Was braucht es, damit ein Young Tiger den Sprung in die NLA schafft?

Was braucht es, damit ein Young Tiger den Sprung in die NLA schafft?
U20-Trainer Jörg Reber: «Nicht nur Skills sind wichtig, auch das Mentale.»
SCL Young Tigers: Auf allen Stufen der Young Tigers sind derzeit ehemalige Profi-Eishockeyspieler als Trainer angestellt. Sie können den Jungen mehr als nur Technik und Taktik vermitteln.

«Es braucht den inneren Motor», bringt es U20-Cheftrainer Jörg Reber auf den Punkt. Ein Kind kann viel Talent, ein unterstützendes Umfeld und die nötigen technischen Finessen haben, aber am Schluss brauche es vor allem den inneren Antrieb. Reber weiss wovon er spricht; war er doch selber 22 Jahre lang Eishockeyprofi. 

Es ist kein Geheimnis, dass bei den Young Tigers wie auch bei anderen Klubs, die Nachwuchsmaschinerie darauf aus ist, Profis hervorzubringen. «Wenn wir pro Jahrgang einen Spieler in die NLA kriegen, haben wir unseren Job gut gemacht. Zwei bis drei Spieler wären natürlich noch besser», gibt Young-Tigers-Geschäftsführer Jürg Aeschbach unumwunden zu. «Können wir Eigengewächse in die erste Mannschaft bringen, spart das Kosten und steigert die Identität der Tigers massiv. Auch wenn der Junior später für einen anderen Klub aufs Eis geht, profitieren die SCL Tigers finanziell.  


Trainer mit Herzblut

«Wir haben uns auf die Fahne geschrieben Schweizer Coaches für die Jungen zu engagieren. Wenn es dann noch solche sind, die eine Verbundenheit zu den SCL Tigers haben, umso besser. Insbesondere bei Ehemaligen, wie wir sie aktuell engagiert haben, spüren wir viel Herzblut bei der täglichen Arbeit», erklärt Aeschbach. Derzeit sind auf allen Young-Tigers-Stufen ehemalige NLA-Spieler mit einer Tigers-Vergangenheit: U13 Martin Gerber, U15 Steve Hirschi, U17 Samuel Balmer, U20 Jörg Reber. 

Jörg Reber ist überzeugt, dass er und seine Trainerkollegen nebst der Vereins-DNA, jeder auf seine Art den Rucksack der Schützlinge füllen kann. «Eishockey ist eine komplexe Sportart. Es müssen viele Faktoren mitspielen, bis einer den Sprung in die NLA schafft», erklärt Reber. 


Wenn Agenten 14-Jährige betreuen

Jede Stufe habe eigene Herausforderungen. Gehe es am Anfang um die läuferischen Fähigkeiten und die Geschicklichkeit mit dem Stock, so spiele sich auf der U20-Stufe, vieles im Kopf ab. «Das Mentale ist genau so wichtig wie die Skills und das Umfeld». Für die Jungen sei es schwierig zu merken, auf wen sie hören sollen. Mittlerweile werde schon fast jeder U15-Spieler von einem sogenannten Agenten vertreten, plaudert Reber aus dem Nähkästchen. «Bei denen sind wir uns nicht immer sicher, ob es wirklich um den Willen des Jugendliches geht», umso wichtiger sei es deshalb, als Coach mit NLA-Erfahrung, den Junioren auch diese Seite aufzuzeigen. 


Arbeitswille zählt mehr als Resultate

Dass die aktuelle U20-Elit-Spieler nicht so einen tollen Saisonstart hatten, verunsichert Jörg Reber nicht. «Klar hätten wir uns das anders gewünscht. Wichtiger als die Resultate ist für mich die Arbeitseinstellung.» Und die passe, das Teamgefüge sei gut gefestigt, so der Headcoach. «Und das obwohl dieses Jahr einige der U20-Spieler in die NLA wechselten», das habe nicht  zu Unruhen geführt, sondern die anderen viel mehr angespornt. «Als Profi muss man eben auch mit Situationen, in denen andere bevorzugt werden, umgehen können.  Statt sich aus Eifersucht zurückziehen, ist es besser, sich anzuspornen, um in der nächsten Auswahl dabei sein zu können. «Nur weil ein Team weniger weit oben in der Tabelle platzier ist, heisst das noch lange nicht, dass die einzelnen Spieler schlecht sind», ist auch Geschäftsführer Jürg Aeschbach der Meinung. «Mit der Mannschaft mit Jahrgang 2001, haben wir nicht einen Blumentopf gewonnen, konnten aber gleich vier Spieler – Joel Salzgeber, Patrick Petrini, Damian Stettler und Bastian Guggenheim – in die NLA bringen». Solche Beispiele seien auch Vorbilder für die nächsten Generationen. 


«Breitensport ist auch wichtig»

«Klar freuen wir uns an jedem Spieler aus unserer Nachwuchsorganisation, der den Sprung in die NLA schafft», sagt Jürg Aeschbach. Dem Verein gehe es  aber nicht nur um die Spitze sondern auch darum das Interesse an der Sportart Eishockey breit- und hochzuhalten. «Wir suchen für jeden Spieler eine Anschlusslösung.» Auch wenn es manchmal nicht einfach sei, einem Achtklässler mitteilen zu müssen, dass er sich wohl lieber auf seine Berufsbildung als auf die Sportlerkarriere konzentrieren soll, gibt Aeschbach zu. 

18.11.2021 :: Olivia Portmann (opk)