Hilfe für Hobbygärtner

Hilfe für Hobbygärtner
Blattläuse tun sich gerne an Pflanzen gütlich und haben einen enormen Hunger. / Bild: zvg
Kanton Luzern: Das Öko-Forum Luzern weiss, wie Schädlingsbefall in der Landwirtschaft und im Garten verhindert und bekämpft werden kann.

Das gegenwärtige warme Wetter lässt nicht nur Pflanzen in Feld und Garten spriessen. Auch Schädlinge kommen auf und schmälern die Ernte. Bei solchen Problemen hilft die «Umweltberatung Luzern, Öko-Forum». «Wir versuchen, den Leuten aufzuzeigen, dass Schädlinge in Gärten zwar vorkommen, aber auch wieder verschwinden, weil jeder Schädling einen Gegenspieler hat», sagt Beraterin Andrea Oelhafen. Durch richtige Pflanzenwahl, den richtigen Standort sowie durch Mischkulturen und vielfältige Kleinstrukturen lasse sich ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen erreichen. Deshalb fragt Andrea Oelhafen die Ratsuchenden jeweils nach der Gestaltung ihres Gartens. Gibt es Übernachtungsplätze und Rückzugsmöglichkeiten wie Steine und Asthaufen für Nützlinge? Igel, Erdkröten und Laufkäfer, die Schnecken und deren Eier vertilgen, besuchen gerne naturnahe Gärten, in denen nicht alles aufgeräumt ist.


Die Schnecken in die Schranken weisen

Nackt- oder Erdschnecken wie beispielsweise die Rote Wegschnecke können an Setzlingen Totalschaden anrichten, vor allem in Monokulturen. Gehäuseschnecken dagegen sind Nützlinge. Sie ernähren sich von totem, organischem Material und fressen die Eier schädlicher Schnecken.

Mit Abschrankungen, Schneckenzäunen und Hochbeeten kann man Schnecken vom Gemüse fernhalten. Eine andere wirksame Methode sind Nematoden, kleine Fadenwürmer, welche die Schnecken befallen. Man kann sie als Pulver kaufen und mit Wasser angiessen. Die Verwendung von Schneckenkörnern findet Andrea Oelhafen hingegen problematisch. Man solle sie nur zurückhaltend einsetzen.

Dasselbe gelte für Insektizide: «Diese schädigen Boden- und Wasserorganismen und dadurch auch uns», sagt die Umweltberaterin. Sie wirken zwar kurzfristig und können die Erträge steigern. Aber auf die Länge sind sie keine Lösung. Biologisch zu gärtnern, ist aufwändiger und die Umstellung braucht Zeit. Langfristig aber lohnt es sich. Allgemein gilt: Wer seinen Garten beobachtet, kann durch rechtzeitiges Reagieren und den Einsatz natürlicher Hilfsmittel das Gleichgewicht wiederherstellen. Geschwächte Pflanzen könne man beispielsweise mit selbstgemachter Brennesseljauche stärken. 

Sie haben Blattläuse zum Fressen gern 

Die beste Methode gegen Blattläuse, die den Pflanzen Nährstoffe entziehen, ist der Einsatz von Marienkäfern. Unsere einheimischen Arten mit fünf oder sieben Punkten unterscheiden sich von den asiatischen Marienkäfern, die für Gewächshauskulturen eingeführt wurden und einheimische Arten verdrängen. In der Nähe von Blattläusen findet man häufig Ameisen. Diese sind aber eher Lästlinge als Schädlinge. Sie halten Blattläuse als «Nutztiere», weil sie deren Ausscheidungen, den zuckerhaltigen «Honigtau», lieben, was die Blattlausvermehrung begünstigt. Mit dem Kauf von Marienkäfer-Larven, die man mit einem mitgelieferten Pinsel auf die Blätter befallener Pflanzen setzt, lässt sich dem Problem beikommen. 

Die Weissen Fliegen oder Mottenschildläuse werden mit gelben Klebefallen oder Schlupfwespen bekämpft. «Gegen die Mäuseplage geben wir Schlagfallen ab, die man in die Gänge legt», sagt Andrea Oelhafen. Weil Mäuse sehr geräuschempfindlich sind, reicht manchmal sogar das Rauschen eines Windrades, um sie zu vertreiben. 

Wespen, ein Dauerthema

Wespen sind in der Umweltberatung während des ganzen Sommers ein grosses Thema. Sie werden aber nicht Schädlinge, sondern Lästlinge genannt. Denn Wespen jagen auch Insekten, die sie ihrem Nachwuchs verfüttern, halten Mücken und Fliegen fern und spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung. «Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe machen sich an unseren Tischen und Grillstellen über unser Essen her. Fleisch und Süsses ziehen sie an», erzählt Andrea Oelhafen. Ihre Nester befinden sich meistens in einem Versteck, zum Beispiel in einem Dachstock. Man sieht sie von aussen nicht. Andere, harmlose Wespenarten hängen ihre Nester frei auf. Sie sind in der Regel nicht lästig und lassen einen in Ruhe, wenn man sie nicht stört. Die meisten haben nur einen schwachen Stachel, der die menschliche Haut nicht durchdringen kann. Im Herbst verschwinden sie wieder, weil das Wespen-Volk abstirbt. Die Königin überwintert in der Natur und kehrt nicht mehr ins alte Nest zurück. Bei Problemen mit Wespen empfiehlt Andrea Oelhafen eine Umsiedlung. Diese kommt aber nur bei frei zugänglichen Nestern und nicht zu grossen Völkern in Frage. Ist das nicht möglich, soll man nicht selber etwas probieren. In diesem Fall braucht es eine professionelle Schädlingsbekämpfung. Beim Öko-Forum erhält man die Adressen.

«Wir arbeiten mit vielen verschiedenen Organisationen zusammen», sagt Geschäftsführer Cyrill Studer dazu. «Als Netzwerker sind wir Plattform für andere, bieten aber auch eigene Veranstaltungen an. Wir hoffen, trotz Corona alles wie geplant durchführen zu können.»

Als «Öko-Forum» gestartet

Gegründet wurde das «Öko-Forum» 1987 von der Stadt Luzern, um den Einwohnern in Umweltfragen eine Anlaufstelle zu bieten. Heute berät die «Umweltberatung Luzern, Öko-Forum» die Bevölkerung des ganzen Kantons zu den Themen: Biodiversität, Naturgärten, Schädlinge, Konsum, Energiefragen und Förderprogramme.

In der Geschäftsstelle am Löwenplatz Luzern findet man Bücher, Broschüren, DVDs, Geräte, die ausgeliehen werden können. Weiter bestehen ein Veranstaltungsprogramm sowie ein Angebot für Schulklassen. Finanziert wird die Beratungsstelle durch die Stadt Luzern und den Kanton Luzern. Für die Bevölkerung sind alle Dienstleistungen kostenlos. 

Infos: www.umweltberatung-luzern.ch

17.06.2021 :: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)