Griesbach: 15’000 neue Bewohner

Griesbach: 15’000 neue Bewohner
FVOE-Brutwart Ernst Jenni leitete den Wiederbesatz mit Forellen-Brütlingen im Oberlauf des Griesbachs. / Bild: Ulrich Steiner (uss)
Sumiswald: Am Samstag wurden im Oberlauf des Griesbach 15’000 Forellen-Brütlinge ausgesetzt. Der Wiederbesatz erfolgte wegen eines Gülleunfalls mit Fischsterben im Mai 2020.

Vor Jahresfrist kam es im Griesbach zu einer Gewässerverschmutzung mit Fischsterben. Ursache war ein Gülleunfall auf einem Bauernhof im Quellgebiet. Erhebungen durch die kantonale Fischereiaufsicht ergaben, dass der Nährtierbestand keine Schädigung erlitten hat. Weil im Einzugsgebiet hinter dem Tannenbad keine Zuflüsse mit einer eigenen Forellenpopulation existieren, ordnete das Fischerei-Inspektorat Wiederbesatz über vier Jahre an.

Brütlinge aus der Emme

Letzten Samstag fand der erste Wiederbesatz mit 15´000 Bachforellen-Brütlingen statt. Sie stammen aus einem Laichfang in der Emme und wurden in der Brutanlage des Fischereivereins Oberemmental (FVOE) in Langnau ausgebrütet. Als Starthilfe dient den zappligen Winzlingen einzig das bereits zur Hälfte aufgefressene Dottersäcklein am Unterkiefer. Die Aktion stand unter der fachlichen Leitung von Brutwart Ernst Jenni. Er bezeichnete den Griesbach mit seinen vorwiegend naturnahen Verbauungen und den bewachsenen Böschungen als idealen Lebensraum für Fische sowie auch Amphibien. «Beim Wiederbesatz achtet man vorzugsweise auf strömungsarmes bis stilles Wasser. Nischen mit guten Strukturen wie Wurzelballen von Gräsern und Gehölz sind optimal. Sofort nehmen die Brütlinge ein eigenes Territorium ein und ernähren sich bald einmal von mikroskopisch kleinen tierischen Organismen», weiss der technische Leiter des FVOE aus Erfahrung. Getreu diesen Grundsätzen schütteten die drei Besatzhelfer der zuständigen Fischezen-Genossenschaft Griesbach mit einer Giesskanne den drei bis vier Zentimeter langen Bachforellen-Nachwuchs portionenweise an die Uferstellen mit den grösstmöglichen Überlebenschancen. Zur Wiederherstellung des ursprünglichen Fischbestandes sind vier jährliche Besatzaktionen nötig. Fischezen sind verbriefte Rechte aus früheren Zeiten, in denen Wild und Fisch ausschliesslich der Obrigkeit und den Klöstern gehörten. Diese Rechte gingen später grösstenteils an den Staat über. Gewisse Fischereirechte wurden jedoch von Privatpersonen beibehalten und können nach wie vor vererbt und verkauft oder wie Grundbesitz ins Grundbuch eingetragen werden. Im Kanton Bern sind die Fischezen ungleich verteilt, relativ viele gibt es im Emmental und im Oberaargau. Die 35 Mitglieder der Fischezen-Genossenschaft Griesbach verpachten ihr Gewässer seit 1914 kollektiv. Aktueller Präsident ist Peter Mumenthaler, Scherlenbach.

29.04.2021 :: Ulrich Steiner (uss)