Nur zwei Präsidenten in 50 Jahren EHC Mirchel

Nur zwei Präsidenten in 50 Jahren EHC Mirchel
Das erste Bild von der ersten Mannschaft von 1974. / Bild: zvg
Eishockey, 2. Liga: Vom 15. No­vember 1970 stammt der erste Eintrag ins Protokollbuch des ­Eishockeyklubs Mirchel. Seit ­damals haben sich der Sport und der Verein weiterentwickelt.

Alles begann vor 50 Jahren mit ein paar alten Armee-Kisten und vom Eishockey faszinierten Mirchler Burschen. «Mit den Kisten bastelten wir die Banden für die Natureisbahn auf dem Schulhausplatz», erinnert sich der heutige Präsident Hansueli Winzenried. Nächtelang hätten sie, akribisch geplant, das Schneefeld bewässert, welches sie zuvor in mühseliger Arbeit mit den Skiern platt «träppelet» haben, damit darauf Schlittschuh gelaufen werden konnte. «Auf dem Eis haben wir aber nie wirklich trainiert, das diente mehr den Schulkindern und abends den Erwachsenen zum Plausch.» Dennoch sei dieses Eisfeld ein wichtiger Impuls gewesen, um den Klub zu gründen.

Am 15. November 1970 wurde die Gründungsurkunde des EHC Mirchel unterschrieben. Im Gründungsvorstand waren der Präsident Fritz Wisler, der Vizepräsident Peter Schindler, der Sekretär Robert Schärer, der Kassier Alois Koller, der Eismeister und Beisitzer Walter Schüpbach und der zweite Beisitzer Hans Gygax. 


Einmal pro Woche nach Grindelwald

Die Trainings fanden in Langnau statt. Dort bestritt die erste Mannschaft auch ihre Meisterschaftsspiele. Ausserdem fuhren die Herren einmal pro Woche nach Grindelwald zum Eistraining. Die zweite Mannschaft ging einmal pro Woche nach Adelboden. «Dort hatte es eine offene Eisbahn, die manchmal so verschneit war, dass ein reguläres Training unmöglich war», erinnert sich Hansueli Winzenried an die Zeit, bevor der EHC Mirchel 1996 im Worber Wislepark (damals noch KEB Hofmatt) heimisch wurde. Während in den Anfangszeiten hauptsächlich Einheimische beim EHC Mirchel spielten – damals hatte es in fast allen umliegenden Dörfern Eishockeyklubs – so war der Verein ab den 1980er-Jahren auf auswärtige Spieler angewiesen, wollte er in der
2. Liga bestehen. Als die Transfer- und Ausbildungskosten für den Nachwuchs aufkamen, konnten sich nicht mehr alle Dorfklubs halten. So verwundert es nicht, dass schleichend immer mehr Spieler aus anderen Dörfern zu den Klubs überliefen, die noch existierten. In den letzten zwölf Jahren stiessen auch gelegentlich ehemalige Nationalliga-Spieler zur ersten Mannschaft der Mirchler: Andy Keller, Marco Käser, Hardy Walker, Gregor Horak und derzeit Tobias Bucher.


Schneller und intensiver

Hansueli Winzenried ist seit 1974 Mitglied des Klubs, ab 1977 im Vorstand und seit 1983 Präsident: «Früher war das Eishockey viel weniger intensiv. Anders als heute lernten die Spieler der ersten Stunde gleichzeitig Schlittschuh laufen und Eishockey spielen. Dann noch mit qualitativ schlechtem Material. Es ging gemütlich zu und her. Heute ist alles viel schneller. Das Tempo auf dem Eis und die Intensität des Spiels haben sich sehr gewandelt», erzählt der erst zweite Präsident in der 50-jährigen Klubgeschichte. Die Jungen seien heute besser ausgebildet und würden auch früher mit dem Eishockey beginnen. «Von der ersten Mannschaft, die wir damals hatten, durchlief keiner eine Nachwuchsausbildung.»

