«Es ist ein Traum für mich, hier in Langnau zu sein»

«Es ist ein Traum für mich, hier in Langnau zu sein»
Recherchearbeit: Jason O’Leary schaut schon jetzt genau hin. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Der neue Trainer Jason O’Leary übernimmt sein Amt offiziell zwar erst am 1. Mai. Trotzdem ist er bereits jetzt tätig. Im Interview spricht er über seine Pläne.

Mitte Februar haben die SCL Tigers bekannt gegeben, dass Trainer Rikard Franzén den Verein am Saisonende verlassen muss und durch Jason O´Leary ersetzt wird. Der 42-Jährige, der Ende Februar bei Iserlohn in der deutschen Bundesliga entlassen wurde, hat sich bereits ein erstes Bild von seiner neuen Mannschaft gemacht. Am letzten Freitag verfolgte er die 3:4-Niederlage beim SC Bern von der Tribüne aus.


Jason O´Leary, welches sind die ersten Eindrücke Ihrer künftigen Mannschaft?

Ich sah in Bern viele positive Sachen. Das Tempo war meistens hoch, die Mannschaft kam zu Chancen und die Spieler haben trotz der schwierigen Ausgangslage gekämpft. Das ist sehr wichtig.


Sie sahen aber sicher auch Dinge, die Sie verbessern wollen.

Ich will nicht zu viel über die aktuelle Taktik sagen, jeder Trainer hat seine eigenen Ideen. Aber in diesem Bereich kann man sicher etwas aufbauen. Auch in Sachen Schnelligkeit oder im defensiven Bereich sehe ich noch Möglichkeiten.


Der aktuelle Trainer Rikard Franzén lässt seinen Spielern auf dem Eis viele Freiheiten,
sein Vorgänger Heinz Ehlers schwor auf totale Systemtreue. Welches ist Ihre Philosophie?

Es ist sehr wichtig, dass man in der Defensivzone Struktur hat. Dass man weiss, wo man die Scheibe hin spielen muss, wenn man sie erobert hat. Dieselbe Struktur braucht es auch in der Offensive, denn es kann nicht jeder Spieler kreativ sein. Gewisse Freiheiten sind sicher gut, aber zu viel davon kann gefährlich sein.


Es ist ungewöhnlich, dass der künftige Trainer seinem Vorgänger quasi über die Schultern schaut. Werden Sie auch bei den restlichen Spielen dieser Saison im Stadion sein?

Geplant war zunächst, auch das Spiel am letzten Samstag gegen Zug zu sehen, aber dieses wurde ja abgesagt. Ich hoffe schon, dass ich noch ein paar Spiele sehen kann. Schliesslich habe ich momentan genug Zeit dafür.


Sie haben Zeit, weil Sie vor drei Wochen in Iserlohn ohne grosse sportliche Not entlassen worden sind. War Ihr kurz zuvor vermeldeter Wechsel nach Langnau der Grund für die Trennung?

Das ist schwierig zu sagen, vielleicht hatte der Verwaltungsrat tatsächlich das Gefühl, dass ich mich nicht mehr voll und ganz einbringe, weil ich Ende Saison ohnehin gegangen wäre. Aber das war überhaupt nicht der Fall. Wir hatten ein super Team, ich stehe immer noch in Kontakt mit vielen Spielern und dem Trainerstab und ich wünsche ihnen alles Gute. Nun aber konzentriere ich mich auf meinen neuen Job in Langnau.


Sind Sie bereits in die Schweiz umgezogen?

Ich wohne mit meinem Hund immer noch in Deutschland und warte darauf, bis meine Wohnung in Langnau bereit ist und ich definitiv herkommen und meine Arbeit aufnehmen kann.


Sie arbeiteten bei Langenthal, Servette und der EVZ Academy und kennen das Schweizer Eishockey.
Was wissen Sie über die SCL Tigers?

Dieser Verein hat eine so grosse Geschichte, Langnau ist ein richtiges Hockeydorf. Deshalb ist es für mich ein Traum, hier zu sein. Ich hoffe sehr, dass die Fans in der neuen Saison wieder ins Stadion kommen dürfen. Ich erinnere mich daran, als ich mit Langenthal in der NLB in Langnau spielte. Die Fans haben viel Leidenschaft und Stolz. Wenn 6000 Leute in der Halle sind, erzeugt das sehr viel Energie.


Was wollen Sie in den ersten Wochen und Monaten anpacken?

Vermutlich bleibe ich den ganzen Sommer über hier, um das Off-Ice-Training zu begleiten und auch so schnell wie möglich taktische Sachen zu besprechen, damit wir dann im August bereit sind, wenn es richtig los geht.


Als Sie 2016 als Trainer mit dem SC Langenthal Schweizermeister in der NLB wurden, war Marc Eichmann Ihr Goalie. Nun ist er als Sportchef Ihr Vorgesetzter. Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit ihm?

Die Beziehung zwischen dem Trainer und dem Sportchef ist sehr wichtig, beide müssen am selben Strick ziehen. Das ist bei uns der Fall. Klar gibt es immer verschiedene Ideen und Meinungen, aber das Ziel ist im Endeffekt das gleiche.


Und zwar?

Wir wollen gemeinsam etwas aufbauen, dafür braucht es ein stabiles Fundament. Wir müssen unsere Identität finden, jeder einzelne Spieler muss viel Kampfgeist, Leidenschaft und die richtige Arbeitseinstellung an den Tag legen. Dann können wir die Playoffs erreichen. Das wird nicht einfach, aber ich glaube daran.


Die Mannschaft für nächste Saison steht grösstenteils, nur bei den Ausländern gibt es grosse Fragezeichen. Was sind da Ihre Pläne?

Ob wir bei den Ausländern einen Verteidiger und drei Stürmer oder vier Stürmer haben werden, ist noch offen. Wichtig ist, dass wir einen Powerplay-Verteidiger finden, jemanden der eine gute Auslösung machen, einen guten ersten Pass spielen kann. Das könnte aber auch ein Schweizer sein.

18.03.2021 :: Christoph Schär (css)