Bahnhof wird behindertengerecht, dank längerer Züge der BLS

Bahnhof wird behindertengerecht, dank längerer Züge der BLS
Das Zwischenperron wird abgebrochen und das Perron bei der Haltestelle verlängert und erhöht. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Bowil: Die SBB nehmen am Bahnhof Anpassungen vor. Künftig können Passagiere hindernisfrei in die Züge einsteigen. Das ist aber nicht der eigentliche Grund für den Umbau.

Am Bahnhof Bowil stehen Bauarbeiten an. Der gewichtigste Teil des Umbaus sei ein neues Perron entlang von Gleis 1, auf der Seite der Haltestelle erklärt SBB-Mediensprecher Raffael Hirt auf Anfrage. «Alle Züge halten künftig auf Gleis 1; Gleis 2 wird nur noch für Durchfahrten genutzt.» Der neue Bahnsteig weist eine Höhe von 55 Zentimeter auf, somit ist ein hindernisfreier Zugang zu den Zügen möglich. Das Zwischenperron wird entfernt. «Weil sich durch das neue Perron die Lage der Gleise und der Fahrleitungen ändern, werden diese ersetzt», so Hirt weiter. Weiter werde die Verladerampe abgebrochen. 

Nach dem Umbau entspreche der Bahnhof Bowil den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes, führt der Mediensprecher aus. «Reisende mit eingeschränkter Mobilität sollen bis Ende 2023 Dienstleistungen der SBB hindernisfrei nutzen und sich möglichst autonom fortbewegen können.» 

Alte Forderung der Gemeinde

Bürgerinnen und Bürger wiesen an Gemeindeversammlungen immer wieder auf die unbefriedigende Situation hin. Der Gemeinderat sprach mehrfach bei den SBB vor und forderte den hindernisfreien Zugang zu den Zügen – er blitzte regelmässig ab. Die Bundesbahnen argumentierten jeweils, dass die Frequenz am Bahnhof Bowil zu wenig hoch und eine Anpassung an das Behindertengleichstellungsgesetz deshalb nicht verhältnismässig sei. Nun also die Kehrtwende. Doch nicht die Hartnäckigkeit des Gemeinderats hat gemäss SBB zum Umdenken geführt. 

Ab 2023 längere Züge

Welche Bahnhöfe aus Verhältnismässigkeitsgründen umgebaut werden und welche nicht, sei anhand einer mit den anderen ÖV-Unternehmen und dem Bund entwickelten Planungshilfe entschieden worden, erklärt SBB-Mediensprecher Raffael Hirt. «Kriterien waren beispielsweise die Anzahl Ein- und Aussteiger sowie die Nähe zu Spitälern oder Altersheimen.» Dass der Bahnhof Bowil nun entgegen der ursprünglichen Planung doch umgebaut werde, liege daran, dass die BLS ab 2023 auf der Strecke 220 Meter lange Züge einsetze. Da das Perron dafür ohnehin neu gebaut werden müsse, habe sich ein behindertengerechter Umbau des Bahnhofs als beste Lösung erwiesen, so Hirt. Grundsätzlich gelte: «An Bahnhöfen, die ab Ende 2023 nicht barrierefrei sind, bieten wir Ersatzlösungen an.» Im Emmental würden im Übrigen alle Bahnhöfe, die dies nicht ohnehin schon seien, entsprechend umgebaut.  Die SBB investierten erhebliche Mittel in die Behindertentauglichkeit der Züge und Bahnhöfe, betont Raffael Hirt. Davon profitierten nicht nur Personen mit Handicap, sondern auch Senioren, Reisende mit Kinderwagen oder Reisende mit viel Gepäck.

Der Umbau in Bowil ist mit 4,4 Millionen Franken veranschlagt. Die Arbeiten sollen von Februar bis Dezember 2022 ausgeführt werden.

15.04.2021 :: Silvia Wullschläger (sws)