«Wie bei der Kindererziehung: Einige Dinge muss man 1000-mal sagen»

«Wie bei der Kindererziehung: Einige Dinge muss man 1000-mal sagen»
Jason O’Leary: «Wenn das Quäntchen Glück fehlt, geht es häufig nur um ein paar wenige Millimeter.» / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Jason O’Leary musste sich schon einiges anhören. Sein forsches Auftreten wurde ebenso kritisiert wie seine Kleiderwahl. Doch wie steht es eigentlich um seine Arbeit?

Jason O´Leary, gut die Hälfte der Meisterschaft ist schon durch und die SCL Tigers stehen in der Tabelle nicht viel besser da als auch schon. Was sagen Sie dazu? 

Unsere Offensive ist auf jeden Fall besser geworden. Wir machen aber noch zu viele Fehler in der Defensive. Dort müssen wir uns verbessern. Auch wenn es resultatmässig nicht so aussieht, so haben wir gegenüber letztem Jahr einige Schritte  vorwärts gemacht. (Anmerkung der Redaktion: Vergangene Saison hatten die SCL Tigers nach 30 Spielen 60 Tore und 109 Gegentore, heuer sind es nach 30 Spielen 93 Tore und 107 Gegentore). Nichtsdestotrotz haben wir noch viel zu tun. Allerdings lässt sich das nicht über Nacht ändern.


Was denn konkret? 

Konstante Disziplin ist eine der Eigenschaften, die uns fehlt. Und die wiederum beinhaltet viele verschiedene Facetten: Disziplin kann im Athletik­bereich antrainiert werden, bedeutet aber auch im persönlichen Tagesablauf eine Änderung und muss sich im Kopf festsetzen. Und genau das ist eben für mich die grosse Schwierigkeit: Wie bringe ich das Team dazu, die Gewohnheiten dahingehend zu ändern, dass man die nötige Spieldisziplin aufbringen kann?


Also sind wir wieder beim viel
gepriesenen Mindset?

Ja, das ist auch ein Teil davon. Wir müssen versuchen, aus diesem «Verlierermodus» rauszukommen. Wir haben nun schon so oft verloren, dass die Jungs schon fast das Gegentor erwarten. Und das gilt es aus den Köpfen rauszubringen. Nehmen wir als Beispiel die Partie gegen Zug. Sie haben ihre Strategie konsequent verfolgt und genau diese Verhaltensweise müssen wir uns auch wieder antrainieren.


Sie sagen also, die SCL Tigers müssen wieder lernen zu gewinnen?

Ja, allerdings braucht es dafür mehr als Tore schiessen. Denn das können wir ja eigentlich gut. Wir machen diese Saison viel mehr Goals als letzte. Doch wir müssen auch hinten bereit sein und eben an unserer Konstanz arbeiten.


Und wie erklären Sie sich die fehlende Konstanz gerade bei den Heimspielen?

In der Tat scheint der Druck daheim gewinnen zu müssen, bei gewissen Spielern zu schwer auf den Schultern zu lasten. Auch daran arbeiten wir. Denn grundsätzlich sollte jeder Spieler, bei jeder Partie, egal gegen wen und egal wo, bereit sein, seine beste Leistung zu zeigen ohne dabei vom Druck gebremst zu werden. 


Das haben die Spieler schon ver-
standen. Sie sagen auch, Ihre An-
weisungen kämen verständlich an. Dennoch funktioniert es irgendwo bei der -Umsetzung nicht. Warum?

So etwas lässt sich nicht über Nacht ändern. Wir  müssen eine ganze Routine umkrempeln. Das ist in etwa wie in der Kindererziehung. Gewisse Dinge muss man als Eltern mehr als 1000-mal sagen, bis es endlich funktioniert. Der HC Davos beispielsweise arbeitet seit fünf Jahren daran, Rapperswil seit vier Jahren. Bei ihnen sieht man nun erste Resultate. Auch wir wollen dort hin, es ist allerdings richtig hart und braucht viel Geduld.


Und wohl auch Unterstützung?

Die Geschäftsleitung hält mir den Rücken frei. Wir freuen uns über jeden kleinen Schritt, der in die richtige Richtung geht. Aber es braucht auch Verständnis von allen anderen Seiten. All jene, die es zwar gut meinen und bestimmte Spieler für etwas loben oder kritisieren, können meistens nicht einschätzen, ob das wirklich toll war oder nicht. Schlussendlich weiss ja keiner, der nicht in der Garderobe ist, wie es tatsächlich ist.


Dann sagen Sie uns doch bitte, wie es tatsächlich ist und wie Sie nun ganz konkret vorgehen wollen, damit die nächste Partie der Start in eine positive Serie sein kann?

Es ist tatsächlich so, dass es Spieler gibt, die den Druck spüren. Damit müssen wir besser umzugehen lernen. Und ganz konkret arbeiten wir derzeit an der Defensive. Wir müssen unsere Gegentore auf ein Minimum reduzieren können. Manchmal braucht es dafür auch ein wenig mehr Glück. Ein paar Millimeter mehr in die richtige Richtung.

09.12.2021 :: Olivia Portmann (opk)