Hornusser sechs Jahre gesperrt – er wollte fürs Krafttraining dopen

Hornusser sechs Jahre gesperrt –  er wollte fürs Krafttraining dopen
Wer auf Dopingmittel zurückgreift, handelt illegal und setzt sich einem gesundheitlichen Risiko aus. / Bild: Shutterstock
Doping: Ein Hornusser bestellt im Internet verbotene Substanzen. Auf dem Ries hegt er keine Ambitionen, im Kraftraum schon. Mehr Muskeln beschert ihm das Doping nicht, dafür viel Ärger.

«Hornusser wegen Dopings für sechs Jahre gesperrt», so der Titel einer Mitteilung von Antidoping Schweiz. Ein 32-Jähriger bestellt im Internet verbotene Substanzen. Bei einer Stichprobe am Zoll wird der Inhalt des Pakets konfisziert: eine Ampulle Testosteron-Enantat sowie 24 Tabletten Clomifen. Der Sportler streitet ab, diese Produkte bestellt zu haben und legt gefälschte Dokumente vor. Der Schwindel fliegt auf, er gibt alles zu. Die Disziplinarkammer für Dopingfälle von Swiss Olympic spricht eine Sperre von sechs Jahren aus. Sie gilt für sämtliche Sportarten und jegliche Funktionen im Sport – weltweit. Zudem muss er eine Entschädigung an Antidoping Schweiz und die Verfahrenskosten übernehmen, total 1800 Franken. Der Entscheid ist nicht rechtskräftig, der Verurteilte könnte noch ans Sportschiedsgericht in Lausanne gelangen.


Eingriff in den Hormonhaushalt

Stellt sich die Frage: Warum bestellt ein Hornusser Doping? Diese Sportart ist auf der Kontrollstatistik 2020 von Antidoping Schweiz gar nicht aufgeführt, ganz anders als etwa Leichtathletik und Radsport. «Dieser Fall hat nichts mit unserem Sport zu tun», betont Bruno Ryser, Dopingverantwortlicher beim Eidgenössischen Hornusserverband (siehe Kasten). Auch Samuel Quinche, stellvertretender Direktor von Antidoping Schweiz, vermutet, dass der Sportler keine Leistungssteigerung im Hornussen anstrebte. «Es ging ihm wohl um den Muskelaufbau im Zusammenhang mit Krafttraining.» Dazu wird das Sexualhormon Testosteron eingesetzt. Clomifen, ein Medikament, das bei Frauen mit Fruchtbarkeitsproblemen zur Anwendung kommt, sollte eine Nebenwirkung des Anabolikakonsums eingrenzen: das Brustwachstum beim Mann. «Damit greift man massiv in den Hormonhaushalt des Körpers ein und riskiert, dass dieser durcheinander gerät», nennt Samuel Quinche eine Gefahr. Gerade im Breitensport würden solche Substanzen oftmals ohne grosse Kenntnisse eingenommen. «Da wird einfach mal bestellt und ausprobiert, mit entsprechend grossen Risiken.»  


Verboten auch für Privatgebrauch

Erhältlich sei Doping in unzähligen Online-Shops. Von dieser Möglichkeit werde rege Gebrauch gemacht, weiss der stellvertretende Direktor von Antidoping Schweiz. «Letztes Jahr wurden 750 Sendungen konfisziert – die Dunkelziffer aber ist riesig.» Vielen sei nicht bewusst, dass es verboten sei, Dopingmittel zu importierten, selbst für den Privatgebrauch. 

Sanktioniert jedoch werden nur Sporttreibende mit einer Lizenz oder einer Mitgliedschaft bei einem Verein beziehungsweise Verband, welcher Swiss Olympic angeschlossen ist – wie der Eidgenössische Hornusserverband. «Ist dies nicht der Fall, kann auch keine Sperre ausgesprochen werden», führt Samuel Quinche aus. Dann würden die Substanzen lediglich kostenpflichtig vernichtet. Aus diesem Grund könne Antidoping Schweiz auch keine Kontrollen im Bereich Fitness und Bodybuilding vornehmen. 

Wäre der nun gesperrte Hornusser also aus seinem Klub ausgetreten, bevor er die Bestellung vornahm, hätte er nicht vor der Disziplinarkammer für Dopingfälle erscheinen müssen.

Mit einer Schnapsidee hat es begonnen

Bruno Ryser, Dopingverantwortlicher beim Eidgenössischen Hornusserverband, war bei den Verhandlungen anwesend. Der Verurteilte habe die Substanzen im privaten Bereich einsetzen wollen und nicht beim Hornussen, stellt er klar. «Er ist zwar noch Klubmitglied und hat entsprechend eine Lizenz, spielt aber nicht mehr regelmässig.» Seit seinem Wegzug in eine andere Region habe er seinem Verein nur noch zwei-, dreimal pro Saison ausgeholfen. 

Die «Schnapsidee» sei unter Kollegen im Ausgang entstanden, schildert Bruno Ryser die Hintergründe. «Sie wollten ausprobieren, was solche Substanzen für das Krafttraining bringen. Der Plan war, dass der eine davon nimmt, der andere aber nicht, um einen Vergleich zu haben.» Als das Ganze aufgeflogen sei, habe der Kollege des Hornussers alles auf sich nehmen wollen. Dieser sei in keinem Klub Mitglied und wäre mit einem blauen Auge davongekommen, so Ryser (siehe Hauptartikel). Doch dieses Manöver misslang und sorgte für ein strengeres Strafmass. «Wegen der Urkundenfälschung ist die Sperre um vier Jahre länger ausgefallen.» 


Doping bringt keinen Vorteil

Doping sei im Hornussen kaum ein Thema, betont Bruno Ryser. Er wisse nur von zwei Fällen: einmal sei Cannabis und einmal Schmerzmittel im Spiel gewesen. Mit Anabolika und Co könne kein entscheidender Vorteil erreicht werden: «Im Hornussen ist die Kraft allein nicht entscheidend. Ein leichter, flinker Spieler kann beim Schlagen die fehlende Masse mit Schnellkraft wettmachen.» 

30.09.2021 :: Silvia Wullschläger (sws)