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Das Jahr der Aggressionen

Leute, ich muss gleich ehrlich sein: Ich leide seit jeher unter Aggressionen. Waren es als Kind zu heisser oder zu kalter Griessbrei sowie Blut- und Leberwürste, welche starke Aggressionen auslösten, so machen mich in meinem Erwachsenenleben ganz andere Dinge aggressiv: Steuererklärungen, Gebrauchsanweisungen, nicht auf Anhieb funktionierende Computer, neue Betriebssysteme, weisse Schokolade, dabei im Speziellen weisse Tobleronen. Tiere, allen voran Würmer, Spinnen und Käfer. Seitdem ich auf dem Land lebe übrigens oft auch Pferde, die ungeniert auf die Strasse scheissen. In den letzten Jahren richtete sich meine Aggression plötzlich auch auf Kühe, welche einen minutenlang anglotzen, wenn man an ihnen vorbei spaziert. Aber auch Verkehrsschilder, Langsamfahrer, Kurzzeitparkzonen, Drohnen, Fertigpizzas und Randensalat können bei mir unglaubliche Aggressionsschübe auslösen. Nie hätte ich gedacht, dass sich mein Aggressionspotenzial noch steigern könnte. Doch im nun zu Ende gehenden Jahr wurde ich eines besseren belehrt. Plötzlich kamen zu den bisherigen Aggressionsauslösern noch hunderte weitere dazu. Plötzlich verspürte ich riesige Aggressionen gegen Viren aller Art (ich könnte sie wirklich an die Wand schmeissen), gegen leere Konzertsäle, Konzertabsagen, Pandemien, Epidemiologen, Impfverweigerer, Schwurbler, FFP2-Masken, anlaufende Brillengläser... Sogar auf Buchstaben wurde ich aggressiv. Im Besonderen den Buchstaben G hasse ich seit diesem Jahr, egal ob er als 1G, 2G oder 3G daher kommt. Sogar gegen völlig Unbeteiligte begann sich meine Aggression zu richten. Ob sie es glauben oder nicht, ich wurde plötzlich aggressiv auf meinen heiss geliebten Teddy, der mich seit frühester Kindheit begleitet und ohne den ich bis heute nicht einschlafen kann. Ich versuchte, ihn in der Badewanne zu ertränken! 

Das war der Schlüsselmoment, bei dem ich spürte, dass ich in meinem Leben etwas ändern muss. Vor drei Wochen bin ich nun dem buddhistischen Lernkreis Gysenstein beigetreten. Wir treffen uns jeden Dienstag um 19:30 Uhr im alten Schulhaus. Zuerst sitzen wir immer in einem Kreis um eine Klangschale und singen eine halbe Stunde Ooooohm. Danach versuchen wir in einer angeleiteten Meditation, allen unseren Feinden zu vergeben, mit uns und der Umwelt ins Reine zu kommen und zu akzeptieren, was ist und was nicht geändert werden kann. Das tut echt gut! Liebe Leserin, lieber Leser: Falls Sie im neuen Jahr einmal mit mir meditieren möchten, so melden sie sich ungeniert. 

30.12.2021 :: Anton Brüschweiler