So will die Gemeinde das Saalproblem lösen

So will die Gemeinde das Saalproblem lösen
Das Geissbühlerhaus ist gut 200 Jahre alt und hat so oder so eine Erneuerung nötig. / Bild: Markus Zahno (maz)
Oberdiessbach: Im Geissbühlerhaus soll der lang ersehnte neue Gemeindesaal entstehen. Zudem ist ein Neubau für die Schule geplant – und später eine neue Sporthalle.

Es gab eine Zeit, da hatte Oberdiessbach gleich zwei grosse Säle. Hier hielten die Vereine ihre Konzerte und Theater ab, ihre Lottos und Versammlungen, und die Dorfgemeinschaft traf sich hier zu Hochzeitsfeiern oder zum Essen nach der Beerdigung.

Doch diese Zeit ist vorbei. Heute gibt es im Dorf keinen Saal mehr. Viele der über 30 Oberdiessbacher Vereine stören sich an diesem Zustand. Sie wünschen sich wieder einen Ort, an dem sie grössere Veranstaltungen abhalten können. Einen ersten Anlauf für den Neubau einer Mehrzweckhalle brach der Gemeinderat 2016 ab. Zu gross war die Uneinigkeit: Die Sportvereine wünschten sich eine möglichst grosse Halle, die Kulturvereine etwas Kleineres im Stil des ehemaligen «Löwen»-Saals.

Nun nimmt die Gemeinde einen neuen Anlauf. Diesmal haben die Behörden nicht mehr versucht, die unterschiedlichen Bedürfnisse in einem Paket zusammenzufassen. Stattdessen sind nun zwei verschiedene Projekte vorgesehen: eines für die Kulturveranstalter und für die Schule, später eines für die Sportvereine. Am Montag haben die Behörden die Pläne der Bevölkerung vorgestellt.


Erste Etappe

Zentrales Element der ersten Etappe ist das Geissbühlerhaus. Das über 200 Jahre alte Bauernhaus an der Kirchbühlstrasse, das der Gemeinde gehört, soll rundum erneuert und umgebaut werden. Im unteren Bereich soll die Tagesschule einziehen; hier entstehen Essraum, Aufgabenzimmer, Ruhezonen, Garderoben und so weiter. Im Dachgeschoss ist ein Saal mit gut 200 Sitzplätzen sowie einer Bühne geplant. Der Dachstuhl des alten Bauernhauses wird sichtbar gemacht und dem Saal ein ganz besonderes Ambiente verleihen, wie die Planer schwärmen. Die neue Küche wird sowohl für die Tagesschule wie auch für die Anlässe im Saal genutzt werden können. Auf der Nordseite soll das Geissbühlerhaus einen Anbau erhalten, in dem Foyer, Treppenhaus, Lift und Technikräume eingebaut werden.

Ebenfalls Bestandteil der ersten Etappe ist ein Neu- und Umbauprojekt für die Schule. Denn Oberdiessbach wächst – um bis zu 500 Einwohnerinnen und Einwohner in den nächsten 20 Jahren. Bereits in neun Jahren werden gemäss den Behörden drei Klassen mehr nötig sein als heute. Auch die modernen Unterrichtsmethoden, die der Lehrplan 21 vorsieht, brauchen mehr Platz. Das Problem lösen soll ein Neubau auf dem Primarschulareal sowie der Umbau des bestehenden Schulhauses. So entstehen insgesamt sieben zusätzliche Klassenzimmer, eine neue Mediothek und weitere Räume.

Für die gesamte erste Etappe bestehen Vorprojekte und Kostenschätzungen mit einer Genauigkeit von plus/minus 15 Prozent. Unter dem Strich stehen Kosten von 13,75 Millionen Franken. Davon entfallen gut fünf Millionen auf das Geissbühlerhaus und gut acht Millionen auf die Schulbauten inklusive neuen Parkplätzen.


Positives Echo

Fast 14 Millionen Franken seien viel Geld, ist sich Gemeindepräsident Niklaus Hadorn (SVP) bewusst. «Aber wenn wir dieses Projekt realisieren, erhalten wir ein echtes Bijou im Dorf», sagt er mit Blick auf die Pläne mit dem Geissbühlerhaus. Falls man das denkmalgeschützte Haus weiterhin benutzen wolle, müsse es so oder so saniert werden. Auch die Investi­tionen für die Schule seien unumgänglich – hier seien diverse Sanierungen hinausgeschoben worden. «Jetzt ist es Zeit, dass etwas geht.»

Mit dieser Meinung ist Hadorn nicht allein. Am Infoabend gibt es fast nur zustimmende Voten. Auch Mitglieder der Begleitgruppe, in der Vertreterinnen und Vertreter der Vereine mitwirken konnten, greifen zum Mikrofon und äussern sich positiv zu den Plänen. «Dieses Projekt steht einer Gemeinde wie Oberdiessbach, die auch eine Zentrumsfunktion hat, gut an», sagt einer der Redner. Ein ähnliches Bild hat die Vernehmlassung bei den Vereinen ergeben: Praktisch alle sind mit der Lösung grundsätzlich einverstanden, wie in den auf der Gemeindewebseite publizierten Antworten nachzulesen ist. «Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», freut sich Niklaus Hadorn.


Zweite Etappe

Doch der Weg ist noch lang. Bis 2026 soll die erste Etappe mit Geissbühlerhaus und Schulbauten fertig sein. Später folgt das zweite Teilstück: der Bau einer Sporthalle. Sie soll auf der grünen Fläche östlich des Primarschulareals zu stehen kommen. Das Spielfeld sei mit 44 mal 23,5 Metern nicht ganz, aber fast so gross wie eine Dreifachturnhalle, erklärt Planer Angelo Michetti am Infoabend. Nebst den Garderoben und der übrigen Infrastruktur, die zu einer Sporthalle gehört, könnte auch eine Trainingsanlage für die Schwinger in den Neubau integriert werden.

Laut einer ersten Kostenschätzung würde die gesamte Halle weitere 13 Millionen Franken kosten. Zwar sei dieses Projekt noch Zukunftsmusik, sagt Gemeindepräsident Hadorn. Aber: «Wir dürfen es nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben.» Auch der Sport habe eine Verbesserung der Infrastruktur nötig.


Mögliche Steuerhöhung

Doch wie will Oberdiessbach das Ganze finanzieren? Für die 13,75 Millionen Franken der ersten Etappe stellt Gemeinderat Peter Erni (FDP) drei Massnahmen vor, die eventuell alle realisiert werden müssten. Erstens sollen die 7,4 Millionen Franken Eigenkapital, welche die Gemeinde hat, dafür eingesetzt werden. Zweitens ist eine Steuererhöhung um einen Zehntel von 1,54 auf 1,64 Einheiten angedacht. Das würde der Gemeinde jährliche Mehreinnahmen von knapp 500´000 Franken bringen. Drittens werde man auch Sparmassnahmen prüfen müssen.

Seit dieser Woche läuft nun die öffentliche Mitwirkung für die erste Etappe. Bis am 18. Oktober kann die Bevölkerung kundtun, was sie von den Plänen hält. Danach entscheiden die Behörden, ob sie auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen. Falls Ja, soll die Gemeindeversammlung Mitte Dezember über einen Kredit für die konkrete Planung entscheiden. Und nächstes Jahr käme es dann zur Urnenabstimmung über den Baukredit für die erste Etappe mit dem Geissbühlerhaus und der Schulhauserneuerung.

16.09.2021 :: Markus Zahno (maz)