Eine Nacht bei den Fledermäusen

Eine Nacht bei den Fledermäusen
Das Grosse Mausohr ist eine der hiesigen Fledermausarten. / Bild: zvg
Wasen: Am vergangenen Samstag fand in Wasen die Batnight 2021 statt. Gross und Klein konnten sich auf dem Gelände des Oberstufenschulhauses über Fledermäuse informieren.

Gut einen Meter gross war sie vielleicht, die Fledermaus, die lachend über den Schulhausplatz in Wasen rannte. Es handelte sich um ein Kind in einem Kostüm. Das selbstgenähte Fledermausgewand zeigte den jüngsten Besuchern der diesjährigen Batnight, wie ein Flügel einer Fledermaus aufgebaut ist: wie eine menschliche Hand mit langgezogenen Fingern. 

Am Infostand direkt daneben konnte diese Tatsache noch etwas genauer untersucht werden. Diverse Präparate von verschiedenen Fledermausarten gab es dort zu bestaunen und Mitglieder des Fledermausvereins Bern erzählten spannende Fakten rund um die geheimnisvollen Tiere. So erfuhren die Besucherinnen und Besucher beispielsweise, warum der Kot der flugfähigen Säugetiere glitzert. Die Zähne der Fledermäuse seien derart scharf, dass auch der oftmals schimmernde Panzer von Käfern zerbissen und verdaut werde. 

An einem anderen Informationsstand waren Fledermauskästen ausgestellt. Bilder zeigten zudem, wo diese angebracht werden können. Laut dem Standbetreiber eignet sich dafür vor allem ein warmer, aber dunkler Ort. So könne den fliegenden Tieren ein Unterschlupf geboten werden. 


Mehr Menschen erreichen

Etwas später fand in der Aula der Schule noch eine offizielle Begrüssung durch Martin Leuenberger, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen, statt. Er gewährte ausserdem einen exklusiven Einblick in einen Kurzfilm des Vereins und erzählte mehr über die verschiedenen Natur- und Vogelschutzprojekte in der Region. Danach ergriff Irene Weinberger, Präsidentin des Fledermausvereins Bern, das Wort. Mit einer interessanten Präsentation und vielen eindrücklichen Fotografien erhielt sie die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Ihr Ziel sei es, alle Anwesenden für Fledermäuse zu begeistern, sagte Irene Weinberger zu Beginn der Rede. Es sei wichtig, dass mehr Menschen über die Säugetiere informiert werden. Immerhin sind die Fledermäuse mit 30 Arten die artenreichste Säugetiergruppe in der Schweiz. Rund die Hälfte der 30 Arten steht auf der Roten Liste; sie sind also gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass alle in der Schweiz vorkommenden Fledermäuse gesetzlich geschützt sind. 


Spannende Fakten

Ein Grund für das Verschwinden der Fledermäuse ist der massive Schwund der Insekten. Mit einer Statistik zeigte die Präsidentin des Fledermausvereins Bern auf, wie rasant die Nahrungsgrundlage für Fledermäuse in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. Vor allem im Hinblick auf den Winterschlaf sei es für eine Fledermaus essenziell, dass sie genügend Nahrung finde. Immerhin kann eines dieser fliegenden Säugetiere innerhalb einer Nacht rund einen Drittel ihres eigenen Körpergewichts fressen und so Fettreserven für den Winter anlegen. Der Mensch sorgt aber auch direkt für den Rückgang und die Gefährdung der Fledermäuse. Lebensräume gehen verloren und die zunehmende Lichtverschmutzung verändert den natürlichen Rhythmus dieser Tiere. Gerade Kirchtürme – in welchen viele Fledermäuse ein Zuhause finden – werden immer öfter nachts angestrahlt. Dies führt dazu, dass sich die nachtaktiven Tiere nicht mehr herausgetrauen. 

Nach den eindrücklichen Fakten gab es als Auflockerung etwas zum Schmunzeln. Denn auch Fussballtrainerlegende und Naturfreund Hanspeter Latour liess sich den Anlass in Wasen nicht entgehen. Nachdem bereits Martin Leuenberger mit einer Geschichte für Lacher gesorgt hatte, gab auch Latour noch eine Anekdote zum Besten. 


Auf Fledermauspirsch

In verschiedenen Gruppen ging es danach auf Fledermauspirsch. Ausgerüstet mit Detektoren machten sich die Besucher zusammen mit den Fledermausexperten auf die Suche nach den nachtaktiven Tieren. Die Detektoren machten die Ultraschallsignale der Fledermäuse hörbar und zeigten die jeweilige Frequenz an. Vor allem die Kinder waren von den Gerätschaften fasziniert und blieben jedes Mal gebannt stehen, wenn ein Geräusch aufgezeichnet wurde. Mehrere Male nahmen die Detektoren auf dem Rundgang durchs Dorf die Laute einer Zwergfledermaus auf und im Licht einer Strassenlampe erhaschten einige Exkursionsteilnehmer sogar einen Blick auf das fliegende Tier. 

Nach dem Ende der Tour gab es als Stärkung für alle warmen Kaffee, Selbstgebackenes und Bratwürste vom Grill. Hier und da wurde diskutiert, die Mitglieder der Fledermausvereins tauschten sich über ihre Entdeckungen aus, ehe die Besucherinnen und Besucher heimkehrten, nicht ohne ab und zu den Blick gegen den Himmel schweifen zu lassen. 

02.09.2021 :: Lisa Willener (lwh)