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Das Seelenklavier

«Ich habe mehr Spass als du!», las ich am Skilift auf der Bindung eines Snowboards. «Woher willst du das wissen?», war mein erster Gedanke. In mir klang die Saite des Rechthabenwollens an: «Stimmt doch gar nicht, dass ich weniger Spass habe als du!» Gleichzeitig entnahm ich dem Satz etwas Hämisches: «Ich habe, was du nicht hast!» Ob hier auf meinem Seelenklavier die Saite des Neides zu schwingen begann? Dazu brummte die Saite der Vernunft: «Das ist nichts als Werbestrategie der Snowboardindustrie, um den Verkauf zu steigern.» Und schon liess sich die Saite der Gehässigkeit vernehmen: «Alles Lug und Trug! Das beste, schönste und teuerste Snowboard bringt keinen Spass, wenn man dieses Gerät nicht beherrscht und alle zehn Meter im Schnee liegt!» 

Während ich mich vom Skilift hochziehen liess, staunte ich da-
rüber, was ein einzelner Satz auslösen kann. Höchste Zeit, die Seelensaiten vom himmlischen Klavierstimmer neu stimmen zu lassen, beispielsweise mit dem Wort aus Nehemia 8, 10: «Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.» Aus dieser Freude heraus nahm ich den Satz auf der Bindung des Snowboards auf einmal ganz anders wahr: «Schön, dass da einer ist, der nicht das Gefühl hat, zu kurz zu kommen!»

Während ich die herrliche Bergwelt genoss, die Sonne und die schwungvollen Abfahrten, begann in mir die Saite der Dankbarkeit zu summen. Beim Gedanken, dass ich dem Schöpfer dieser wundervollen Welt gehöre, vibrierten zudem die Saiten des Friedens und der Liebe. Diese Freude ist durch nichts zu topen! So konnte ich mich von Herzen nicht nur mit dem Snowboarder freuen, sondern auch mit jenem Skifahrer, der seinen Spass daran hatte, mit dem Gleitschirm über mir seine Runden zu drehen.   

04.02.2021 :: Herbert Held