Deponien für Bauabfälle, wie Beton, sind rar – hier wird eine eröffnet

Deponien für Bauabfälle, wie Beton, sind rar – hier wird eine eröffnet
Der Humus ist abgetragen, Drainagen eingebaut, nun wird das Tal im Tannenbad-Horn nach und nach aufgefüllt. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Sumiswald: Wird gebaut, fallen oft Abfälle, wie Backsteine oder Beton an. Diese müssen fachgerecht deponiert werden. Im Gebiet Tannenbad-Horn wurde dafür eine neue Deponie eröffnet.

Dank seiner «Chrächen» ist das Emmental an sich bestens geeignet, um Aushubmaterial und Baustoffe zu deponieren. Dass es aber einige Geduld braucht, bis eine solche Anlage in Betrieb genommen werden kann, zeigt das Beispiel der Deponie Tannenbad-Horn: Ursprünglich beabsichtigte die Inertstoffdeponie Tannenbad GmbH, welche von vier regionalen Bauunternehmen und einem Kieswerk betrieben wird, den jetzigen Standort südlich des Restaurants Tannenbad zu erweitern. Weil sich die Betreiber mit den Grundeigentümern nicht einigen konnten, mussten sie sich nach einem neuen Standort umsehen. Wie sind Sie vorgegangen? «Ganz pragmatisch; wir haben das Gebiet in der Nähe des Tannenbads abgefahren und geschaut, welche Standorte sich für eine Inertstoff-
deponie eignen würden», erklärt Thomas Fuhrimann. Der Leiter Administration der Gränicher AG Bauunternehmung, Huttwil, hat das Projekt Deponie Tannenbad-Horn praktisch von Beginn weg begleitet. 

Erste Begehung vor sieben Jahren

Der Beginn, das war vor über sieben Jahren: «Wir fanden mehrere mögliche Standorte», berichtet Thomas Fuhrimann. «Im April 2013 fand hier im Gebiet Horn die erste Begehung und Besprechung statt. Rasch war klar, dass sich dieser Taleinschnitt rein von der Topografie her eignen würde. Und wir waren froh, dass auch der Grundeigentümer viel Bereitschaft zeigte.» Die weiteren Schritte: Ein Planungsbüro prüfte den Standort eingehend. Unter anderem muss sich der Untergrund für eine solche Deponie eignen. Dann musste die geplante Deponie in den entsprechenden Richtplan der Region Emmental aufgenommen werden, es folgte das Mitwirkungsverfahren, die Vorprüfung durch die kantonalen Stellen, die öffentliche Auflage, die Genehmigung an der Gemeindeversammlung und schliesslich das Baubewilligungsverfahren. Im Frühling 2020 konnte die Inertstoffdeponie Tannenbad GmbH beginnen, die neue Deponie einzurichten.  

Lieber an einer Hauptstrasse

Die neue Deponie liegt rund 1200 Meter hinter dem Restaurant Tannenbad, also noch abgelegener. Wäre nicht ein Ort an einer zentraleren Lage besser? «Klar wäre ein Standort direkt an einer Hauptstrasse praktischer», meint der Projektleiter. Aber in einem stark bewohnten Gebiet sei der Widerstand gegen eine Deponie, die dann gut 20 Jahre Bestand habe, erfahrungsgemäss gross und, zuerst müsste ein möglicher Standort gefunden werden. «Aber wir alle wohnen in einem Haus und fahren über Strassen, welche solche Abfälle generieren», gibt Fuhrimann zu bedenken. 

Langsam fahren

In diesen Tagen werden die ersten Lastwagen bei der neuen Deponie vorfahren. Jährlich werden rund 10’000 Kubikmeter Material eingebaut, pro Arbeitstag werden also durchschnittlich fünf bis sechs Lastwagen den Weg in die Deponie unter die Räder nehmen. Aus Rücksicht auf die Anwohner gelte auf der Zufahrt Tempo 40 und damit die Lastwagen auf dem schmalen Strässchen kreuzen könnten, seien Ausweichstellen gebaut worden. Auch erhalte die Gemeinde eine Entschädigung, weil die Strasse nun viel stärker beansprucht werde und auch der Grundeigentümer bekommt jährlich eine Entschädigung für das deponierte Material. Wie viel bezahlt wird, will Fuhrimann nicht verraten. Er sagt aber, dass die Unternehmung bis anhin rund 1,5 Millionen Franken investiert habe. Sie wird aber auch Einnahmen verbuchen können. Pro Kubikmeter Inertstoffe muss knapp 50 Franken fürs Deponieren bezahlt werden. Das lateinische Wort «inert» bedeutet «untätig». Es handelt sich bei den Stoffen also um Materialien, welche sich nicht weiter verändern werden, weil sie zu mehr als 95 Prozent aus gesteinsähnlichen Bestandteilen bestehen.

Die Reserven im Kanton Bern werden knapp

Im Kanton Bern werden jährlich durchschnittlich gut drei Millionen Kubikmeter unverschmutzter Aushub und mineralische Bauabfälle (Inertstoffe) entsorgt.

«In den nächsten Jahren ist bezüglich der verfügbaren Auffüllreserven eine angespannte Situation zu erwarten», steht im Controllingbericht 2020. Das heisst, dass es zwar genug geplante Deponien gibt, aber zu wenige bereits genutzt werden können. Im Vergleich zu anderen Regionen ist die Situation im Emmental und Mittelland weniger angespannt. Der Grosse Rat wird den Controllingbericht ADT 2020 in der Novembersession beraten und wohl Massnahmen beschliessen, damit künftig genügend Kapazitäten für das Deponieren vorhanden sind.  

29.10.2020 :: Bruno Zürcher (zue)