Klimacharta: Dicke Luft in der SP?

Klimacharta: Dicke Luft in der SP?
Auch ohne Klima- und Energiecharta werden viele Gebäude Langnaus mit erneuerbarer Energie geheizt, dank des Wärmeverbundes. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Langnau: Der SP-Parlamentarier Hans Ulrich Albonico wollte, dass die Gemeinde der «Klima- und Energiecharta Städte und Gemeinden» beitritt – und wurde von der eigenen Partei gebremst.

26 Städte und grössere Gemeinden haben die 2019 lancierte Klima- und Energiecharta bislang ratifiziert; so auch Bern, Thun oder Burgdorf. «Es wäre schön, wenn auch Langnau als ‹Metropole› des Emmentals beitreten würde», hielt Hans Ulrich Albonico in seinem Postulat fest. Die Charta sei nicht nur ein gemeinsames Bekenntnis zum Klimaschutz, sondern definiere auch Ziele, beschreibe Handlungsleitsätze und zeige zwölf konkrete Möglichkeiten für klimapolitische Massnahmen auf kommunaler Ebene auf. Dazu gehört etwa, dass Gemeinden auf erneuerbare Energie setzen und diese effizient nutzen, dass Lebensmittel regional und saisonal eingekauft werden oder dass der Ausstoss von Treibhausgasen gesenkt wird. 

«Kuh ist bei uns kein Klimakiller»

Die Treibhausgase waren dem zuständigen Gemeinderat Jürg Gerber in die Nase gestochen. Hier werde wieder einmal die Kuh als Klimakiller an den Pranger gestellt. «Wenn man dem Vieh aber das füttert, wofür es gemacht ist, nämlich Gras, sind die Wiederkäuer sogar nützlich für das Klima, weil das Gras CO2 bindet», führte der Bio-Landwirt aus. Anders sehe es in einer industrialisierten Viehhaltung aus, in der die Tiere nur mit Mais und Soja gefüttert würden. 

Bezüglich der Klima- und Energiecharta fügte Jürg Gerber noch an, dass diese für Langnau keinen Mehrwert bringe. «In der Gemeinde wurde schon viel zum Nutzen des Klimas unternommen und wird auch weiter gemacht», hielt der Gemeinderat fest und empfahl, das Postulat Albonicos abzulehnen. 

SVP dagegen, EVP dafür

Thomas Hauri, SVP, war der Meinung des Gemeinderats: Weil die Gemeinden nicht kontrolliert würden, ob sie die Ziele auch erreichen, bringe die Charta nichts. 

Anders sah dies Silas Kipfer von der EVP: «Die Charta ist ein Bekenntnis des Gemeinderats, dass er wirklich etwas gegen den Klimawandel unternehmen will.» 

Zwei SP-Mitglieder enthielten sich 

14 Ja- gegenüber 15 Nein-Stimmen lautete das Ergebnis der Abstimmung, wobei sich zwei Mitglieder des Par-
laments enthielten. Sinnigerweise stammten die beiden aus der Fraktion  von Hans Ulrich Albonico. Hätten alle SP-Mitglieder das Postulat angenommen, hätte sich der Langnauer Gemeinderat ernsthaft mit einem Beitritt zur Klima- und Energiecharta beschäftigen müssen.

29.10.2020 :: Bruno Zürcher (zue)