Häkeln mit Safranspätzli

Haben Sie in diesem stubenhockerischen Jahr auch neue Hobbys gefunden, die etwas Lebensfreude schenken? Ich hab ja einige Zeit gebraucht. Erst dachte ich Filet-Häkeln wäre was für mich. Nicht, dass Sie denken, ich will mit hochwertigem Fleisch handarbeiten. So heisst eine Häkeltechnik für Gardinen und Tischdeckchen. Zwei Bücher habe ich mir dazu gekauft und die entsprechende Wolle und Häkelnadel. Sieht hübsch aus, dieses Körbchen und daneben Bücher auf der Kommode drapiert. Jetzt müsste ich nur noch häkeln. 

Dann fand ich meine Liebe zu Online-Ersteigerungen von hochwertigen Klamotten. Wenn die Pandemie mal vorbei ist, bin ich sicherlich die eleganteste Frau von Signau, will ich meinen. Für den Corona-Alltag taugen diese Kleider leider nicht. Diese Phase musste ich aber überwinden, weil mein Kleiderschrank kaum noch zugeht. Meine Kochkünste habe ich auf jeden Fall gesteigert. Haben Sie schon mal Krautwickel mit Rotkohl zubereitet? Mit rotkohlig pinkfarbener Sauce? Ich habe. Und dazu Safranspätzli. Ich nenne das Gericht «Kochen nach Farben». 

Aber dann fand ich ein Hobby, das mir wirklich Spass macht. Ich sammle schöne Geschichten in der Corona--Zeit. Müde geworden von dem ewigen -Gejammer, spitze ich die Ohren, wenn jemand Positives berichtet. Wie zum Beispiel meine Schwester im fernen Hessen. Letztes Jahr zu Weihnachten, so erzählte sie mir, habe ihr Mann die drei erwachsenen Kinder zu einer 14-tägigen Kreuzfahrt eingeladen. Das Problem war nur, dass mein Schwager schon reichlich weinselig war und dieses Geschenk sein Budget gesprengt hätte. Mit fettem Kater wachte er am Morgen auf, und nicht nur die Sünden von gestern machten ihm Kopfschmerzen, sondern auch seine alkoholisierten Versprechungen. Dann kam Corona und inzwischen redet niemand mehr über Kreuzfahrten. Noch mal gut gegangen! 

Viele Menschen empfinden den Advent zum ersten Mal als besinnlich, wird mir zugetragen. Keine Betriebsfeiern, keine vollgestopften Innenstädte mit Weihnachtsmarkt-Buden, die rätselhafte heisse Getränke ausschenken, die sich Glühwein oder Punsch nennen. Eigentlich müsste diese Plörre eher Pansch heissen. Mal abgesehen von einer Tante Frieda, die jedes Jahr nicht mal zu Weihnachten ihrem Namen Ehre macht, und die liebe Familie nervt mit Fragen wie: «Hast du zugenommen?», «Wann ist denn dein Studium fertig?» oder «Wieso bist du denn Vegetarier?» 

Stille Nacht, heilige Nacht – in diesem Jahr. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr!

10.12.2020 :: Christina Burghagen (cbs)