«Wir sind selber positiv überrascht von uns»

«Wir sind selber positiv überrascht von uns»
Lara Stucki (beim Bully rechts) ist bei den Brandis Ladies mit nur 18 Jahren schon Topskorerin und wird auch als Leaderin gesehen. / Bild: zvg
SWHL-B: Die Brandis Ladies sind besser in die inzwischen unterbrochene Meisterschaft gestartet als erwartet. Eine zentrale Rolle im jungen Team nimmt die 18- jährige Lara Saskia Stucki ein.

Lara Saskia Stucki ist erst 18-jährig, gehört aber trotzdem bereits zum «Inventar» der Brandis Ladies. Fünf Jahre spielt sie schon in Hasle, immer auch noch mit den Jungs. Aktuell ist sie Liga-Topskorerin und gehört dem Captain-Team an. In der noch sehr jungen Mannschaft trägt sie durchaus ihren Part an Verantwortung. «Ich habe eine neue Rolle im Team erhalten. Das passt mir», sagt sie. Dass sie auch mal das Tor trifft, hat sie schon in den letzten Spielzeiten bewiesen und mit 75 Punkten aus 64 Spielen mit Brandis eine Effizienz erreicht, die eigentlich eher bei ausländischen Verstärkungsspielerinnen zu suchen ist. Warum es ihr gerade in dieser Saison so gut läuft, weiss sie selber nicht. «Vielleicht esse ich jeweils was Gutes», lacht sie, meint dann aber, «uns läuft es eigentlich ganz gut und das zieht mich mit.» Sie lobt den guten Zusammenhalt im Team und ergänzt: «Eigentlich haben wir bis anhin nach dem grossen Umbruch und mit diesem doch sehr jungen Team vieles richtig gemacht.»


Vor Rückschlägen nicht gefeit

In der Tat hat Brandis praktisch eine sportliche Kehrtwendung hinter sich: Weg vom ambitionierten Spitzenklub mit Meistertiteln hin zum Ausbildungsteam mit Weitblick. Der Schnitt auf die neue Saison hin glich einem Frühlingsputz, gegangen sind viele bisherige Leistungsträgerinnen (inklusive allen Ausländerinnen), gekommen sind ein paar junge oder ganz junge Talente aus der Grossregion Bern/Emmental/Oberland. «Wir sind von uns selber positiv überrascht, machen schnell Fortschritte.» Doch vor Rückschlägen ist das junge Team nicht gefeit – wie etwa im letzten Heimspiel vor dem Unterbruch gegen Bassersdorf, das die Truppe von Headcoach Mathias Leuenberger nach einer komfortablen 6:3-Führung nach zwei Dritteln völlig überraschend noch aus der Hand gab. Dass dabei eine Ausländerin, die normalerweise eine Liga höher spielt, mit vier Toren in 12 Minuten im Alleingang die Niederlage besiegelte, stört nicht nur Lara Stucki. Die Regelung, wonach einige B-Klubs bei den Women’s League-Clubs (torgefährliche) Ausländerinnen ausleihen, müsste längst verboten sein. Doch bisher konnten sich die Frauenklubs nicht zu einem Gentleman-Agreement durchringen, weil zu viele von ihnen auf die eigenen Bedürfnisse schauen und das grosse Ganze aussen vor lassen. So sieht das auch Lara Stucki: «Wir können es nicht ändern, wir können nur aus solchen «Unfällen» lernen.»


Austausch mit Bomo Thun klappt gut

Auch Brandis «bedient» sich im Rahmen einer erneuerten Partnerschaft wieder bei Bomo Thun. Dabei handelt es sich jedoch um Spielerinnen, die in der Women’s League nur wenig Eiszeit erhalten haben und deshalb in gegenseitigem Einvernehmen bei den Brandis Ladies zum Einsatz kommen. Der Austausch funktioniert auch in umgekehrter Richtung. Stucki hat bisher noch keine Spiele mit Bomo bestritten, trotz ihrer ausgewiesenen Topskorer-Qualitäten. «Es gab bisher noch keine Gelegenheit. Jetzt warte ich mal ab, wie es unter dem neuen Bomo-Trainer werden wird.» Zudem spiele sie ja noch bei Jungs und das mache den Austausch doch relativ schwierig. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagt sie sich. Doch vorerst ist Stillstand angesagt (siehe Kasten), nichts läuft mehr und das hat nicht nur die Brandis Ladies mitten ins (Hockey-)Herz getroffen.

Gleiche Voraussetzungen für alle

Mittels Communiqué hat die Regio League letzten Freitagabend den Unterbruch aller Ligen im Amateurbereich – inklusive Frauenligen – bekannt gegeben. Eine Dauer des Unterbruchs wurde nicht genannt, man wolle politische Entscheide abwarten. Ein Passus im SIHF-Communiqué lässt allerdings aufhorchen und kommt einer wenig sportlichen Wettbewerbsverzerrung gleich: «In jenen Kantonen, in welchen ein Trainingsbetrieb nach wie vor möglich ist, ist es den Vereinen selbst überlassen, ob sie diesen unter strenger Einhaltung aller Massnahmen und Schutzkonzepte weiterführen.» Ein Fauxpas sondergleichen, zurückzuführen auf den kantonalen Flickenteppich in Bezug auf Corona-Massnahmen, der die Schweiz trotz bedenklich steigenden Fallzahlen seit Wochen beherrscht. Und vor allem auch ein Umstand, der unverzüglich zu korrigieren ist: Entweder spielen und trainieren alle oder niemand.

29.10.2020 :: Daniel Monnin (dmb)