Helle Tage – dunkle Tage

Helle Tage – dunkle Tage
Blick auf ein intensives Leben. / Bild: zvg
Moosegg: Eine 89-Jährige blickt dankbar zurück auf ihr Leben. In 27 Kapiteln schildert Adelheid Schneiter in «Helle Tage – dunkle Tage» Erinnerungsbilder ihres Lebens.

Manche Kapitel bilden rückblickende Zusammenfassungen, in anderen erzählt Adelheid Schneiter Details des damaligen Lebens. Die beschriebenen Episoden ihres Lebens sind eher thematisch denn chronologisch geordnet.

In ihrer Kindheit auf der Moosegg hatte Adelheid kein leichtes Leben. Sie erzählt vom Dasein als Bauernkind, das viel auf dem Hof mithelfen und lange Botengänge erledigen musste. Da sie zuverlässig war, wurde ihr viel anvertraut, aber auch viel gefordert. Leider gab es auch Menschen, die ihr tiefe Verletzungen zufügten. Während der Kriegszeit mussten staatliche Vorgaben erfüllt werden und das Leben war eingeschränkt. Die Familie besass kein Pferd; die Kuh Bethli zog den Pflug.

Adelheid Schneiter berichtet, wie sie zur Post kam und wie sie später Ladendetektivin wurde. Sie gründete eine eigene Familie und verlebte glückliche Zeiten mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Aus beruflichen Gründen zog das Ehepaar Schneiter nach Zürich, denn ihr Mann Hans erlernte als Zweitberuf die Arbeit eines Polizisten. Ungetrübte Stunden verbrachte die Familie im Garten mit dem schönen Gartenhäuschen und beim Skifahren. Viele gute Erlebnisse mit Menschen überlagerten die schlechten Erfahrungen.

Verbunden mit der Moosegg

Mit der Moosegg blieb Adelheid Schneiter stets verbunden und übernahm nach dem Tod ihrer Eltern das Bauernhaus. Ihr Mann baute als gelernter Zimmermann das alte, von 1856 stammende, Haus sukzessive neu. Schneiters pendelten zwischen der Moosegg und Zürich. Hans starb einige Zeit nach dem Sturm Lothar, der ihm durch die Zerstörung des Waldes den Lebensmut geraubt hatte. 2018 überliess Adelheid Schneiter das Bauernhaus ihrer Tochter und zog sich nach Zürich zurück. Das Heimweh nach der Moosegg bleibt. 

Glaube an das Gute

Trotz Schicksalsschlägen bewahrte Adelheid Schneiter den Glauben an das Gute im Menschen. Sie blieb nicht am Negativen hängen, sondern schaute vorwärts. Es war ihr stets wichtig, andern Menschen Respekt entgegen zu bringen. Wie gut, dass ihr Enkel insistierte, damit seine Grossmutter ihre Lebenserinnerungen festhielt. In Sandra Kuchenbecker fand Adelheid Schneiter eine neue, junge Freundin, welche ihre handgeschriebenen Seiten in den Computer tippte. 

Adelheid Schneiter hat einen guten Tipp: Alle unsere Lebenserfahrungen sind wie in einer Kommode verwahrt, die schlechten in der untersten Schublade, die schönen in der obersten. Die oberste sollten wir ab und zu öffnen und darin herumstöbern. Die unterste Schublade dürfen wir geschlossen lassen, ihr höchstens manchmal mit dem Fuss «einen Schutt» geben.

«Helle Tage – dunkle Tage», ISBN 978-3-907229-22-4, erschienen im Verlag Herrmann AG, Langnau.

14.01.2021 :: Sylvia Ammann (sal)