Widerstand gegen die Schulschliessung

Widerstand gegen die Schulschliessung
Auch mit Transparenten machen sich Bewohner für den Erhalt der Schule Schlosswil stark. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Schlosswil: Über 400 Personen wehren sich in einem offenen Brief gegen die Schliessung der Schule Schlosswil. Als nächster Schritt wird nun eine Petition lanciert.

«Es war einfach vielen ein Bedürfnis, dem Gemeinderat umgehend klarzumachen, dass wir mit der angekündigten Schliessung der Schule Schlosswil nicht einverstanden sind», erklärt Simon Grünig. Am Dienstag hat die achtköpfige Kerngruppe, der Grünig angehört, der Gemeindepräsidentin Christine Hofer einen offenen Brief übergeben. Darin ist zu lesen, dass die geplante Schulschliessung für «grosse Irritation, Besorgnis, aber auch Enttäuschung» gesorgt habe. «Wir sind nicht bereit, diesen Entscheid zu akzeptieren!» Der Brief wurde laut der Kerngruppe von über 400 Personen unterzeichnet, auch von Leuten aus Grosshöchsetten. 

Aus dem Brief geht indes nicht hervor, wie die Unterzeichner die Schule in Schlosswil weiterführen möchten. «Auf diese Punkte werden wir in der Petition eingehen, die in diesen Tagen gestartet wird», sagt Simon Grünig, Vater dreier Schulkinder. «Optimalerweise findet sich eine Lösung, bei der beide Ortsteile ihren Beitrag leisten. In der Petition möchten wir Gründe aufzeigen, warum die gesamte Gemeinde vom Schulstandort Schlosswil profitieren könnte.» 

Potenzial für steigende Zahlen

Aktuell werden in Schlosswil rund 80 Kinder unterrichtet: ein Kindergarten; eine 1. und 2. Klasse; eine 3. und 4. Klasse sowie eine 5. und 6. Klasse. Dass im Einzugsgebiet der Schule Schlosswil nun sehr schwache Jahrgänge folgen, ist für Simon Grünig unbestritten. «Ja, die Schülerzahlen brechen jetzt ein – allerdings auch in Grosshöchstetten.» Aber er ortet eine Trendwende: «Beispielsweise findet im Quartier Nest ein Generationenwechsel statt, was wieder zu mehr Schülerinnen und Schülern führen wird.» Die Schulkommission habe zwar verschiedene Modelle geprüft, «mit unkonventionellen Lösungen könnte die Schule aber erhalten werden», ist die Kerngruppe überzeugt. 

Die Schule müsse weiterhin Bestand haben, weil deren Schliessung «tiefgreifende Veränderungen für das kulturelle, gesellschaftliche und soziale Leben nach sich zieht», ist im offenen Brief weiter zu lesen. Auch die Attraktivität von Schlosswil würde durch die Schliessung leiden, fügt Grünig an. Dabei sei das Schulhaus baulich gut im Schuss. «Viele Schlosswilerinnen und Schlosswiler kommen sich einfach verschaukelt vor», sagt Simon Günig. «Bei der Fusion vor drei Jahren wurde versprochen, dass die Schule mittelfristig erhalten bleiben soll, und nun diese Ankündigung! Wenn wir gewusst hätten, dass mittelfristig drei Jahre bedeutet, hätten wohl viele die Fusion abgelehnt.»  

Arbeitsgruppe prüfte zig Varianten

«Wir haben bereits vor der Fusionsabstimmung immer darauf hingewiesen, dass die Schülerzahlen überprüft werden und dass die Schule solange Bestand haben wird, wie die Zahlen genügend hoch sind», hält Christine Hofer, Gemeindepräsidentin von Grosshöchstetten, fest. «Selbst wenn Schlosswil noch eine eigenständige Gemeinde wäre, müsste sie sich Gedanken zur Zukunft der Schule machen.» 

Weil die Schülerzahlen im Primarbereich in beiden Orten in den nächsten Jahren stark sinken würden, habe der Gemeindrat extra eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche mögliche Szenanien für die Schule ausarbeiten sollte. In der Gruppe hätten auch Personen aus Schlosswil mitgearbeitet, berichtet Christine Hofer. «Der Ausschuss prüfte zig Varianten. Am Ende wurde die Schliessung des Schulstandorts Schlosswil als die beste erkoren.» Dass dieser Entscheid für viel Wirbel sorgt, hat die Gemeindepräsidentin indes nicht überrascht. 

Nicht auf sich sitzen lässt Hofer den Vorwurf der mangelnden Kommunikation: «Bereits im Sommer 2019 wurde im Schulinformationsheft ‹Schäri-Stei--Papier› auf die sinkenden Schülerzahlen hingewiesen und in der Ausgabe zum Beginn des aktuellen Schuljahres haben wir informiert, dass die Zukunft der Schule Schlosswil offen sei. Der  Entscheid kam also nicht aus heiterem Himmel», führt Christine Hofer aus. In dem Heft steht wörtlich: «Es ist zu erwarten, dass in den Bereichen Kindergarten und Primarstufe ab Sommer 2022 Klassen geschlossen werden müssen. Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen am Schulstandort Schlosswil gilt es auf politischer Ebene auch zu klären, wie und wo die Schlosswil-Kinder künftig unterrichtet werden können.»

Genügend Platz für alle Schüler

Hat es in Grosshöchstetten ausreichend Platz für die Schlosswiler Kinder oder muss noch gebaut werden? «Es hat genügend Schulraum», sagt Hofer. Mehr Kapazität hat die Schule Grosshöchstetten auch, weil die Gemeinden Zäziwil und Oberthal künftig ihre Sekschüler nicht mehr nach Grosshöchstetten schicken, sondern selber unterrichten werden. 

Eine Standortschliessung mache man nicht aus finanziellen, sondern aus organisatorischen Gründen und wegen der Richtlinien des Kantons. Wenn Einsparungen möglich seien, werde das natürlich begrüsst. Der Schulbus werde auch kosten und die Einsparungen seien noch genau zu berechnen, hält Hofer fest. «Die Kinder müssen für die Oberstufe den Standort nicht wechseln, haben ein grösseres Angebot und die Klassen werden bezüglich der Grösse ausgeglichener.»  

Schulschliessungen liegen in der Kompetenz des Gemeinderats. Die Petition ist kein verbindliches Instrument, sondern eine Art Bittschrift. Warum erwägt die Kerngruppe nicht eine Initiative? «Wir wollen nicht auf Konfrontationskurs mit dem Gemeinderat gehen», sagt Simon Grünig. «Abgesehen davon könnten wir immer noch eine Initiative nachschieben, falls wir keinen Erfolg haben.»

07.01.2021 :: Bruno Zürcher (zue)