«Du mis Dorf im Ämmitau, i weiss no gnau, wie d’mau bisch gsy»

«Du mis Dorf im Ämmitau, i weiss  no gnau, wie d’mau bisch gsy»
Mit Hildegard Liniger wird 1974 die erste Frau in den Gemeinderat gewählt. Sie wird flankiert von Fred Wenger, Hans Bigler, Ernst Schütz und Niklaus Roethlisberger.
Langnau: Die neue Dorfchronik von Hanspeter Buholzer ist ab 1. November erhältlich – und Tinu Heiniger überraschte an der Buchvernissage mit seinem neuen «Langnauer Lied».

Wer war in der Saison 1954/55 der SCL-Goalgetter? Wie hiessen die Dirigenten des Gemischten Chors und des Orchesters? Wer amtete 1934 als Gemeindepräsident? Wie wütete 1918/19 die Spanische Grippe in Langnau? Wann stellte Lisa Urech ihren Schweizerrekord im Hürdenlauf auf? Welche Lehrkräfte unterrichteten 1987 am Höheweg? 

Diese und andere Fragen finden im fast 400-seitigen Buch eine Antwort. Im ersten Teil wird das Dorfgeschehen Jahr für Jahr auf einer Doppelseite zusammengefasst: Köstliches neben Besinnlichem, Privates neben Amtlichem, Zeitungsartikel neben -inseraten, alles reich bebildert, nicht zuletzt aus der vielfältigen Sammlung von Hans Wüthrich. 

Wer weiss, dass noch im Jahr 1919 in Langnau Nacht für Nacht ein Wächter patrouillierte, um Brandausbrüche rechtzeitig zu entdecken? Oder dass 1908 die Drogerie Holzer Haschisch als Mittel gegen Hühneraugen und Warzen verkaufte? Beim Lesen wird einem Seite für Seite bewusst, wie stark sich auch die Langnauer Welt in den letzten 100 Jahren verändert hat. Im zweiten Teil werden einzelne Themen genauer ausgeführt, und wir lesen über die Entwicklung der Schulen, des kulturellen Lebens und der Sportvereine.


Ein wichtiges Buch für Langnau

Wie kommt es, dass sich ein Basler und Wahl-Langnauer der Geschichte der Oberemmentaler Metropole annimmt? Gemeinderat Martin Lehmann würdigte in seiner Ansprache das Wirken von Hanspeter Buholzer. Dieser habe durch seine liebenswürdige, aber hartnäckige Art vieles im Dorf in Bewegung gebracht, nicht nur die Fasnacht angeregt, diverse Themenwege entlang der Ilfis installiert, sondern immer wieder – nach sorgfältigem Recherchieren – mit Büchern und Broschüren zu Heimatkunde und Geschichte überrascht. «Hanspi Buholzer ist für mich ein Beispiel, wie man alt werden kann, ohne zum Dauerstänkerer und -nörgeler zu werden und ohne gleich nach der Pensionierung in der privaten Dauerversenkung zu verschwinden. Ich danke ihm, dass er weiterhin neugierig, lustig, politisch bleibt.» Er betonte, dass das neue Buch für das Dorf eine Bedeutung habe. Es sei wichtig zu verstehen, dass unser heutiges Handeln und Denken aus der Vergangenheit herausgewachsen sei. Der Autor selber dankte in erster Linie all denen, die Beiträge zu einzelnen Themen und zu Vereinsgeschichten geschrieben oder ihm bei der Recherche geholfen haben, auch den Fachleuten, die das Buch lektoriert und korrigiert haben, und natürlich den vielen Sponsoren, dem Kanton, der Gemeinde und zahlreichen Privaten. Ein Lob erhielt auch der Verleger Adrian Gebhard, der bis zum Schluss reichlich Nervenstärke bewiesen habe.

Die Anwesenheit des amtierenden und zweier Ex-Gemeindepräsidenten unterstrich die Bedeutung, die Langnau der «Chronik» beimisst.


Tinu Heinigers Beitrag

Wer wäre besser geeignet gewesen, den zweiten Teil des Abends zu gestalten, als Tinu Heiniger, der in seinen gefühlsbeladenen Liedern immer wieder seine Langnauer Vergangenheit aufgreift. Er wirkt so frisch und echt wie eh und je und versteht es, seine Gefühle so mit Humor zu durchsetzen, dass die zurückblickende Sehnsucht nicht ins Kitschige abrutscht. Seine feinen Klarinetten- und Gitarrentöne liessen einen mitträumen. Als musikalische Bereicherung wirkte der versierte Gitarrist und Banjo-Spieler Hank Shizzoe mit. Die beiden warteten mit einer Welt-Uraufführung auf, dem neuen Langnauer Lied «Mis Dorf», wo es im Refrain heisst: «Du mis Dorf im Ämmitau, i weiss no gnau, wie d´mau bisch gsy.»

28.10.2021 :: t tr