Ganz anders als heute, da alles online ersichtlich ist, haben früher die Klubverantwortlichen die Meisterschaft während einer Zusammenkunft geplant, nennt Hansueli Winzenried einen weiteren Unterschied: «Wenn eine Mannschaft vom Verband aufgenommen wurde, dann spielte sie zuerst in der 3. Liga. Einmal im Jahr kamen die Mannschafts-Vertreter der Region zu einer Sitzung zusammen, an der die Spieldaten abgemacht wurden.» Und daran habe man sich gehalten, so der Mirchler Präsident. Überhaupt sei die Loyalität gegenüber dem Klub früher grösser gewesen, sagt Hansueli Winzenried mit etwas Wehmut: «Die Jungs hatten dazumal nur ein Hobby und konnten sich dementsprechend mehr für ihren Verein einsetzen. Auch heute noch helfen die Eishockeyaner tatkräftig mit, beispielsweise beim Frühlingsfest oder dem Frauenlauf», betont Winzenried. Er merke jedoch, dass die meisten neben dem Eishockey weitere Verpflichtungen und Beschäftigungen haben und somit weniger Zeit für  den Klub aufbringen können. 


Ära Winzenried geht zu Ende

Ende dieser Saison wird Hansueli Winzenried 38 Jahre als Präsident geamtet haben. Nun sei für ihn die Zeit gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen: «Teilweise beschäftigt mich die Vereinsarbeit wie ein 30- bis 40-Prozent--Pensum und ich merke, dass ich mich mehr motivieren muss, um mit dem gleichen Elan wie früher die Aufgaben anzupacken. Dazu hat dieses schwierige Corona-Jahr auch beigetragen. Deshalb möchte ich bald mein Amt weitergeben.» Vieles, was heute selbstverständlich ist, musste Winzenried von Grund auf erarbeiten wie zum Beispiel die Werbung auf den Trikots sowie das ganze Sponsoring oder das jährlich herausgegebene Klubheft und das Inse-ratewesen. Aber auch die Organisation des Mirchler Frühlingsfests gehören seit jeher zu den Aufgaben von Hans-ueli Winzenried, wie die Lotto-Anlässe, die früher grossen Anklang fanden oder die Volksmärsche, die organisiert werden mussten. 

Das Highlight dieser 50 Jahre Klubgeschichte ist für Winzenried klar: «Der Gewinn des Kantonalcups 1988, als wir den SCB II besiegten. Die hatten damals noch ein 3.-Liga-Team mit Nationalligaspielern wie Hugo Leuen-berger und Roland Dellsberger. In der gleichen Saison stiegen wir in die 2. Liga auf. Das war emotional das Schönste.» Wobei Hansueli Winzenried auch sehr stolz auf die letztjährige Mannschaft ist, die zum ersten Mal Zentralschweizermeister geworden ist – auch wenn das Schweizermeister-Finale wegen Corona verschoben werden musste.

50 Jahre EHC Mirchel

1970: Gründung des Klubs.

•1973: Aufnahme der 1. Mannschaft im Schweizer Eishockeyverband (SHEV) in der 3. Liga.

•1974: Erstmalige Durchführung des Frühlingsfests.

•1978: Anstellung des ersten auswärtigen Trainers. Werner Wittwer (Wolewo) aus Langnau besass die B-Lizenz.

•1980: Gründung der zweiten Aktivmannschaft.

•1981: Aufstieg der 1. Mannschaft in die 2. Liga (Entscheid am grünen Tisch, weil die Liga um drei Mannschaften erweitert wurde).

•1983: Wahl von Hansueli Winzenried als Präsident.

•1988: Kantonalcupsieger in der 2. Stärkeklasse.

•1996: EHC Mirchel wird auf der KEB Hofmatt Worb heimisch.

•1997: Gründung des HC Wisle (Nachwuchsorganisation) mit Beteiligung EHC Mirchel.

•2000: Gründung der dritten Aktivmannschaft (bis 2008).

•2018: 3.-Liga-Team wird Vize-Zentralmeister

2020: Erstmals Zentralschweizermeister. 

03.12.2020 :: Olivia Portmann (opk)