Enkeleien, zum Zweiten

Wie in der letzten Kolumne versprochen, folgt heute der zweite Teil unserer Enkelfreuden: Sie erinnern sich? Zwei Buben, ziemlich «läbig» (gelinde gesagt), unsere nichtkindergerechte Wohnung (inzwischen wieder aufgeräumt und renoviert) und die Herausforderung, diese Wildfänge zu unterhalten, bei Laune zu halten und (das sei ehrlicherweise auch gesagt) zünftig müde zu machen, auf dass sie wenigstens nächtens ein paar Stunden Ruhe geben.

So ein Enkeltag beginnt unmenschlich früh. Meine Frau und ich teilen uns die Arbeit, zugegebenermassen nicht ganz gerecht. 

Mima, so nennen die beiden ihre Grossmutter mütterlicherseits, ist für das ent- und bewindeln, sowie das anschliessende Ankleiden der Buben zuständig. 

Ätti, das bin ich, baut inzwischen die gutgemeinte Spielinfrastruktur auf: ein kleines Hockeytor, vier Hockeystöcke (je ein roter, blauer, grüner und gelber) und Bälle.  

Wie erhofft stürzen sich die trockengelegten Racker sogleich auf die Stöcke. Genauer gesagt, beide auf den ein und denselben. Es muss unbedingt der rote Stock sein. Riesengeschrei, Ättis Überredungskünste werden mit noch heftigerem Geschrei quittiert. Dann folgt Stufe zwei, die Wegwerf-Phase. Sämtliche Stöcke, Bälle und was sonst noch grad zu finden ist fliegt in hohem Bogen über das Geländer ins Kellerloch. Das scheint jetzt richtig Spass zu machen, zumal der gutmütig-geduldige Ätti seinen rostigen Gelenken zum Trotz die Beine über die Absperrgitter schwingt und die Wurfgeschosse einige Male wieder heraufholt.

Szenenwechsel: Wir besuchen den Tierpark. Die Fahrt mit Tram und Bus und einem kinderwagenunerfahrenen Ätti gestaltet sich zum schieren Überlebenskampf. Aber wir schaffen es. Schon nach ein paar Minuten im Tierpark ist jedoch klar, dass wir uns diese riskanten Reisestrapazen ersparen und geradesogut einfach einen Spaziergang durch den benachbarten Wald hätten machen können. Tiere? Uninteressant! Da lockt die nahe Aare wesentlich mehr. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich bereits als Rettungsschwimmer in den kalten Fluten.

Und unmittelbar neben den fröhlich grunzenden, durch unsere Buben aber völlig ignorierten Wildschweinen, eine viel spannendere Entdeckung: Ein Gittertor, das laut scheppernd auf und zu «geschletzt» werden kann. Mit dem Resultat, dass die Hand des einen eingeklemmt und das Geschepper alsogleich durch lautes Gebrüll abgelöst wird...

Oh, die Kolumne ist hier leider schon gefüllt, obwohl noch nicht annähernd alle Erlebnisse geschildert sind. 

Vielleicht schreibe ich gescheiter grad ein Buch. Vorbestellungen bitte direkt an: Pesche Leu, Sanatorium für erholungsbedürftige Grosseltern, 3074 Muri.

05.11.2020 :: Peter Leu