Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

Diät für unsere Gesellschaft II

Unsere Gesellschaft ist CO²-Übergewichtig, sie konsumiert – trotz Friday for Future, der Klimajugend und der Grünen Welle – immer noch zu viel fossile, nicht erneuerbare Energie. Die «gute alte Ölheizung» hat längst ausgedient und dennoch geht es mit dem Ersatz ebendieser nur schleppend voran. Die Politik tut sich schwer mit Gesetzen und Vorschriften. Beim Volk sind sie nicht mehrheitsfähig, dies hat die knapp verlorene Abstimmung übers Energiegesetz im Februar 2019 im Kanton Bern gezeigt. Rückblickend stellt sich mir die grosse Frage «Weshalb tut sich unsere Gesellschaft so schwer mit der Energiewende?». Eine Diät geht dann am einfachsten, wenn man anstelle von Coca-Cola beginnt, Cola Zero zu trinken und zum Zvieri anstelle von Vollfettkäse den Viertelfettkäse isst. Das ist dann einfach, aber nur bedingt zielführend. Viel effektvoller wäre es, anstelle von Süssgetränken Wasser zu trinken und auf die Zwischenmahlzeit gänzlich zu verzichten. Wir Menschen sind bequem, wir mögen es, wenn wir unsere Herausforderungen durch Konsum meistern können, eine Diät durch den Kauf von Diätprodukten, die Energiewende durch den Kauf von technischen Lösungen, Apps fürs Handy und durch das Bereitstellen von Zusatzenergie. Genauso, wie bei einer Diät durch die reine Analyse der Kalorien von Lebensmittel noch keine Kilos purzeln, spart man auch durch Studien zum Energieverbrauch, das Ausstellen von Zertifikaten oder durch das Beantragen von Fördergeldern keine Kilowattstunden. Wenn wir etwas erreichen wollen, kommen wir um Verzicht und Selbstbeschränkung nicht herum. Ja, Sie haben richtig gelesen. «Verzicht» und «Selbstbeschränkung» unpopulärer geht es fast nicht. Mit diesen Schlagworten lässt sich kein Wahlkampf gewinnen, sie werden nicht beworben, weder mit Fernsehspots noch mit Zeitungsinseraten. Sie lassen sich kaum verkaufen, sie werfen keine Marge ab und sie stellen unsere auf Wachstum ausgelegte Marktwirtschaft in Frage. 


Wenn unsere Gesellschaft die gesteckten Klimaziele effektiv erreichen will, dann müssen wir den Weg des geringsten Widerstandes verlassen. Wir müssen aufhören, die Verantwortung auf andere abzuschieben. Auch in
Bezug auf die Energiewende müssen wir im Interesse der Allgemeinheit und zur Verfolgung eines gemeinsamen Ziels auf gewisse persönliche Freiheiten verzichten. Wir müssen Anstrengungen auf uns nehmen und das Denkmuster der Marktwirtschaft durchbrechen. 

26.11.2020 :: Tabea Bossard-Jenni