Vier Kerzen

«Vier Kerzen brannten einmal auf dem Adventskranz. Die erste hiess FRIEDEN.  Aber die Menschen lebten im Streit untereinander. Gewaltsam wurde sie gelöscht. Die zweite hiess GLAUBEN. Die Menschen wollten nichts mehr von Gott wissen. Ein grosser Luftzug kam und die Kerze erlosch. Die dritte Kerze hiess LIEBE. Aber die Menschen sahen nur sich selber. Deswegen konnte sie nicht mehr weiter leuchten. Die vierte Kerze hiess HOFFNUNG. Sie gab nicht auf. Sie sagte zu den Menschen: «Solange ich brenne, könnt ihr die anderen Kerzen wieder anzünden.» Diese Zeilen haben mich für die letzten Auszeitgedanken vor Weihnachten angespornt, sie an euch alle – geschätzte Leserinnen und Leser – weiter zu leiten. Manchmal komme ich mir wie in einem Jammertal vor. Es gibt Demonstrationen und Gegendemonstrationen. Es gibt unzufriedene Menschen und solche, die das Beste aus der heutigen Situation machen. Es gibt Menschen, die verbittert sind und andere, die den Kopf am liebsten in den Sand stecken möchten. Es gibt Menschen, die alle Lichter löschen möchten, obwohl sie die Dunkelheit fürchten. Gottlob gibt es auch solche Menschen in jedem Alter, die das Licht der Hoffnung noch sehen. Sollten Sie auch zu den Letzteren gehören, dann wagen sie doch, diese Kerzen von der Hoffnung her wieder anzuzünden. Es lohnt sich! Ich hoffe zwar, dass die ersten drei Kerzen nicht ausgelöscht worden sind, dass sie wenigstens noch einen Funken in sich tragen. Eines ist sicher: Die letzte Kerze wird am vierten Adventssonntag angezündet. Gottlob kann sie nicht einfach mir nichts dir nichts ausgeblasen werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Denn Weihnachten findet auch dieses Jahr, trotz allem, statt – ziemlich sicher auf eine andere Art und Weise, wie wir es gewohnt sind. Ich wünsche uns allen dazu die nötige Phantasie!

17.12.2020 :: Jakob Zemp