Individuelle Föderung der Torhüter: Viktor Alm (rechts) bespricht mit Ivars Punnenovs das Training. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Wenn das Team die Tore nicht schiesst, fällt nicht selten die Last des Spielretters auf den Torhüter zurück. Viktor Alm weiss, was seine Goalies brauchen, um stark zu sein.
Die Torhüter sind die Einzelkämpfer in einem Team. Oft sind sie auf sich alleine gestellt, wenn es darum geht, den Kasten sauber zu halten. Sie müssen auf Abruf Nerven aus Stahl haben. Lange bevor ein Torhüter den Erfolg mit seiner Mannschaft geniessen darf, beginnt seine anstrengende Arbeit. Einer, der aus eigener Erfahrung weiss, wovon er spricht, ist der Tigers-Goaliecoach Viktor Alm.
Der 1990 in Göteborg geborene Alm bekam selber schon als 18-Jähriger die Chance, im College-Team von St. Norbert (USA) zwischen den Pfosten zu stehen. Nach seiner Rückkehr nach Europa spielte er für Lørenskog in der ersten norwegischen Liga und danach noch zwei Saisons in tieferen schwedischen Ligen, bevor er 2014 verletzungsbedingt seine Karriere beenden musste. Was ihm dafür erlaubte, relativ jung die Trainerlaufbahn einzuschlagen und Erfahrung vor allem mit den jüngeren Goalie-Hoffnungen zu sammeln.
«Wir haben uns weiterentwickelt»
Genau diese Erfahrung ist dem 31-jährigen Schweden während dieser Saison in Langnau zugute gekommen, als es darum ging, die zwei Nachwuchs-Torhüter Gianluca Zaetta und Damian Stettler für ihre Einsätze mit dem NL-Team bereitzumachen. «Es war für mich von Anfang an ein Lernen: neues Land, neue Liga. Ich habe mich weiterentwickelt und die Goalies auch. Wir mussten alle flexibel sein, um mit der jeweiligen Situation umzugehen», fasst Alm zusammen, wie es ihm bisher in Langnau ergangen ist. Den Tigers-Torhütern und ihm sei bewusst gewesen, dass sich die Situation um den Goalie Nummer 1 schnell ändern kann und dann ein anderer einsatzbereit sein muss. So wie es bei den SCL Tigers geschehen ist: Damian Stettler und Gianluca Zaetta kamen wegen Ivars Punnenovs Verletzung unverhofft und mehr zum Einsatz, als die beiden wohl gedacht hatten. «Sie haben ihre Jobs gut gemacht», lobt Viktor Alm. Das zeuge von einer guten Vorbereitung und von Rückhalt von der ganzen Organisation. Denn nur so, mit gestärktem Rücken, könne ein junger Torhüter seine Aufgabe meistern.
Individuelle Routine
Auf seine tägliche Arbeit angesprochen, wird der Schwede nicht müde, eines hervorzuheben: «Meine grösste Aufgabe hat bisher darin bestanden, mit den drei Goalies eine individuell abgestimmte tägliche Routine zu entwickeln.» Das beinhalte sowohl das physische Training, das in Zusammenarbeit mit Athletik-Coach Nik Hess stattfindet, als auch spezifische Übungen und konkrete Spielvorbereitung, erklärt Alm. «Ich haben viel Zeit mit den Goalies verbracht, um die jeweiligen Gegner zu studieren. Dabei schauen wir ausgewählte Videoclips an, um zu erkennen, wie die Gegner angreifen, welche Taktiken sie beispielsweise im Powerplay anwenden und was ihre Tricks sind. So sehen die Goalies schon vorab, was sie erwartet, und sind dann im Spiel nicht überrascht.» Zur täglichen Routine gehöre auch das ganz spezielle Warm-up für jeden Goalie, so Alm. Es sei wichtig, dass dieses immer gleich ausgeführt werde. Alles, was immer wieder den gleichen Ablauf habe, helfe den Torhütern, die Konzentration zu finden und zu behalten.
Haben sich die Jungen erst einmal auf einer Stufe bewiesen, beginnt die eigentliche Arbeit erst, weiss Alm aus Erfahrung. «Egal, ob ein junger Spieler von der U17 in die U20 wechselt oder von der Elite in die NL, in der oberen Liga braucht er immer Zeit, sich zu etablieren und sich zurechtzufinden. Die jungen Spieler müssen bescheiden bleiben und Geduld zeigen.»
Ob Viktor Alm seine Philosophie der täglichen Routine auch nächste Saison in Langnau noch anwenden kann, wollte weder er noch die Geschäftsstelle der Tigers AG kommentieren. Gespräche über eine Vertragsverlängerung hätten stattgefunden, bestätigt Viktor Alm. Jetzt konzentriere er sich aber sowieso noch auf die laufende Saison.