«Es ist toll, die schnellen Fortschritte der Kinder zu sehen»

«Es ist toll, die schnellen Fortschritte der Kinder zu sehen»
Mit einem plüschigen Vorbild wie dem Snowli fällt es den Kindern leichter, das Skifahren zu lernen. / Bild: Olivia Portmann (opk)
Marbach: Während der Fasnachtsferien geht es heuer nur auf der Piste bunt zu und her. Nicht etwa, weil die Narren los sind, sondern, weil viele Kinder das Skifahren lernen.

Ein roter Teppich im Schnee. Acht kleinere Kinder, alle zwischen drei und fünf Jahre alt, in bunten Skikleidern, mit herzig kleinen Skischuhen und nicht einmal einen Meter langen Skiern. Auffallend sich auch die vielen Plüschtiere; die einen werden liebevoll gehalten, die anderen krampfhaft festgehalten und die übrigen liegen etwas verlassen im Schnee. 

Mitten drin, nebst der diplomierten Kinderskilehrerin Franziska Portmann, kniet die angehende Kita-Fachfrau und Assistenz-Skilehrerin Isabelle Zemp. Seit drei Jahren ist die 17-Jährige bereits als Aspirantin bei der Schweizer Skischule Marbach Egg mit dabei. Vorher hat sie selber alle Levels der Skischule durchlaufen. «Die Verbundenheit mit der Marbach Egg geht schon auf meine Anfänge als Skifahrerin zurück. Ich kannte die meisten Skilehrer noch von früher. Es ist sehr familiär und wir haben es lustig miteinander», zählt die junge Frau aus Schüpfheim Gründe auf, wieso sie sogar ihre Fasnachtsferien dafür hergibt, in der Skischule zu helfen. 


Hauptarbeit: Kinder aufstellen

Der Hauptgrund, weshalb das passionierte Guggenmusik-Mitglied sehr gerne in der Skischule hilft, sind die Kinder, wie sie mit strahlenden Augen erzählt: «Ich habe die Arbeit mit den Kindern mega gern. Ich finde es toll, ihnen etwas beizubringen, und beim Skifahren sieht man schnell einen grossen Fortschritt. Anfang Woche können die Knirpse kaum auf den Skiern stehen und Ende Woche bremsen sie schon alleine. Und dann finde ich auch die Zuneigung der Kinder so herzig», schwärmt Isabelle Zemp, die vor einem halben Jahr mit ihrer Ausbildung zur Fachfrau Kinderbetreuung begonnen hat. Ob sie dabei schon den einen oder anderen Kniff mitgekriegt hat, wie man noch besser mit den Kindern umgehen kann? «Ja», erzählt Isabelle Zemp. Letztes Jahr habe sie die Kinder viel zu schnell wieder auf die Beine gestellt, wenn sie hingefallen seien.  «Inzwischen habe ich gelernt, dass man ihnen Zeit und Raum geben muss, damit sie selber versuchen können, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien.» Denn nur was die Kinder selber erlernen würden, könnten sie auch anwenden, so Zemp. Klar brauche es etwas Geduld dafür, gibt sie zu und lacht. Genauso wie es auch Kondition brauche, immer wieder das Gleiche zu üben. «Am besten kommuniziert man auf Augenhöhe mit den Kindern. Ich knie oft, wenn es etwa darum geht, den Kindern das Bremsen zu zeigen.» Während einer Stunde kniet Isabelle Zemp neben dem roten Teppich und wiederholt bei jedem Kind: «Skier gerade hinstellen, Hände auf die Knie, zu Franziska rüber schauen und los.»   

«Ich habe einen dicken Geduldsfaden, der reisst praktisch nie. Wenn zwei, drei Kinder weinen, bringt es nichts, selber gestresst oder genervt zu sein, denn das wiederum merken die Kinder sofort und reagieren noch stärker darauf», weiss die Skilehreraspirantin. Und ja, auch wenn die Skilehrerinnen den Kindern Zeit geben, selber aufzustehen, so besteht die Hauptarbeit in den ersten Tagen doch hauptsächlich darin, Kinder hochzuheben, Skier und Beine zu entwirren und wieder gerade hinzustellen.


Snowli hilft

Zwei- bis dreimal pro Woche schaut sogar der Snowli, Plüschhase aus dem Ausbildungskonzept der Swiss Snow League, bei den Jüngsten vorbei. Das lockere auf, die Kinder hätten, mit wenigen Ausnahmen, grosse Freude am Snowli. Sie sind bei ihm besonders motiviert und geben sich Mühe die Bewegungen nachzuahmen, erzählt der Chef der Skischule, Hans Abbühl. Üblicherweise betreuten bis zu drei Skilehrer eine Gruppe von bis zu acht kleinen Kindern. «Wir haben gemerkt, dass es bei den Anfängern wichtig ist, nach Alter zu unterscheiden. Die Drei- bis Fünfjährigen brauchen viel mehr spielerische Elemente – Geschichten rundherum und die Plüschtiere – als die älteren Kinder. Diese haben schon etwas mehr Kraft und erzielen noch schnellere Fortschritte», erklärt Abbühl. Bei den Jüngsten seien Aspirantinnen daher ideal, so der Chef. Und die passionierte Fasnächtlerin Isabelle Zemp bestätigt: «Als Hans angerufen hat, habe ich sofort zugesagt. In diesem Jahr, da man ja nichts anderes machen kann, könnte ich meine Ferien nicht besser verbringen als mit Skischule geben.» 


«Weinende Kinder sind überfordert»

«Heute hatten wir einen ruhigen Nachmittag», resümiert Isabelle Zemp. «Meistens ist es unruhiger», gibt sie zu, «ein Kind muss auf die Toilette, ein anders fällt hin das dritte mag nicht mehr. Irgendetwas ist immer.» Aber damit können sie problemlos umgehen, denn häufig seien weinende Kinder einfach mit der ganzen Situation überfordert. Ein dreijähriges Kind werde erstmals überhaupt mit einer Gruppe anderer Kinder einer fremden Betreuungsperson überlassen und müsse dann auch noch all diese dicken Kleider, Helm, Brille, Handschuhe, Skischuhe und Skier anziehen. «Da ist es verständlich, dass nicht alle gleich cool damit umgehen können», erklärt Isabelle Zemp. Als Tipp an die Eltern rät sie, das Kind vor einem Skischulbesuch schon einmal an das Material zu gewöhnen. Das könne ruhig auch im Garten stattfinden: «Einmal die ganze Montur anziehen und mit den Skiern hinstellen, und schon ist nicht alles auf einmal für die Kleinen neu.» Am Ende des Skischulnachmittags waren auf jeden Fall alle Kinder zufrieden – und sicher auch müde.

18.02.2021 :: Olivia Portmann (opk)