Warme Häuser – dank Holzrinde

Warme Häuser – dank Holzrinde
Die neue Heizzen­trale soll neben der Entrindungsanlage gebaut werden. / Bild: Walter Marti (mwl)
Zollbrück: Die Wärmeverbund Zollbrück AG will die Energie beim Holzverarbeitungsbetrieb De Ligno beziehen. Damit kann in der Region mehr Wertschöpfung erzielt werden.

Im vergangenen Monat wurde die Aktiengesellschaft Wärmeverbund Zollbrück gegründet. Aktionäre des Wärmeverbundes sind die beiden Einwohnergemeinden Lauperswil und Rüderswil sowie die Bauunternehmung Hans Schmid AG, die Bee Architekten AG und die Gewerbeareal Maeder AG. Als Verwaltungsratspräsident amtet Roland Rothenbühler, Gemeindepräsident von Rüderswil. In einem zweiten Schritt schloss der Wärmeverbund mit dem zentral gelegenen Holzverarbeitungsbetrieb De Ligno einen Wärmeliefervertrag ab. «Seit diesen zwei Meilensteinen ist nun viel Zug in das Projekt gekommen. Das Interesse an Anschlüssen ist vorhanden», sagt Tina Pfister, Geschäftsführerin des Wärmeverbundes Zollbrück. Sie ergänzt, dass der Trend «weg vom Öl, hin zu einem erneuerbaren, CO2-neutralen Energieträger» klar erkennbar sei. Zudem könne bei der Verwendung von Holz ein beachtlicher Teil der Wertschöpfung in der Region behalten und für die notwendigen Investitionen mit Förderbeiträgen gerechnet werden.

Interesse ist vorhanden

Als nächstes stehen nun laut Tina Pfister die Finanzierung und die Planung der Projektumsetzung an. Zuerst soll definiert werden, welche Quartiere von Zollbrück wann an den Wärmeverbund angeschlossen werden. Links der Emme wollen zum Beispiel die Schulanlagen und verschiedene Eigentümer von Gebäuden aus dem Quartier Kalchmatt Wärme beziehen. Auch auf der anderen Seite der Emme hätten sich bereits zahlreiche Interessenten von Ein- und Mehrfamilienhäusern, Gewerbebetrieben oder die Genossenschaft Ballsporthalle für einen Anschluss interessiert, sagt Tina Pfister.

«Auch De Ligno steht voll und ganz hinter diesem zukunftsweisenden Projekt», betont Walter Horisberger, Standortleiter Zollbrück dieser Firma. Im Sägewerk würden jährlich gut 35’000 Kubikmeter Weisstannenrundholz entrindet und verarbeitet. Das führe zu beachtlichen Rindenmengen, die heute mehrheitlich in der betriebseigenen Heizzentrale verbrannt würden. Mit der gewonnenen Wärme würden die Trocknungskammern beheizt. Ein Teil der überschüssigen Rinde müsste heute entsorgt oder in Aarberg zu Gartenerde verarbeitet werden. «Bei zunehmender Energienachfrage könnten wir auch vermehrt Restholz wie Spreissel und Schwarten zu Wärme machen», hält Walter Horisberger abschliessend fest.

Neue Heizzentrale 

Samuel Reber ist Mitglied der Geschäftsleitung und Projektleiter von De Ligno. Die vorhandene Heizzen-trale mit einer Leistung von maximal zwei Megawatt weise genügend Kapazität für die Belieferung des eigenen Betriebs und erste Gebiete von Zollbrück auf. Bei steigender Nachfrage sei der Bau einer neuen Heizzentrale mit grösserer Kapazität zu erstellen. Diese käme dann rund 400 Meter flussaufwärts im Bereich der Entrindungsanlage zu stehen, erklärte Samuel Reber. Damit müsste die Rinde nicht mehr transportiert werden, was zu rationelleren Betriebsabläufen führen würde. «Für diese Investition müssten wir mit rund zwei Millionen Franken Kosten rechnen», so der erfahrene Projektleiter.

15.10.2020 :: Walter Marti (mwl)