«Das Reisen durch Europa macht mir nichts aus, damit komme ich gut klar»

«Das Reisen durch Europa macht mir nichts aus, damit komme ich gut klar»
Lia Wälti im EM-Qualispiel gegen Belgien in Thun. Die Langnauerin freut sich immer wieder, kurz in die Schweiz zu kommen. / Bild: Stephan Schori (ssr)
Fussball: Nachdem Lia Wälti den Sommer mit Reha verbracht hat, freut sich die Nationalspielerin, endlich wieder für Arsenal WFC und die Schweiz auf dem Rasen zu stehen.

Lia Wälti, Sie haben durch den Lockdown eine längere Aufbauphase als geplant hinter sich. Wie geht es Ihnen nach den Einsätzen in der Champions League und in der Meisterschaft mit Arsenal und den beiden EM-Qualifikationsspielen mit dem Schweizer Nationalteam?

Soweit sehr gut. Wegen Corona war es etwas ungewöhnlich, dass ich über Monate am gleichen Ort bleiben musste. Ich bin froh, dass wieder gespielt wird und wieder Kontakte zu Mitspielerinnen möglich sind. Auch in der Nati war es toll, wieder andere Leute zu sehen, in einem anderen Umfeld zu spielen und in einem anderen Land zu sein. Natürlich freue ich mich auch jedes Mal über die Möglichkeit, die Familie zu sehen, wenn es auch nur für ein paar Stunden ist. Nach dem Zusammenzug mit der Nati ging es zurück zum Verein und nach zwei Trainings stand das nächste Meisterschaftsspiel auf dem Programm. Es ist sicher eine intensive Zeit mit kurzer Vorbereitung, aber es geht allen Teams und Spielerinnen ähnlich. Und das Reisen durch Europa macht mir nichts aus, damit komme ich gut klar.


Mittlerweile spielen mit Malin Gut und Noelle Maritz zwei Nati-Kolleginnen ebenfalls bei Arsenal.

Ich finde es richtig cool, dass Noelle und Malin hier sind. Beides sind tolle Spielerinnen mit Talent und Potenzial. Auch in der Nati haben sie wichtige Rollen inne. Wenn man im gleichen Verein spielt, ist man vertrauter. Das schweisst zusammen. Man kennt sich besser und es ist auch ein Vorteil, zusammen reisen zu können. Untereinander tauschen wir uns über den Verein und die Nati aus. In London ist es zudem schön, ein bisschen Schweizerdeutsch sprechen zu können. Das gibt mir ein Gefühl von Heimat.  


Wie beurteilen Sie das Spiel der Schweiz gegen Belgien (2:1)? 

Rückblickend war dieses Spiel eine super Sache für uns. Losgelöst vom Resultat war es schön, zu sehen, dass wir gut zusammenspielen können. Wir konnten uns aufeinander verlassen und haben dank tollem Pressing im Spiel nach vorne gute Lösungen gefunden. In Kroatien hat das nicht wie gewünscht funktioniert. Uns fehlte das Selbstvertrauen. Wir sind alle froh, dass wir es im Belgien-Spiel zurückgewinnen konnten.


Ärgert es Sie, weil ausgerechnet ein Fehlpass von Ihnen zum Gegentreffer führte? 

Klar ärgert mich ein Fehlpass, der zu einem Gegentor führt. Ich denke, ich bin eine Spielerin, die präzise Pässe spielen kann und deshalb ärgere ich mich immer, wenn meine Pässe nicht ankommen. Gegen Belgien habe ich eine Position weiter hinten gespielt, in der Innenverteidigung. Da wirst du halt noch direkter bestraft, wenn du einen Fehler machst. Auf internationalem Top-Niveau sowieso. Am Ende ist aber wichtig, dass wir als Team gewonnen haben und ich bin froh, dass wir den Vorsprung über die Zeit bringen konnten.


Nun folgt im Oktober das Auswärtsspiel gegen Rumänien und dann wartet am 1. Dezember nochmals Belgien. Wie schätzen Sie das Restprogramm ein? 

Der Match gegen Rumänien ist für mich auf jeden Fall ein Schlüsselspiel. Ich hoffe sehr, dass wir so auftreten können wie gegen Belgien. Wir müssen uns bewusst sein, wie viel näher wir mit einem Sieg der Europameisterschaft kommen. Ich erwarte eine sehr schwierige Partie, die wir von Anfang an konsequent angehen müssen. Wir dürfen nicht ins Hintertreffen geraten, denn im Kampf gegen die Zeit wird es immer unangenehm. Daher muss es unser Ziel sein, hinten wirklich kompakt zu bleiben und den Rumäninnen keine Chance für ein Tor zu geben.


Was sagen Sie als Captain dem Team vor einem solchen Spiel?

Im Vorfeld unterstreiche ich immer, dass man keinen Gegner unterschätzen darf. Wir müssen den Gegner bewusst analysieren und uns aktiv mit ihm auseinandersetzen. Aber ich bin nicht der typische Captain, der kurz vor dem Spiel noch wahnsinnig gerne ausschweifende Reden hält. Klar versuche ich, meine Mitspielerinnen zu motivieren und den Fokus aufs Spiel zu lenken. Meistens wiederholen wir etwas aus einem vorherigen Training. Aber wenn eine andere Spielerin etwas sagen möchte, dann lasse ich ihr den Vortritt.

01.10.2020 :: Olivia Portmann (opk)