Stéphanie Kubat vom BIZ Langnau zeigt einem Jugendlichen, wie er sich an Berufsinseln informieren kann. / Bild: zvg
Emmental: Die Berufswahl ist für Jugendliche ein zentrales Thema, das in der Pandemie besonders herausfordernd ist. Orientierung bietet etwa die neue Infothek am BIZ Langnau.
Berufe wie Kauffrau, Mediamatiker und Informatikerin stünden seit längerem weit oben auf der Wunschliste der Jugendlichen, sagt die Leiterin des Berufsberatungs- und Informationszentrums (BIZ) Langnau, Stéphanie Kubat (44). Seit 17 Jahren arbeitet die Berufs- und Laufbahnberaterin hier. Wer bei der Berufswahl Unterstützung in Anspruch nehmen möchte, macht sich auf ins BIZ. «Die Bedürfnisse der Infobeschaffung haben sich in den letzten Jahren stark verändert», sagt Stéphanie Kubat. Aus diesem Grund haben die BIZ im Kanton Bern ihr Angebot angepasst. Jugendliche sollen in den neu gestalteten Infotheken vielfältig und über alle Sinne angesprochen und so die Berufswahl zum Erlebnis gemacht werden (siehe Kasten).
Erster Überblick auf Berufsinseln
Eine Schülerin betritt das BIZ. In der Infothek stöbert sie, dreht die Kartenkarusselle der neun Berufsinseln, zückt Postkarten, scannt QR-Codes, öffnet die Infoschubladen und begutachtet typische Werkzeuge, mit denen die Berufsleute hantieren. In ihrer Tasche landen verschiedene Informationen zu den unterschiedlichsten Berufen.
In einem nächsten Schritt folgt oft eine Schnupperlehre. Hier lernt die Schülerin den Beruf im Alltag kennen. In dieser Phase der Berufserkundung sei es wichtig, sich alle Möglichkeiten offen zu halten und möglichst verschiedene Berufe kennenzulernen, sagt Stéphanie Kubat. «Niemand ist nur für einen Beruf geeignet.» Ausserdem gebe ein Plan B zusätzlich Sicherheit, wenn Hürden auftauchen sollten. «Zum Beispiel, wenn die Ausbildungsplätze rar sind und die Nachfrage sehr gross ist. Insbesondere dann ist Durchhaltevermögen gefragt», sagt die Berufsberaterin. «Oft klappt es nicht beim ersten oder zweiten Anlauf und manchmal braucht es richtig viel Geduld, bis schon nur eine Schnupperlehre organisiert ist.»
Aktuell zusätzliche Schwierigkeiten
Die aktuelle Pandemiesituation stellt in einigen Branchen zusätzliche Hürden dar. Home-Office, geschlossene Betriebe und strenge Schutzmassnahmen erschweren die Schnupperlehren. Besonders spürbar ist das im Gastgewerbe: Eine Umfrage von Hotellerie-Suisse, welche Ende Februar durchgeführt wurde, zeigt, dass mehr als die Hälfte aller Betriebe keine Schnupperlehren durchführen. Während die einen Betriebe geschlossen sind, haben ausgebuchte Hotels in den Tourismusregionen alle Hände voll zu tun und keine Zeit, Schnupperlernende zu betreuen.
Im kaufmännischen Bereich seien die Schnupperlehren leider seit Jahren rückläufig, sagt Michael Kraft, Leiter Bildung des Kaufmännischen Verbandes Schweiz. Allerdings sagen längst nicht alle Unternehmen ihre Schnuppertage wegen der Pandemie ab. Verschiedene Firmen bieten Betriebsführungen per Video an oder führen «Whatsapp-Schnuppern» durch. Stéphanie Kubat ermutigt die Jugendlichen, dran zu bleiben und nicht aufzugeben. «Ich bin positiv überrascht, wie viele Betriebe trotz erschwerten Bedingungen Schnupperlehren anbieten und wie sich die Berufsverbände oder grössere Firmen kreative Ideen einfallen lassen, wie sie mit Online-Angeboten über ihre Berufe informieren können.»