Intensive Bauarbeiten

Intensive Bauarbeiten
Das Gleis Richtung Ramsei wurde gekappt, um den Bahnhof Zollbrück gänzlich neu bauen zu können. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Zollbrück: Der Bahnhof Zollbrück wird zurzeit modernisiert, behindertengerecht aus- und umgebaut. Zeitweise stehen Bahnersatzbusse im Einsatz.

Ältere «Semester» erinnern sich: Noch in den Sechziger- und Siebzigerjahren hat der örtliche Bahnhofvorstand als EBT Mitarbeiter Züge auf dem Perron mit der Kelle abgefertigt, Billette verkauft und den Kontakt zur Bevölkerung gepflegt. Auch Weichen gestellt, den Bahnverkehr vor Ort gesteuert und überwacht. Stroh, Dünger und Futtermittel wurden über das Anschlussgleis der Landi zugestellt. 

Diese Zeiten sind längst vorbei. Anstelle vom Bahnhofvorstand wird der Zugsverkehr durch die Betriebsleitzentrale der BLS in Spiez ferngesteuert. Vor Ort ist für den Betrieb kein Personal mehr erforderlich. Umso wichtiger ist es, dass das Ein- und Aussteigen einfach und gefahrlos erfolgen kann. 

Grosses Bauvolumen

Von den insgesamt 118 Bahnhöfen hat das Bahnunternehmen bis Ende 2020 schon 72 umgebaut. Der Bahnhof Zollbrück ist ein weiterer auf der Liste der BLS, der nun modernisiert wird. Bis Ende 2023 hat der Bund den Bahnunternehmen Zeit gegeben, um das Behindertengleichstellungsgesetz zu befolgen und die Bahnhöfe entsprechend auszubauen. «Wir bündeln die Bauarbeiten während den Sommerferien, damit weniger Reisende von den notwendigen Streckensperrungen betroffen sind», erklärt Matthias Abplanalp von der Medienstelle BLS. 

Grössere Arbeiten stehen an: Das Perron wird umgebaut, damit die Passagiere in Zukunft barrierefrei ein- und aussteigen können. Das heutige schmale Perron zwischen den Gleisen wird durch ein grosszügigeres auf der Seite des Bahnhofgebäudes ersetzt und auf 150 Meter verlängert. «Damit ist der Bahnhof für die modernen und längeren Züge ausgerüstet», sagt Stéphane Chassot, zuständiger Projektleiter der BLS. Weiter werden die Gleise und Fahrleitungen erneuert sowie der Bahnübergang bei der Bahnhofstrasse verbreitert. 

Ambitiöser Projektplan

«Nicht eingerechnet haben wir die Wetterkapriolen» berichtet der Projektleiter. Er kommt alle zwei Tage vorbei und nimmt mit den verantwortlichen der am Umbau tätigen lokalen Firmen, die in einer Arbeitsgemeinschaft organisiert sind, eine Standortbestimmung vor. Der Baufortschritt entspreche Dank dem vollen Einsatz aller Beteiligten trotz dem ungünstigen Wetter dem Terminplan. 

Auf dem Bahnhofareal herrscht emsiges Treiben. Mit zwei Wochen Nachtarbeit wurden die Arbeiten am Montag, 12. April gestartet. Bei intensivem Programm wird im Zweischichtbetrieb gearbeitet. Installationsplätze wurden erstellt, neue Fahrleitungsmasten montiert. Humus, Sand, Kies und Schottersteine werden mit einer Vielzahl von Lastwagen angeliefert und mit Baggern umgeschaufelt. Kabelrollen stehen auf dem Areal. Vermessungen werden vorgenommen. 

Bahnhof gesperrt

In einer zweiten Phase, noch bis am 23. Juli, ist der Bahnverkehr total gesperrt. Bestehende Anlagen werden abgebrochen, der Unterbau wird ausgehoben um der neuen Fundation wie Schotter, Schwellen und Schienen Platz zu machen. Die Sersa Group AG fuhr mit grossen Maschinen auf, legte Schotter und montierte die Schienen. 

Ab August werden Belagsarbeiten vorgenommen und ein Fussweg bis zum Bahnübergang erstellt. «Neu werden 15 Park and Ride-Parkplätze zur Verfügung stehen. Auch 40 neue Velo-Parkplätze und sechs Abstellplätze für Mofas sind neu im Angebot», führt Chassot weiter aus. Das Bahnhofgebäude bleibt bestehen und wird sanft renoviert. Die Malerarbeiten sind im Gange. Die Wohnung und die Pizzeria bleiben bestehen. Ebenso die Güterhalle Seite Ramsei.

Bahnersatz

Während der intensiven Bauphase zwischen dem 2. und 23. Juli verkehren zwischen Ramsei und Langnau Bahnersatzbusse. Durch die Totalsperre können lärmintensive Arbeiten in der Nacht vermieden werden. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde die Kommunikation mit Hinweistafeln für die Bahnfahrer nach neuem Schweizer Standard kundenfreundlich und übersichtlich installiert. Der Strassenübergang an der Bernstrasse war letztes Wochenende gesperrt und wird vom Freitag, 30. Juli ab 20 Uhr bis Samstag, 31. Juli um 20 Uhr nochmals geschlossen sein. Fussgänger und Radfahrer können die Personenunterführung beim Bahnhof benutzen. Umleitungen für die Autofahrer sind signalisiert.

Wie eine Partitur

«Ein Bauprojekt gleicht einer mehrstimmigen Musik, in der alle Instrumental- und Vokalstimmen in einer Komposition erfasst sind und übereinstimmen müssen. So ist es auch mit unseren Bauprojekten», meint der gesangsbegeisterte Chasssot. Jedes einzelne Element muss mit den andern übereinstimmen. «Dank einer engen und kompetenten Zusammenarbeit aller Involvierten sind wir mit den Arbeiten auf Kurs. Für die geplante Inbetriebnahme der neuen Anlagen und des Bahnbetriebes am Samstag, 24. Juli 2021, stehen alle Ampeln auf Grün», erklärt der Projektleiter weiter. Die Investition am Bahnhof Zollbrück beläuft sich auf rund fünf Millionen Franken. Bis im Dezember 2021 soll der ganze Umbau abgeschlossen sein.

22.07.2021 :: Pedro Neuenschwander (pnz)