Neuer Anlauf für Hochwasserschutz

Neuer Anlauf für Hochwasserschutz
In diesem Abschnitt (Grüenenweg bis Einmündung Emme) soll die Grüene vorerst verbaut werden. / Bild: Max Sterchi (mss)
Lützelflüh: Die Schwellenkorporation genehmigte an ihrer Mitgliederversammlung einen Planungskredit für das Hochwasserschutzprojekt Grüene in Ramsei. Es gab kritische Voten.

Die beiden ersten Geschäfte an der Mitgliederversammlung der Schwellenkorporation Lützelflüh waren rasch abgehandelt. Diskussionslos stimmten die 19 Anwesenden (mit 22 Stimmrechten) der Jahresrechnung 2020 mit einem Ertragsüberschuss von rund 29´000 Franken sowie dem Voranschlag mit unveränderten Grundeigentümerbeiträgen zu.

Mehr Gesprächsstoff lieferte die Bewilligung eines Planungskredites für das Teilprojekt Hochwasserschutz Ramsei. Nachdem das ursprüngliche Hochwasserschutzprojekt Grüene im März 2018 abgelehnt wurde, habe sich die Korporation umfangreiche Gedanken zum weiteren Vorgehen gemacht, so Präsident Alfred Bärtschi. Zusammen mit der C+S Ingenieure AG soll nun ein neuer Anlauf für den Hochwasserschutz in Ramsei genommen werden.

Auslöser für das Teilprojekt Ramsei seien, wie Bärtschi ausführte, die vom Kanton geplante Absenkung der Emmeschwelle bei der Einmündung der Grüene sowie dringende Anpassungen im Bereich Gumpersmühle. Als Grundlage diene das alte Projekt; allerdings mit der Auflage, dieses wo immer möglich zu optimieren und gemäss neuer Daten aus der Gefahrenkarte anzupassen. Wie Wasserbauingenieur Demian Schneider ergänzte, werde das Projekt in einem neuen Verfahren mit Auflagen, Orientierungen, Mitwirkung und Einsprachemöglichkeiten durchgeführt.

Frage der Verhältnismässigkeit

Wie bereits in der Diskussion vor drei Jahren hinterfragten verschiedene Votanten den Ausbaustandard. Wie bereits beim abgelehnten Vorhaben werde dem neuen Projekt wiederum das Schutzziel eines hundertjährigen Hochwassers (HQ 100) zugrunde gelegt. Dies führe nach wie vor zu den damals gerügten unschönen Maueraufbauten sowie zu enorm hohen Baukosten. Eine Votantin räumte ein, dass etwas gemacht werden müsse, aber in einem verhältnismässigen Rahmen und nicht zu teuer. Ein anderer Votant stellte die konkrete Frage, ob das Schutzziel HQ 100 unverrückbar sei. Vorgeschlagen wurde auch, das Projekt in Varianten mit dem höheren und einem geringeren Schutzziel zu erarbeiten. Es gelte, sich damit abzufinden, dass nicht alle Gefahren gebannt werden könnten und alles versicherbar sei.

Schutzwirkung höher als Kosten

Wasserbauingenieur Demian Schneider zeigte Verständnis für diese Aussagen, erläuterte aber sehr ausführlich die Haltung des Kantons zum Hochwasserschutz. Ein Projekt sei nur dann sinnvoll und werde nur dann vom Kanton mitgetragen, wenn die Schutzwirkung deutlich über den investierten Kosten für die Schutzmassnahmen liege. Und das sei beim Schutzziel für ein dreissigjähriges Hochwasser klar nicht gegeben. Trotz diesen wissenschaftlich und finanzpolitisch nachvollziehbaren Argumenten blieben die Anwesenden skeptisch und stimmten dem Projektierungskredit von 130´000 Franken schliesslich mit zwölf zu neun Stimmen zu.

Einen Wunsch nahmen die Verantwortlichen aber wohlwollend auf, nämlich das neue Projekt aktiver zu präsentieren und zu gegebener Zeit in einer Visualisierung vorzustellen.

17.06.2021 :: Max Sterchi (mss)