Der katholische Frauenbund geht mit der Zeit – Widerständen zum Trotz

Der katholische Frauenbund geht mit der Zeit – Widerständen zum Trotz
Angela Bucher aus Schüpfheim betreut im Luzerner Kantonalverband des Katholischen Frauenbundes den Bereich Spiritualität-Religion-Kirche. / Bild: zvg
Schüpfheim: Frauen stärken und vernetzen will der Schweizerisch Katholische Frauenbund. Angela Bucher aus Schüpfheim engagiert sich im Luzerner Kantonalverband.

2021 ist für den Schweizerisch Katholischen Frauenbund (SKF) ein Wahljahr. Der Luzerner Kantonalverband wählte an der schriftlichen Delegiertenversammlung Angela Bucher-Kunz neu in den Vorstand. Es habe sie «fast vom Stuhl gehauen», als sie die Anfrage für dieses Amt erhalten habe, sagt die 63-jährige Mutter von vier erwachsenen Kindern, die seit anderthalb Jahren wieder im Dorf wohnt. Der Grund liege wohl darin, dass sie sich nach ihrem Umzug 1991 von Zürich nach Schüpfheim sehr stark engagierte, sowohl in der Gemeinde wie in der Kirche. Damals trat sie auch in die Frauengemeinschaft ein und später in den Pfarreirat. 

Beruflich ist die ausgebildete Pflegefachfrau Psychiatrie HF, Kunst-, Mal- und Gestaltungstherapeutin in einem Wohnheim von «Traversa» tätig, einem Netzwerk für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Im SKF Luzern übernimmt sie als Quereinsteigerin das Ressort «Spiritualität-Religion-Kirche», das ein Jahr lang vakant war.


Nicht nur katholisch-konservativ

Seit mehr als 100 Jahren setzt sich der in Luzern gegründete Frauenbund für Frauen ein. «Es gab in diesem katholisch-konservativen Milieu immer auch einen liberalen Flügel», sagt Angela Bucher. Die erste soziale Frauenschule sei 1918 auch in Luzern gegründet worden. Und 1928 baute der SKF in Gersau ein Erholungsheim für Frauen. Der Frauenbund war immer ein wichtiges soziales Netzwerk. Früher war der jährliche Ausflug mit der Frauengemeinschaft für viele Frauen sogar die einzige Möglichkeit zu einer Auszeit. Heute werden Laufbahnseminare angeboten und Führungskompetenzen gefördert. «Der Dachverband unterstützt uns mit einer breiten Palette von Kursen zur Vereinsarbeit, Vereinsführung und Kommunikation und bietet auch ein Coaching für Krisensituationen an», erzählt Angela Bucher. Jeder Ortsverein hat auch ein eigenes Jahresprogramm. Die Frauengemeinschaft Schüpfheim beispielsweise führt neu E-Bike-Touren durch. Für die besuchten Kurse, die allen Frauen offen stehen, erhalten die Absolventinnen eine Bestätigung.

Das Covid-19-Virus veränderte auch die Arbeit des SKF grundlegend. Vieles musste abgesagt oder konnte nur online angeboten werden. Daher gab es für Ortsvereine eine Einführung in Zoom-Konferenzen. Bei einigen stand trotzdem alles still. Sie waren überfordert. Andere blieben aktiv und versuchten ihren Mitgliedern zu zeigen «wir sind für euch da». Angela Buchers Aufgabe ist die Bereitstellung eines spirituellen Angebots. Gerne würde sie auch mit den Frauen die kantonalen Marienwallfahrtsorte erforschen. Eine Masterarbeit zeige auf, dass im 17. Jahrhundert die Marienverehrung politisch vereinnahmt wurde um patriarchale Strukturen zu erhalten. Wie die Frauen des 21. Jahrhunderts Maria heute sehen, müsste erst noch erforscht werden.  


Kirche: Es braucht noch viel Geduld 

«Wir setzen uns für eine befreiende und glaubwürdige Kirche ein», sagt Angela Bucher, die durch ihr neues Amt auch Mitglied der Frauenkommission in der Landeskirche wurde. Frauen seien aktive Pfeiler der Kirche. Würden sie alle austreten, könnte die Kirche zusammenpacken. Das kam auch beim letztjährigen Treffen einer SKF-Delegation mit der Schweizerischen Bischofskonferenz zur Sprache, als es um die Zukunft der Frauen in der Kirche ging. Es brauche eben noch viele Jahre Geduld. Die verantwortlichen Kirchenvertreter seien häufig noch dem Alten verhaftet und grössere Krisen nicht ausgeschlossen. 

Doch Angela Bucher lässt sich dadurch nicht entmutigen. Es habe in der Geschichte immer wieder Zeiten wie die heutige gegeben, die von Seuchen heimgesucht wurden und zu Umbrüchen führten. «Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Steter Tropfen höhlt den Stein.»

Mehr als 100’000 Frauen gehören dem SKF an

Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) wurde 1912 in Luzern gegründet, um sich für Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche einzusetzen und den Anliegen und Interessen der Frauen Gehör zu verschaffen.

Der SKF-Dachverband zählt 18 Kantonalverbände, deren Basis die Ortsverbände mit 120´000 Mitgliedern bilden. In der Schweiz gibt es 600 Ortsverbände, alleine im Kanton Luzern 90 mit total 28´500 Mitgliedern. Zum SKF gehören auch zwei Hilfswerke. Das 1958 gegründete Elisabethenwerk ist heute ein wichtiges internationales Hilfswerk. Das vor 45 Jahren gegründete SKF-Solidaritätswerk «Mutter und Kind» unterstützte letztes Jahr 457 Gesuchsstellerinnen mit total 645´000 Franken. Finanziert wird der SKF durch Mitgliederbeiträge, Spenden und Kirchensteuern. Die Frauen leisten unentgeltliche Freiwilligenarbeit.

06.05.2021 :: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)