist es für die ein Jahr ältere Anna Blaser das erste Mal. Doch beide Eggiwilerinnen standen schon mal auf den Langlaufskiern. «Wir bekamen im Skilager vor zwei Jahren die Möglichkeit, Langlaufen auszuprobieren», erzählt Diana Hirschi. «Und weil meine ältere Schwester auch schon bei Herrn Jutzi im Freifach war und ich mit meinen Geschwistern manchmal in Trub auf die Loipe gehe, wollte ich unbedingt wieder mitmachen», nennt sie ein paar Beweggründe. Der wichtigste ist für die Neuntklässlerin aber das Zusammensein mit der Gruppe. «Und», ergänzt Diana Hirschi, «ich habe noch eine Rechnung offen: Weil wir letztes Jahr den Lauf coronabedingt nicht absolvieren konnten, hoffe ich, den Halbmarathon im März im normalen Rahmen mit allen Teilnehmenden laufen zu können.» Diana Hirschi weiss also noch vom letzten Jahr, was sie trainingsmässig erwartet. Für Anna Blaser ist alles neu. «Letztes Jahr hatte ich ein anderes Freifach belegt.» Nun sei sie umso motivierter, könne sie dabei sein. «Ich denke, ich werde viel erleben und Neues lernen», so die Erwartung der 15-Jährigen. Bedenken habe sie keine. Sie habe keine Ahnung, wie anstrengend der Halbmarathon sein werde. Aber jetzt, da sie das Trainingsprogramm gesehen habe, sei sie zuversichtlich. «Wir trainieren ja ein paar Mal zusammen, und da gewöhnt man sich von Mal zu Mal immer besser daran», so Anna Blaser, die auch sonst sehr sportlich unterwegs ist. 


Alle können mitmachen

Beim Halbmarathon-Projekt seien alle Schülerinnen und Schüler willkommen, betont Lukas Jutzi mehrmals. «Klar, fällt es Jugendlichen, die auch sonst viel Sport treiben und eine gute Kondition haben, leichter, den Lauf zu absolvieren», erzählt der ausgebildete Langlaufinstruktor. Umso schöner sei aber das Erfolgserlebnis bei solchen, die eher unsportlich seien und das Langlaufprojekt als erste sportliche Herausforderung annähmen, so Jutzi. Meistens sei es für alle das erste Mal, dass sie an einem so grossen Lauf teilnehmen würden. «Es ist spannend zu beobachten, wie die Jugendlichen mit der Nervosität umgehen». Je näher der Wettkampf komme, desto ernster würden alle es nehmen. 


Spielerisch lernen

«Wir lernen alles spielerisch, so dass es stets Spass macht», offenbart der Lehrer sein Erfolgsrezept. Natürlich stehe auch einmal eine längere Strecke auf dem Programm, damit die Jugendlichen lernten, ihre Energie einzuteilen. «Klar geht es darum, den Engadiner Halbmarathon zu schaffen. Wir legen aber keinen Wert auf eine bestimmte Zeit oder einen Rang. Viel spannender finde ich den sozialen Teil des Projekts», zeigt Lukas Jutzi auf. Jahr für Jahr setze sich eine Gruppe aus vier Klassen zusammen und es funktioniere. Nebst dem Miteinander müsse auch jeder und jede etwas selbstständiger werden. Ausserdem seien alle gefordert, sich zu organisieren: Wie komme ich zum Training? Wann habe ich Zeit zum Trainieren? Wie viele Trainings brauche ich? Genügt das Angebot der Schule oder gehe ich selber noch auf die Loipe? Solche und weitere Fragen müssten geklärt werden. Es ist für manche Schülerin und manchen Schüler nicht ganz einfach, ein Ziel über drei Monate hinweg zu verfolgen. 


Unterstützung ist gross

Lukas Jutzi versucht, so viel wie möglich direkt mit den Schülern abzumachen. Obwohl, ganz ohne Eltern gehe es dann doch nicht, klärt der Lehrer auf. «Ich bin froh um die Unterstützung, die ich bekomme, sei es von Eltern, die beim Transport helfen, oder von Kollegen, die mich im Vorfeld und bei der Fahrt ins Engadin unterstützen.» Auch seitens der Schule habe er stets Rückendeckung bekommen. «Sonst wäre es nicht möglich, das Projekt durchzuführen und alle Interessierten mit Material auszustatten», betont er. In den Anfängen sei er jeweils in der halben Schweiz herumgerast, um an das nötige Mietmaterial zu kommen. Das sei jetzt zum Glück mit der Ausrüstung, welche die Schule über die Jahre anschaffen konnte, viel einfacher, erzählt Lukas Jutzi, während er den angehenden Langläuferinnen und Langläufern das Material aushändigt.

30.12.2021 :: Olivia Portmann (opk)